Zur Freiheit reif !
Die russische Bevölkerung lebte seit vielen Jahrhunderten unter zaristischer, bolschewistischer, kommunistischer und putinscher Herrschaft, ohne echte Demokratie, ohne Meinungs- Presse- und Versammlungsfreiheit. Nur kurz, zwischen der Februarrevolution 1917 unter Alexander Kerenski und der bolschewistischen Oktoberrevolution 1917, setzen sich die demokratischen Bestrebungen durch. Nur kurz, in der Ära von Michail Gorbatschow von 1984 – 1991 mit den Schlagworten Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Entwicklung) begann das Pflänzchen Demokratie, Wurzeln zu schlagen.
Das heutige Russland bezeichnet sich zwar in Art. 1 seiner Verfassung wie auch schon die Deutsche Demokratische Republik als demokratischer Staat. Gefälschte Wahlen, die Niederschlagung der Meinungs- Presse- und Versammlungsfreiheit lassen von der Demokratie nichts mehr übrig.
Es besteht daher ein Meinungsstreit, ob Russland für die Demokratie überhaupt reif sei. Dieser Streit bestand auch in den deutschen Fürstentümern nach den Gräueltaten der Französischen Revolution 1789.
Gegen die einhellige Meinung der Fürsten, fast aller Dichter und Denker, zu denen auch Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller gehörten, war Immanuel Kant der Auffassung, dass ein Volk nur unter den Bedingungen der Freiheit zur Freiheit reifen könne. Er wandte sich gegen die Meinung, dass ein Volk zur Freiheit noch nicht reif sei. In gleicher Weise kann ein Volk nur unter demokratischen Bedingungen zur Demokratie reifen. Die Ukraine hat dies seit ihrer Selbstständigkeit 1991 eindrucksvoll unter Beweis gestellt und damit auch die Philosophie Kants bestätigt.
Aktualisiert: 2022-08-31
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Wer hat das Patent auf die Menschenwürde,
Philosophie oder Christentum ?
Bei dem lateinischen Denker und Redner Marcus Tullius Cicero taucht erstmals der Begriff menschlicher Würde auf, die jedoch abgestuft ist, verloren werden kann und dem männlichen Geschlecht vorbehalten ist. Schon der Sophist Protagoras im 4. Jhdt. v. Chr. hatte jedoch den Mensch als „Maß aller Dinge definiert. Athen wurde 338 durch Philipp geschleift, sodass es bezeichnend ist, dass der Kyniker Diogenes Alexander dem Großen, dessen Sohn, entgegengeschleudert hat, er sei Kosmopolit, Bürger der ganzen Welt. Durch diese Idee wurden die Sieger „humanitär diskreditiert“ (Arnold Gehlen). Früher Bürger der griechischen Polis (Stadtstaat), jetzt Provinzler, waren sie wieder wer. Selbstachtung und Neidvermeidungsstrategie gingen bei der Begründung menschlicher Würde Hand in Hand.
Den begriffsgeschichtlichen Vorsprung der Antike holt das Christentum ideengeschichtlich ein, da es im Evangelium den Verachteten, Verlassenen und Verlorenen den gleichen Wert zugesteht wie den Etablierten und Arrivierten. Bei Jesus fällt auf, wie schroff er die sozial, kulturell und religiös Geachteten abkanzelt. Er ist vollständig auf Seiten der Abgehängten, er verkehrt mit den verachteten Zöllner und Huren und nimmt sogar die Ehebrecherin in Schutz. Das Christentum wird die Religion der Massen. Auch in Rom wird das Christentum als die Religion der kleinen Leute wahrgenommen (Kelsus versus Origines). Die menschliche Würde ist daher nicht abgestuft, sie kann nicht verloren gehen und sie ist an alle Menschen adressiert. In der Patristik werden die drei Grundaussagen des Alten und des Neuen Testaments zusammengefasst. Durch die Schöpfung wurde die Würde aller Menschen begründet, durch die Erlösung betätigt und durch die Verheißung eines ewigen Lebens erhöht.
