von dessen Wohltaten profitierten, erfreuen sich in der deutschen Provinz noch
heute unkritischer Beliebtheit. Der Weltruhm, den Josef Martin Bauer mit seinem
Roman Soweit die Füße tragen erzielte, verdeckt sein vormaliges Engagement als Verfasser
rassistischer Kriegsbücher. Die Heimatdichterin Margarete zur Bentlage aus
dem niedersächsischen Artland soll dort gegenwärtig als regionale Größe reinstalliert
werden – obwohl sie mit fast allen ihren Prosatexten die idologischen Interessen
des Regimes bediente. Und in Österreich betrifft die Ignoranz gegenüber der Verstrickung
von Schriftstellern in die NS-Diktatur anscheinend nicht nur die Provinz.
Die 2009 verstorbene Gertrud Fussenegger zählt zu den Großen der österreichischen
Nachkriegsliteratur, hat sich aber niemals ihrem Wirken als aktive Nationalsozialistin
gestellt. Das gilt auch für Josef Friedrich Perkonig, der unter allen politischen
Regimes Österreichs seine Karriere beförderte, darunter auch als stellv. Landesleiter
der Goebbels’schen Reichsschrifttumskammer in Kärnten.
An den donau-„schwäbischen Mussolini“ und ehemaligen k.u.k.-Oberst Karl von
Möller hingegen scheint jede Erinnerung erloschen. In den 1930er Jahren war der
„volksdeutsche“ Politiker mit seinen rassistischen historischen Romanen sehr erfolgreich.
Dagegen ist die Blut-und-Boden-Dichterin Agnes Harder zumindest in den
Vertriebenenverbänden noch marginal präsent, während viele ihrer Texte sogar in
den Schulbüchern des „Dritten Reiches“ vertreten waren. Besondere Wirkung entfaltete
nach dem Zweiten Weltkrieg der NS-Dichter Herbert Böhme. Als Mitgründer
des Deutschen Kulturwerks europäischen Geistes (DKEG), der größten rechtsextremen
kulturellen Organisation in Westdeutschland, wollte er die völkischen „Ideale“
bewahren und deren kulturellen Exponenten eine schlagkräftige Institution schaffen.
Mit Sigmund Graff und Max Dreyer stellt der vierte Band der Reihe Dichter für
das „Dritte Reich“ zwei extrem erfolgreiche Schriftsteller jener Zeit vor. Graff, heute
weitgehend vergessen, war seinerzeit der meistinszenierte zeitgenössische Bühnenautor.
Der Dramatiker und Romancier Dreyer, ein Sozialdarwinist, wurde vom
Regime mit fünf literarischen Preisen so häufig ausgezeichnet wie kaum ein anderer
– obwohl er nie der Partei beitrat.
Eine heute kurios anmutende Erscheinung ist der Theologe und Schriftsteller
Arthur Bonus, der mit seinem deutsch-nationalen, heroischen Gott ein „germanisches
Christentum“ konstruierte, das den Menschen auf seinen Nutzen für das Glaubenskollektiv
reduzierte. In der Zeit des „Dritten Reiches“ war er ein engagierter
Streiter in den Auseinandersetzungen der völkisch orientierten Gruppierungen des
deutschen Protestantismus.
Aktualisiert: 2019-10-25
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Der dritte Band der Reihe Dichter für das „Dritte Reich“ stellt mit Kuni Tremel-Eggert und Polly Maria Höfler erstmals auch zwei Autorinnen vor. Mit ihren völkisch-rassistischen Romanen rangierten sie lange auf den oberen Plätzen der Bestsellerlisten im nationalsozialistischen Deutschland. Ebenfalls von bedeutender literarisch-propagandistischer Wirkung war die Lyrik Baldur von Schirachs, der nicht nur als Reichsjugendführer zu den Spitzenfunktionären des Regimes gehörte, sondern auch den Ruf als „Sänger der Bewegung“ genoss. Mit Anton Graf Bossi-Fedrigotti und Otto Paust präsentiert der Band zudem zwei Autoren, die in ihren Texten die sog. Frontgemeinschaft des Ersten Weltkriegs als Modell für eine ideale Gesellschaft priesen. Der Theatertheoretiker und Schriftsteller Walter Best hingegen wollte mit seinen Studien ein „Theater auf rassischer Grundlage“ konzipieren, und der von Heinrich Himmler hochgeschätzte Werner Jansen verherrlichte mit seinen Romanen ein ‚rassisch reines‘, heldisches Germanentum. Ludwig Finckh, seinerzeit als „Ahnenforscher“ bekannt, forderte gar die planmäßige Züchtung von „hochwertigem“ menschlichem Erbgut, während der unter seiner „gemischtrassigen“ Herkunft leidende Mirko Jelusich in seinen Texten die geniale prophetische Führergestalt propagierte und als Nationalsozialist im österreichischen kulturpolitischen Untergrund den „Anschluss“ seines Landes an das Deutsche Reich vorbereiten half.
Das Deutsche Kulturwerk europäischen Geistes (DKEG) entwickelte sich seit 1950 zur wohl größten rechtsextremen Kulturorganisation in Westdeutschland, in der zahlreiche ehemalige NS-Dichter engagiert waren. Das DKEG bestand bis 1996. Der diesen Band beschließende Beitrag skizziert erstmals ein kritisches Gesamtbild über Programm, Aktivitäten, Mitglieder, Aufstieg und Zerfall dieser in der Öffentlichkeit bis heute nur wenig bekannten Institution.
Aktualisiert: 2019-11-15
Autor:
Johanna Clausing-Schweers,
Patrick Deppe,
Rolf Düsterberg,
Stefanie Hundehege,
Daniel Klünemann,
Monique Mense,
Christoph Penning,
Alicia Pfeiffer,
Nina Recke,
Jana Rogge,
Bettina Weber
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