Loyalität, Legitimität, Legalität
Zerfalls-, Separations- und Souveränisierungsprozesse in Ostmittel- und Osteuropa 1914–1921
Alfred Eisfeld, Konrad Maier
Loyalität, Legitimität und Legalität zählen zu Wertvorstellungen und Normen, die den Bestand oder das Auseinanderbrechen von Gesellschaften und Staaten prägen. Sie erhalten in Krisenzeiten wie dem Ersten Weltkrieg und den Revolutionen der Jahre 1917 und 1918 in Europa besondere Bedeutung. Unter den Bedingungen zusammenbrechender Ordnungssysteme und der Herausbildung neuer Formen der Interaktionen zwischen der Bevölkerung und den staatlichen Autoritäten stellte sich vielfach die Frage nach vertretbaren und gerechten Forderungen an die Gesellschaft und an den Einzelnen: Was ist legitim und wie weit reicht die Loyalität? Wer bestimmt, was legitim ist, wenn gesetzliche Bestimmungen in kurzer Zeit geändert werden? Wer bestimmt oder wodurch wird bestimmt, wem gegenüber Loyalität eingefordert wird?
Ein weit verbreitetes Interesse galt nach dem Ersten Weltkrieg der Herausbildung neuer Ordnungssysteme. Sie entstanden vor dem Hintergrund, Ansprüche von außen abzuwehren, galten der Formierung neuer Nationalstaaten oder waren verknüpft mit dem Eintritt in neue internationale Beziehungsgeflechte. Bemerkenswert ist, dass bei aller Rhetorik von Demokratie nationalen Minderheiten keineswegs immer gleiche Rechte eingeräumt wurden. Historiker und Historikerinnen aus Deutschland, Polen, Russland und der Ukraine gehen in diesem Sammelband der Frage nach, welche Rolle Loyalität, Legitimität und Legalität während der Zeitenwende des Ersten Weltkrieges in Ostmitteleuropa spielten. Im Fokus stehen dabei einerseits die Beziehungen zwischen den Besatzungsmächten und der Bevölkerung und andererseits die Verhältnisse und Verknüpfungen innerhalb der im Entstehen begriffenen Nationalstaaten.