Der Abschied von der menschlichen Würde wird durch Augustinus eingeleitet, wonach der Mensch keinen eigenen Wert mehr hat. Im Mittelalter wird die „miseria hominis“, die Unwürdigkeit des Menschen zum zentralen Thema. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war die sündige Natur des Menschen die der evangelischen und katholischen Kirche gemeinsame Denkachse, bestätigt durch die damals führenden Theologen Friedrich Gogarten und Romano Guardini. Erst das Grundgesetz berief sich nicht nur auf Kant, sondern in der Aussage über die „Unantastbarkeit der Menschenwürde“ im Ergebnis auf das Christentum. Das Fragezeichen in der Überschrift „Christentum – Religion der Menschenwürde?“ bleibt daher erhalten.
Die religiöse, politische und rechtliche
Dimension der Menschenwürde
Der moderne Staat hat nach Thomas Hobbes allein die Aufgabe, die Würde des Menschen, sein Leben und seine Freiheit, zu schützen. Der Staat wird für ihn zum „sterblichen Gott“, dem wir unter dem „unsterblichen Gott“ den inneren und äußeren Frieden verdanken. Dennoch wird Thomas Hobbes wegen Atheismus verfolgt und muss aus England fliehen.
Wer stark genug ist, alle zu schützen, ist auch stark genug, alle zu unterdrücken. Die Würde des Menschen, Leben und Freiheit, ist nach John Locke nicht nur gegen Verbrechen aus der Gesellschaft und gegen Bürgerkriege, sondern auch gegen Übergriffe des Staates, d.h. umfassend zu schützen. Die Idee der Menschenrechte entsteht. Auch Locke muss fliehen. Papst Pius VI. verurteilt die Ideen der Französischen Revolution, die die Menschenrechte auf den Weg bringen, als Sündentaumel.
Die soziale Ermöglichung menschlicher Würde durch soziale Teilhabe hat erstmals Karl Marx als allgemeine politische Aufgabe formuliert, indem er das Feindbild der „Ausbeutung“ entwickelte. Der Mensch muss zum Schöpfer seiner selbst werden, was als Kampfansage an das Christentum verstanden wurde. Nur wenige Kirchenführer, wie z.B. der Sozialbischof Ketteler aus Mainz erkannten diese politische Dimension, die jetzt durch die „Theologie der Befreiung“ aufgegriffen wurde.
Die Würde des Menschen wurde daher in drei Richtungen durch ihre Bedrohungen definiert.
Die Kirchen haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Die Würde des Menschen war kein Thema Selbst der christlich-pietistisch erzogene Kant war in seinen Frühschriften der Auffassung, dass der Mensch an sich völlig unwürdig sei.
Nach dem 2. Weltkrieg lagen alle Ideologien in Trümmern. Die Väter des Grundgesetzes wandten sich gegen jede Staatsvergottung, wie es Konrad Adenauer formulierte. Mit dem Schutz und der Achtung menschlicher Würde wurden die Ideen von Hobbes und Locke rechtliche Wirklichkeit. Erst nach dem 2. Weltkrieg begann in den Kirchen ein Umdenkungsprozess. In der evangelischen und reformatorischen Theologie wird mit Recht die Frage diskutiert, warum die Thematik der Würde des Menschen in der Vergangenheit nicht beachtet wurde.
Papst Johannes Paul II. wird zum Verfechter menschlicher Würde, ohne selbstkritisch zu sehen, dass seit der Patrologie über 1600 Jahre lang das Thema menschlicher Würde mit Ausnahme der Philosophie der Renaissance nicht beachtet wurde.
Aktualisiert: 2023-05-03
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Die Würde des Menschen - Die Avantgarde der Freiheit
Ohne die Annahme, dass alle Menschen vernunftbegabt sind, ist der Liberalismus undenkbar. Nur durch die Annahme der Vernunft als „einzigem Stern und Kompass“ aller (John Locke) wird die Idee einer freien Gesellschaft geboren, die in der Lage ist, in Form einer parlamentarischen Demokratie dem damaligen König Wilhelm III. von Oranien auf Augenhöhe entgegenzutreten.
