Die zweifelhafte Wahrnehmung, dass der postmoderne Kapitalismus einem Telos der zwanglosen Verständigung oder einem Zustand der uneingeschränkten Wahlmöglichkeiten und der grenzenlosen subjektiven Selbstverwirklichung entgegeneilt, ist nichts als die Erscheinungsform ihres genauen Gegenteils, einer postpolitischen Gesellschaft ohne echte Wahlmöglichkeiten, in der die Subjektivität selbst längst anämisch und zu einem bloßen Simulationsmodell verkommen ist. Die Frage lautet deshalb nicht, welche Bedeutung der kritischen Theorie der Gesellschaft aus der Perspektive der Postmoderne als der angeblich kritischen Theorie der Gegenwart noch zukommt, sondern genau andersherum: Wie erscheint die gegenwärtige Gesellschaft und mit ihr die Postmoderne als ihre hegemoniale Ideologie im Licht der kritischen Theorie? Denn weit davon entfernt, eine kritische Analyse der Gegenwartsgesellschaft zu leisten, macht sich die Postmoderne durch die radikale Verwerfung der angeblich „repressiven“ Allgemeinbegriffe und Totalitarismen („Es gibt nicht die Logik des Kapitals“, „es gibt nicht die Gesellschaft“) blind für die immanente Entwicklungsdynamik des Kapitalismus, die der Neoliberalismus vollstreckt, und phantasiert stattdessen lieber von den Kulturen und bunten Minderheiten, die der globale Kapitalismus durch seine beispiellose Tendenz zur Homogenisierung längst zur bloßen Folklore in Plastikkulissen oder spleenigen Marotten in den Freakshows der Kulturindustrie depraviert hat.
Aktualisiert: 2023-03-30
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Auch wenn die multikulturelle Identitätspolitik und die „politisch korrekte“ Dramatisierung des vermeintlichen Opferstatus jedweder minoritären Gruppe bzw. Lebensform (ob ethnisch, religiös, sexuell oder subkulturell) oder subjektiven Betroffenheit als besonders kritisch und aufgeklärt gilt, verhindert die von ihr forcierte Partikularisierung von Gesellschaft und politischem Subjekt im Namen von „Differenz“ und „Diversität“, die den Interessen der neoliberalen Reformer so perfekt harmoniert, de facto jede politische Subjektivierung, die gerade eine Verallgemeinerung des je Besonderen und nicht seine Partikularisierung implizieren würde, und damit die Möglichkeit einer politischen Veränderung der objektiven gesellschaftlichen Verhältnisse.
Indem die Postmoderne, die die scheinbar radikale Politisierung aller gesellschaftlichen Zusammenhänge im Gefolge der Neuen sozialen Bewegungen und der progredierenden gesellschaftlichen Individualisierung ideologisch sekundiert, gerade den Rückbezug der individuellen Betroffenheiten auf die vorgeordnete gesellschaftliche Struktur jedoch als „totalitär“ oder „totalitaristisch“ verwirft und nicht anders als der Neoliberalismus die grundlegenden politischen und sozialen Konflikte eskamotiert, folgt sie wie der technokratische Neoliberalismus der Logik der Post-Politik, die in der Illusion eines Junktims von Markt, Menschenrechten und Demokratie kulminiert.
Aktualisiert: 2023-03-30
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Der Vorwurf des Populismus ist nicht nur längst ubiquitär geworden, er ist auch hervorragend dazu geeignet, jede Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen von vorneherein zu delegitimieren und den progressiven Neoliberalismus, der zur hegemonialen Ideologie der westlichen Gesellschaften aufgestiegen ist, als besonders aufgeklärt und kritisch erscheinen zu lassen.
Eine Immunisierungsstrategie, die ohne den Einfluß der Postmoderne und ihrer Verwerfung der Vernunft wie der Leugnung der gesellschaftlichen Realität, die über die cultural und postcolonial studies tief in die Lifestyle-Ideologie des Linksliberalismus eingewandert sind, kaum denkbar wäre.
Nur sind Multikulturalismus, Identitätspolitik und political correctness als existenzielle Bestandteile des progressiven Neoliberalismus keineswegs so grundverschieden vom vermeintlichen oder realen Populismus, wie ihre Anhänger glauben machen, sondern verdanken ihren Aufstieg genau wie der Populismus der regressiven Modernisierung und den mit ihr verbundenen Individualisierungsschüben, die psychoanalytisch betrachtet eine tiefgreifende Regression der Individuen ausgelöst haben, die das Einfallstor für die verschiedensten ideologischen Mobilisierungen bildet.
Aktualisiert: 2023-03-30
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Die Frage, ob die Psychoanalyse eine Naturwissenschaft sei, ist fast so alt wie diese selbst. Dabei handelt es sich jedoch keineswegs um ein rein methodologisches Problem, sondern ihre Beantwortung ist vielmehr untrennbar mit der Frage nach dem Gegenstandsbereich der Psychoanalyse verknüpft, d. h., ob sie es überhaupt unmittelbar mit einer an sich seienden Natur zu tun hat. Dabei ist gerade Freuds Haltung, dem gerne ein "szientistisches Selbstmißverständnis" (Habermas) attestiert wird, schon auf der Ebene der Triebtheorie, die sowohl von den Freudomarxisten wie den späteren Revisionisten als Beleg für die vermeintlich naturwissenschaftliche Fundierung bzw. "biologistische" Verkürzung der Psychoanalyse durch Freud herangezogen wurde, alles andere als eindeutig. Paradoxerweise sind für Freud die Triebe von einer inneren Historizität gekennzeichnet und damit alles andere als unmittelbar biologisch gegeben, während seine Rekonstruktion der Gattungsgeschichte andererseits unverhohlen auf lamarckistische Vererbungstheorien rekurriert. Gleichwohl war es ausgerechnet Freud, der in seiner Kulturtheorie, die jeder naturwissenschaftlichen Interpretation der Psychoanalyse regelmäßig als pseudowissenschaftlicher Rest zum Opfer fällt, der immanenten Dialektik der Kultur inne wurde und den vorgeblich biologischen Materialismus seiner Theorie tendenziell in einen materialistischen transformierte.
Aktualisiert: 2020-08-03
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