Bauvermessung und Proportionen im frühen und hohen Mittelalter
Günther Binding
Erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts kamen Baupläne auf. Bis dahin wurde im Mittelalter wie in der Antike der imaginierte Bau (opus in mente conceptum) mittels einer mehr oder weniger anschaulichen Beschreibung (descriptio) direkt auf dem Baugelände 1:1 aufgemessen – oder der Grundriss war höchstens auf einem kleinen, mit Wachs beschichteten oder mit Staub bedeckten Brettchen (abacus) mit einem Griffel unmaßstäblich und nicht proportionsgerecht skizziert. Wie faszinierend und exakt mit diesen scheinbar primitiven Mitteln damals große Architektur gelang, zeichnet der bekannte Kölner Kunsthistoriker und Fachbuchautor Professor Günther Binding nach und berücksichtigt dabei ausführlich die seinerzeit mit ausschlaggebenden arithmetischen, philosophischen und theologischen Komponenten des Bauens. Aus dem Inhalt: I. Antike Vorgaben: Bildung und Aufgaben des antiken Architekten; Antike Vermessungstechnik II. Die Vermittlung ins Mittelalter: Das 5.-7. Jahrhundert: Boethius; Cassiodor; Isidor von Sevilla; Die Schriften der römischen Agrimensoren III. Theoretische Schriften des 8.-12. Jahrhunderts über Geometrie und Proportion IV. Schrift- und Bildquellen zur praktischen Bauvermessung im frühen und hohen Mittelalter: Vermessung durch den Bauherrn; Vermessung durch Fachleute; Vermessungsmethoden und Instrumente; Höhenmessung V. Baupläne? Opus in mente conceptum: Schriftquellen; Ritzzeichnungen; Kleine Grundriss-Skizzen; Das Skizzenbuch des Villard de Honnecourt VI. Maße und ihre Bestimmung: Maßangaben; Maßeinteilungen; Länge des Fußmaßes VII. Bauvermessung: Stadtvermessung (Humpert); Pfalzkapelle in Aachen; Castel del Monte; Aufmessung mittels Achsenkreuz; Geometrische Vermessung; Villards Turmgrundriss von Laon; Ostung/Orientierung VIII. Baugeometrie IX. Architekturtheorie? X. proportio, symmetria, aequalitas und numeri XI. Ergebnisse Register