Locke vertraut nicht nur auf die allgemeine Vernunft, sondern stellt jedes Gesetz auf den Prüfstand der Vernunft. Nur ein Gesetz, das die Freiheit der Menschen begründet und fördert, ist anzuerkennen. Dies bedeutet im Umkehrschluss: Wo kein Gesetz ist, besteht auch keine Freiheit. Nur durch den Angriff von Locke und Rousseau gegen die erste Verteidigungslinie der absoluten Herrscher, gegen das Gottesgnadentum, wird die Freiheit und Gleichheit aller möglich.
Es gibt jedoch noch eine zweite, mehr Verzögerungs- als Verteidigungslinie der Fürsten, wonach die Untertanen noch nicht nicht reif zur Freiheit sind. Dieser Auffassung schließen sich nach den Gräueltaten der Französischen Revolution viele große Geister an, auch Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Mit dieser Argumentation kann jedoch ein Volk nie in Freiheit gesetzt werden. Immanuel Kant durchschaut die Verzögerungstaktik, die auch von den deutschen Fürsten getragen wird, und fordert: „Man kann nur dann zur Freiheit reifen, wenn man vorher in Freiheit gesetzt wurde“. Dies bedeutet: Freiheit sofort! Auch bei Kant zeigt sich das Vertrauen auf die Vernunft und die Autonomie der Menschen, der nur solchen Gesetzen gehorchen muss, die er sich wohlverstanden selbst gegeben hat.
Hingegen schränkt Rousseau die Vernunft der Individuen ein, da er dem Einzelwillen den Gesamtwillen des Staates entgegenstellt. Diejenigen, die den Gesamtwillen (volonté générale) nicht erkennen, haben im Ergebnis ein falsches Bewusstsein, diejenigen, die den volonté générale als Hebel ihrer Macht benutzen, bescheinigen sich ein wahres und richtiges Bewusstsein. Rousseau wollte mit diesem Konzept die Freiheit der Bürger erreichen, strebte den Liberalismus an und schaffte den Boden für einen faktischen Totalitarismus. Die Stärken und Schwächen Rousseaus sind die Stärken und Schwächen der Französischen Revolution.
Aktualisiert: 2021-12-09
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Die Hoffnung, dass die Überlegungen von Immanuel Kant zur Würde des Menschen in der Philosophie auf lange Zeit wie eine „heilige Kuh“ unangetastet bleiben, hat sich schon nach kurzer Zeit zerschlagen. Arthur Schopenhauer greift die scheinbare Würde des Menschen als reale Eitelkeit an, mit der sich akademische Kreise und Professoren gerne schmücken, von der aber außerhalb der Lehrstühle niemand etwas weiß. Tiefer geht Friedrich Nietzsche, der aufzuweisen versucht, dass die gesamte abendländische Denkgeschichte eine Verfallsgeschichte menschlicher Würde ist.
Damit war jedoch die Kantische Festung „Menschliche Würde“ noch nicht sturmreif geschossen. Anthropologie, Psychologie, Soziologie, Ethnologie und „Archäologie“ sehen den Menschen „Jenseits von Freiheit und Würde“ (Skinner), die Würde des Menschen hat selbst als Reliquie des Denkens ausgedient. Das Innenleben des Menschen bewegt sich danach zwischen Chaos, Einbildung und Selbstüberschätzung.
Es müssen sich jedoch auch die Humanwissenschaften in gleicher Weise Fragen nach ihren wissenschaftlichen Voraussetzungen gefallen lassen. Holzschnittartig und mit dem Hammer argumentiert:
Die Institutionen ersetzen bei Gehlen die Zucht des Dritten Reichs, Skinner beharrt unwissenschaftlich auf seiner engen Forschungsperspektive der Rattenähnlichkeit des Menschen, bei Parsons gerät vom Menschen nur noch ins Blickfeld, was von der Erwartungshaltung des Systems gefordert wird, die Ethnologie von Lévi-Strauss sieht bei ihren Fliegenbeinzählen keine Fliege mehr.
Wer die Wirklichkeit nur noch in Strukturen sehen will (Foucault), sieht am Ende vor lauter Strukturen die Wirklichkeit nicht mehr.
