Für die Erforschung der Wechselbeziehung von Kunst und Literatur der Romantik stellen Clemens Brentanos "Romanzen vom Rosenkranz" und sein Illustrationsgesuch an den Maler Philipp Otto Runge ein interessantes Sujet dar. Auch wenn das hochambitionierte Gemeinschaftsprojekt durch Runges frühen Tod 1810 auf Seiten des bildkünstlerischen Mediums unausgeführt und seitens Brentano unvollendet blieb – von den ursprünglich geplanten 24 Romanzen wurden 19 ausgeführt –, lassen sich aus den überlieferten Materialien, dem Briefwechsel der beiden Künstler und Brentanos Nachruf auf Runge Aufschlüsse über das Verhältnis der beiden Künstler, ihre Beweggründe, künstlerischen Motivationen und konzeptionellen Überlegungen zur angestrebten intermedialen Relation ziehen. Untersucht werden u. a. folgende Fragen: Welchen Einfluß hatte Runge im Entstehungsprozeß der Romanzen? Welchen Stellenwert hatten für Brentano die gewünschten Illustrationen? Welche Text-Bild-Relation war vorgesehen? Bestand ein Zusammenhang mit frühromantischen Maximen von der Wechselberührung der Künste? Brentano wünschte sich ausdrücklich eine 'Dominanzbildung' des bildkünstlerischen Mediums gegenüber seinem Text: Runges Illustrationen sollten als Leit- und Erlösungsmedium für das von Brentano selbst als defizient erachtete Medium der Schrift, seinen sogenannten 'Aschenhaufen der Poesie', fungieren.
Aktualisiert: 2021-12-09
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Für die Erforschung der Wechselbeziehung von Kunst
und Literatur der Romantik stellen Clemens Brentanos
Romanzen vom Rosenkranz und sein Illustrationsgesuch
an den Maler Philipp Otto Runge ein interessantes
Sujet dar. Auch wenn das hochambitionierte Gemeinschaftsprojekt
durch Runges frühen Tod 1810 auf Seiten
des bildkünstlerischen Mediums unausgeführt
und seitens Brentano unvollendet blieb – von den ursprünglich
geplanten 24 Romanzen wurden 19 ausgeführt
–, lassen sich aus den überlieferten Materialien,
dem Briefwechsel der beiden Künstler und Brentanos
Nachruf auf Runge Aufschlüsse über das Verhältnis der
beiden Künstler, ihre Beweggründe, künstlerischen
Motivationen und konzeptionellen Überlegungen zur
angestrebten intermedialen Relation ziehen.
Untersucht werden u. a. folgende Fragen: Welchen Einfluß
hatte Runge im Entstehungsprozeß der Romanzen?
Welchen Stellenwert hatten für Brentano die gewünschten
Illustrationen? Welche Text-Bild-Relation
war vorgesehen? Bestand ein Zusammenhang mit frühromantischen
Maximen von der Wechselberührung der
Künste?
Brentano wünschte sich ausdrücklich von Runge: 'die
Geister, welche durch Ihre Feder am Rande erscheinen werden,
sollen die meinen erlösen' (an Runge, 21. Januar 1810). Mit
Runges Randillustrationen wollte Brentano sich nicht
nur deren heilsgeschichtliche Orientierung sichern,
sondern ebenso deren Ordnungs-, Kontroll- und Korrektivfunktion
gegenüber den partiell a-religiösen Texttendenzen
seiner Romanzen. Brentano strebte somit weder
eine 'äquivalente Bimedialität' an, noch eine bloße
Wechselberührung der Künste, sondern er wünschte
sich ausdrücklich eine 'Dominanzbildung' des bildkünstlerischen
Mediums gegenüber seinem Text: Runges
Illustrationen sollten als Leit- und Erlösungsmedium
für das von Brentano selbst als defi zient erachtete
Medium der Schrift, seinen sogenannten 'Aschenhaufen
der Poesie', fungieren. Mit Runges Absage und Tod zerschlugen
sich Brentanos Hoffnungen. Seine in Runge
gesetzten Erlösungserwartungen blieben unerfüllt, und
die Romanzen blieben unvollendet.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Sektion I
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Anu Pande: Kontinuitäten und Brüche. Der Anthropozentrismus in Marlen Haushofers Die Wand
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Sektion II: Indien-Diskurse
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Shreya Gaikwad: Seidenbaukunst und Kolonialverbrechen. Indien- und Chinabezüge in W. G. Sebalds Die Ringe des Saturn
Kim Tawmbing: Dionysisches und Apollinisches. Zu Hermann Hesses Roman Siddhartha
Thomas Schwarz: “Indian Dirt”. Rhetoric and Aesthetics of Abjection in German Discourses on India
Imke Polland: Weibliche Indomanie? Indienrepräsentationen in Anna Katharina Fröhlichs Roman Kream Korner
Carmen Ulrich: Ein katholischer Häretiker zwischen Österreich und Hindustan. Ein Querschnitt durch Josef Winklers Prosa
Übersetzungen und Werkstattberichte
Swati Acharya und Thomas Schwarz: Krankhaftes Wohlbefinden von Amar Kant
Swati Acharya: Amar Kant. Ein Nachruf
Astha Gandhi und Salman Abbas: Qurratul Ain Haiders Awaragard. Zur Übersetzung der Kurzgeschichte vom Urdu ins Deutsche – Der Anhalter
Gawri Verma und Tina Boos: Omprakash Valmikis Ghuspaithiye. Zur Übersetzung der Kurzgeschichte vom Hindi ins Deutsche – Die Eindringlinge
Namita Khare: Zur Übersetzung von Herta Müllers Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt ins Hindi
Rezensionen
Bettina Bannasch, Gerhild Rochus (Hg.): Handbuch der deutschsprachigen Exilliteratur. Von Heinrich Heine bis Herta Müller
Shreya Gaikwad
Stephan Besser: Pathographie der Tropen. Literatur, Medizin und Kolonialismus um 1900
Thomas Schwarz
Jyoti Sabharwal: Willy Haas. Die Begegnung mit Indien als Exilort
Johannes Görbert
Rüdiger Zymner, Achim Hölter (Hg.): Handbuch Komparatistik: Theorien, Arbeitsfelder, Wissenspraxis
Salman Abbas und Pia Martin
Klaus Fischer, Eilika Fobbe, Stefan J. Schierholz (Hg.): Valenz und Deutsch als Fremdsprache; Klaus Fischer, Fabio Mollica (Hg.): Valenz, Konstruktion und Deutsch als Fremdsprache
Nishant K. Narayanan
Thomas Schwarz: Ozeanische Affekte. Die literarische Modellierung Samoas im kolonialen Diskurs
Anne D. Peiter
Franz-Josef Deiters, Axel Fliethmann u. a. (Hg.): Limbus. Australisches Jahrbuch für germanistische Literatur- und Kulturwissenschaft
Thomas Schwarz
Interview
Interview mit Stefan Kaegi über das Festival Parallel Cities Delhi 2013
Parvati Vasanta
Konferenzbericht
German Week. 11. Nachwuchssymposium im Fach Germanistik & Goethe Society Conference, 16.–20. Februar 2015, University of Delhi
Christoph Senft und Carmen Ulrich
Nachwort
Zur Rezeption der ‚Neuen Folge‘
Thomas Schwarz
Aktualisiert: 2019-05-08
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