Aktualisiert: 2022-02-24
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Der Weg der ‚Social Media“ zur Apokalypse
Der Einfluss der „Social Media“ auf die Gesellschaft, auf das Verhalten der Menschen, lässt sich schwer abschätzen, aber kaum überschätzen. Wenn Randalierer, die am 6. Januar 2021 ins Kapitol in Washington ein-dringen, Ihre Information über die gesamte politische und soziale Wirklichkeit aus den Twitterbotschaften von Donald Trump und ihm gewogener Fernsehsender wie „Fox News“ beziehen, sind sie buchstäblich konditioniert. Wie der berühmte Psychologe Burrhus F. Skinner seine Tauben belohnte, wenn sie zu einer Kugel blickte, bis er sie soweit hatte, dass sie mit der Kugel Pingpong spielten, so belohnte Trump seine Anhänger. „Ihr seid etwas Besonderes, ich liebe Euch“.
Die Gefahren der „Social Media“ gehen jedoch weit über Trump hinaus. Deren Algorithmen berechnen das Verhalten ihrer User immer präziser, sodass diese nur noch - vermischt mit Werbung - mit Nachrichten gefüttert werden, die in ihre Erwartungshaltung passen. Es kommen nur noch bestätigende Informationen, die jede Lernbereitschaft abschwächen. Die Followers werden abhängig vom Anführer, dieser wieder von den Followers. Es wird eine virtuelle Welt voller Glück aufgebaut, in der sich die User ständig neue Anerkennungs- und Bestätigungserlebnisse holen können. Es wird daher immer schwer, aus dieser künstlichen Blase herauszufinden und noch schwerer, den Hintersinn der Algorithmen zu erfassen, der auf maximalen Kommerz ausgerichtet ist. Die Thesen von Burrhus F. Skinner in seinem Werk „Jenseits von Freiheit und Würde“ bedeuten zum einen, dass sich Menschen wie Ratten konditionieren und manipulieren lassen, zum andern, dass die Idee der Würde des Men-schen nur noch die Reliquie einer vergangenen Kultur ist.
Aktualisiert: 2021-07-08
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Handbuch oder Anleitung für Revolutionäre
Es gibt kein Handbuch für Revolutionen oder Revolutionäre, es gibt jedoch eine feste Denkabfolge, welche Schritte bei einer Revolution beachtet werden müssen.
Echte Revolutionen haben einen humanen Rechtstitel, das Ziel einer menschenwürdigen Gesellschaft. Sie sind erst möglich durch eine radikale Gegenwartskritik und den korrespondierenden Auf-bau des Selbstwertes der Akteure. Die Gegenwartskritik wurde in der Vergangenheit durch die Naturzustandslehren (Hobbes, Lo-cke, Rousseau) verstärkt.
Die Revolutionen folgen einem festen Mechanismus: Verstärkung des Leidensdrucks der Bevölkerung, Schuldzuweisung, Notwendigkeit eines Feindbildes, Steuerung der Empörung, Wut und Zorn und die Mobilisierung der Massen.
Der Weg in die Zukunft führt über die Frage, welcher Mitteleinsatz (von Blumen bis zur Gewalt) gerechtfertigt ist. Können Visionen auch durch die zwischenzeitliche Aufhebung der Menschenwürde – Gewalt, Terror – erreicht werden? Sind Revolutionen Königswe-ge zu Visionen oder vielleicht nur Irrwege?
Die Aussage „Wir waren alles, sind nichts mehr und können wie-der alles werden“ zündet den Turbo für Revolutionen. Die Den-ker Hobbes, Locke, Rousseau, Kant, Hegel und Marx bieten ein reichhaltiges Anschauungsmaterial. Damit ist auch der Blick auf die Englische, die Amerikanische, die Französische, die „1848’er“, die Russische (?) und die Friedliche Revolution in der DDR ge-weitet.
Aktualisiert: 2021-07-01
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Von der Antike bis in die Moderne -
Eine Geisterfahrt zum neuen Denken
Den nicht aussterbenden Verfechtern einer kulturellen Überlegenheit der weißen Rasse, die ihre Projektionsfläche in Donald Trump haben, wird durch die wissenschaftlichen Forschungen der Paläoanthropologie endgültig der Boden entzogen. Danach kommen alle Menschen unserer Zivilisation aus Afrika, etwa aus dem heutigen Äthiopien oder Kamerun. Die Neandertaler sind ebenso wie die Denisova-Menschen aus dem Ural-Altai-Gebirge wie viele andere Zwischenformen von Mensch und Affe ausgestorben, wenngleich die Neandertaler wie die Denisowa-Menschen uns ein paar Prozent von ihrem Erbgut hinterlassen haben.
Nach dem Mord an George Floyd am 25. Mai 2020 in Minneapolis ist die Rassismusdebatte neu entflammt, selbst Kolumbus- oder Bismarck-Statuen wurden von ihrem Sockel geworfen.
Es stellt sich philosophisch die Frage, ob und wann das Überlegenheitsdenken in der abendländischen Philosophie begonnen hat, konkret ob Plato und Aristoteles Rassisten waren. Die bis heute verachteten Sophisten und Kyniker haben erstmals alle Bürger als gleichberechtigte Menschen entdeckt. Der Kyniker Diogenes antwortete auf die Frage Alexander des Großen, von welcher Stadt (polis) er gebürtig sei, er sei Kosmopolit. Die Schriften der Sophisten wie auch der Kyniker sind ebenfalls unwiederbringlich verloren, wir haben nur Fragmente aus den Zitaten ihrer Gegner. Die totale Niederlage Athens im Krieg gegen Sparta 404 v. Chr. und der Tod des Sokrates 399 v. Chr. führten dazu, dass in der Antike eine Neue Welt entdeckt wurde, der Mensch selbst. Die gesamte griechische Philosophie muss daher nicht nur neu durchdacht, sondern gegen den Strich gebürstet werden.
Aktualisiert: 2021-02-16
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Die Hölle - Das sind wir“
Die Aktualität der Existenzphilosophie im Zeichen von Corona
Ist Philosophie in der schwersten Krise seit den Weltkriegen überhaupt noch möglich? Zwischen Leben und Tod kann es eigentlich kein Nebeninteresse mehr geben. Ein Blick auf die Existenzphilosophie, die nach dem Grauen des 1. Weltkrieges einsetzte und ihre Blütezeit zwischen beiden Weltkriegen und nach dem 2. Weltkrieg hatte, zeigt schlagartig das Hauptinteresse des Menschen, sich mit sich selbst und seiner eigenen Existenz zu befassen, eine Innenansicht auf sich zu werfen. Die Existenzphilosophie, die ich in meinem 9. Band über „Die Würde des Menschen im abendländischen Denken“ vorstelle, ist modern. Es sind die zeitlosen Themen Geburt und Tod, Dasein und Krankheit, Freiheit und Gewissen, Verantwortung und Schuld, Furcht und Angst, Sorge und Verzweiflung sowie die Einsamkeit des Menschen.
Es waren gleichsam sechs „Zauberer“, die die nackte, bloße Existenz des Menschen offengelegt haben. Mit Martin Heidegger begann die ganze Wucht dieser Fragen, sein 1927 erschienenes Werk „Sein und Zeit“ hatten im 2. Weltkrieg die Soldaten an der Front in ihrem Tornister. Vier bedeutende Existenzialisten wurden hoch geehrt, Albert Camus und Jean-Paul Sartre erhielten den Nobelpreis, Gabriel Marcel und Karl Jaspers den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die unbestritten größte Denkerin des 20. Jahrhunderts, Hannah Arendt, hat so tief wie niemand in die Abgründe menschlicher Existenz geblickt.
Eine eingehende Phänomenologie der Corona-Krise legt offen, wie brüchig, wie fragil, wie unsicher unsere menschliche Existenz wieder geworden ist, da wir selbst zur Todesgefahr für unsere Mitmenschen geworden sind. Daher der Titel: „Die Hölle - das sind wir“.
Aktualisiert: 2020-07-09
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Bayreuth und seine Umgebung erlebten bereits vor der Eröffnung des Festspielhauses Richard Wagner`s 1876 eine Reihe von musikalischen Höhepunkten, die für die kleine Markgrafschaft geradezu unglaublich waren. Die Auszeichnung des markgräflichen Opernhauses als Weltkulturerbe ist ein Meilenstein zur Entdeckung Bayreuth`s als Musikmekka. So spiegelt sich fast die gesamte europäische und weltweite Musikgeschichte bis zum 20.Jahrhundert in Bayreuth wieder.
Aktualisiert: 2020-01-02
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Prometheus und Sisyphus
Zwei mythische Figuren de Antike stehen für die menschliche Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung:
Prometheus, zwischen Mensch und Gott, aber mit göttlichen Kräften, und Sisyphos, der den Stein immer wieder erfolglos zum Gipfel zu rollen versucht.
Die Renaissancephilosophie ist vom Prometheusmotiv dominiert, die Nabelschnur zum Göttlichen reißt, der Mensch wird selbst Nebenbuhler und Rivale Gottes. Die Natur als göttliche Schöpfung wird durch die Kultur als Schöpfung des Menschen überhöht. Die menschliche Freiheit wird immer weiter, bis in das Grenzenlose gezogen, sodass der Mensch für Gott zum Abenteuer, zum freiesten Abenteuer überhaupt wird. Der Mensch wird zum Spiegel und Mikrokosmos von allem. Es zeigt sich erstmals in der Philosophie ein unverblümtes, offenes Interesse an Menschen, die Zeichnung mit der Perspektive zeigt, dass man die Wirklichkeit nicht mehr mit den Augen Gottes sehen will, sondern mit den Augen des Menschen.
Das Gegenbild zur Renaissance zeigt sich im Mythos des Sisyphos von Albert Camus, wo alles Schmeichelhafte für den Menschen weggefegt ist und überall das Absurde lauert, der Drang des Menschen nach dem Absoluten und seine vergebliche Hoffnung stoßen an unüberwindbare Mauern, der Tod und der sinnentleerte Beruf zeigt dies exemplarisch. Camus sucht und findet in der Philosophie und Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts das Absurde jenseits aller Hoffnung. Die Renaissancephilosophie sucht und findet in der antiken und hermetischen Philosophie und den orientalischen Kulturen die menschliche Würde. Eine auffällige Parallele.
Der Mensch ist bei Camus nur noch ein blinder Spiegel, er ist und bleibt sich und allen anderen fremd.
Wie die Renaissance dem Menschen einen unendlichen Zutrauensvorschuss zu sich selbst gibt, was vor allem in Kunst und Architektur zu einer Art self-fulfilling-prophecy führt, sind die beiden Weltkriege Zeichen der Sinnleere und des Selbstbetruges, für eine höhere Idee zu sterben. Renaissance und Existenzialismus zeigen das Wechselspiel unterschiedlicher Selbstwerteinschätzung. In der Philosophie.
Aktualisiert: 2020-07-18
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Thomas Hobbes
Der Politschocker
Die menschliche Natur wurde in der Renaissance buchstäblich entfesselt, alle hierarchischen und kirchlichen Bindungen wie auch die Ordnung der Stände wurden gesprengt. In Italien kommt es zum Kampf der Fürsten. Dogen und Condottieris, der bezahlten Söldnerführer, jeder kann über Nacht zur Macht kommen und über Nacht gestürzt werden. Die Borgias hatten mit List und Intrigen, Mord und Verrat gezeigt, wie es gehen kann. Machiavelli hat im „Il principe“ Cesare Borgia ein Denkmal gesetzt. Wenn sich die Menschen am Modell „Borgia“ orientieren, geht der Anständige unter.
Ähnlich brutal ging es in der englischen „marketing society“ zu, wo der Grat zwischen wirtschaftlichem Erfolg und Untergang außerordentlich schmal war.
Auch die Reformation hat der Nachwelt ein schweres Erbe in den Bürgerkriegen hinterlassen, die in England (seit 1640) und auf dem Kontinent im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) dazu geführt haben, dass der Glaube nicht mehr einigendes Band, sondern Legitimation zum Losschlagen bedeutete..
Das menschliche Leben war „armselig, trostlos und kurz“ (Thomas Hobbes) geworden. Hierauf musste die Philosophie ebenso eine Antwort finden wie auf die Schockerfahrungen des Kopernikus. Der Schutz menschlichen Lebens und damit menschlicher Würde vor allseitigen Bedrohungen war das Hauptthema der politischen Philosophie zu Beginn der Neuzeit und fand in Thomas Hobbes einen glänzenden Nachdenker.
Die geniale Fähigkeit von Thomas Hobbes bestand darin, einen durchgängig rationalen Staat zu konstruieren, der in der Lage ist, die vielfältigen Bedrohungen durch Bürgerkriege und gesellschaftliche Übergriffe soweit wie möglich zu vereiteln.
Der moderne Staat der Neuzeit begreift den Schutz seiner Bürger, ihres Lebens und ihrer Würde als seine einzige Aufgabe. Die Idee der Schutzpflicht des Staates war geboren. Die menschliche Würde wird erstmals bedrohungsdefiniert gedacht. Der Mensch wird als Feind des Menschen, als homo homini lupus gesehen. Wenn der Mensch in den Spiegel schaut, sieht er einen Wolf. Ziel von Hobbes ist es zu zeigen, wie hoch der Mensch durch die Konstruktion eines durch und durch rational gedachten Staates aufsteigen kann, dass er sogar gottgleich – homo homini deus – werden kann.
Zugleich erfolgen eingehende Exkurse über den „Wolf im Menschen“ und über das „Böse im Menschen“.
Aktualisiert: 2020-07-18
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Wenn die Schöpfung nicht mehr auf den Menschen entworfen ist, muss der Mensch selbst zum Schöpfer werden, zum „maifre et possesseur de nature“.
Der neuzeitliche Fortschrittsglaube war geboren (Descartes). Der Kosmos sagt nichts mehr über den Wert des Menschen aus, die dem Menschen verbliebene Überlegenheit liegt im Denken (Pascal).
Für den Kosmosschock gibt es eine Trostphilosophie: Wir leben nicht mehr im Mittelpunkt des Kosmos, aber in der besten aller Welten.
Die Verschiedenheit der Menschen macht zugleich deren Vollkommenheit aus, die Idee des Individualismus war geboren (Leibniz). Luther wendet sich schroff gegen das kopernikanische Schockerlebnis. Über 500 Jahre später kommt Stephen Hawking.
Wird er einen vergleichbaren Kosmosschock auslösen?
Aktualisiert: 2021-07-12
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In der Philosophie hat Darwin seinen größten Nachdenker in Friedrich Nietzsche gefunden.
Ein Zitat Nietzsches aus dem Zarathustra vorangestellt:
„Einst wart ihr Affen, und auch jetzt noch ist der Mensch mehr Affe als irgendein Affe“. Nietzsche stellt der gesamten abendländischen Denkgeschichte angefangen vom Christentum über Luther, Descartes, Hobbes, Locke, Rousseau und die französische Revolution, Kant, Hegel und Marx ein vernichtendes Zeugnis aus, ein Zeugnis, das später Heidegger in gleicher Weise vernichtend ausgestellt hat, wonach zwischen Heraklit (um 520 v. Chr. - um 560 v. Chr.) und ihm überwiegend nur Seinsvergessenheit, was immer dies auch sein mag, geherrscht hat.
Alle Konstruktionen menschlicher Würde sind nach Nietzsche nicht tragfähig, der einzige Ausweg ist der Weg zum Übermenschen, der jedoch zwangsläufig alle anderen Menschen mehr oder weniger zu Untermenschen macht. Im Gegensatz zu Darwin diskreditiert Nietzsche die christliche und humanistische Moral als Überlebensstrategie der Schwachen, die im Umkehrschluss, damit eigentlich kein Recht auf Dasein haben, wenn man Nietzsche beim Wort nimmt.
Damit ist die Teilung der Menschenwürde vorprogrammiert, was zwangsläufig zur Aufhebung menschlicher Würde führen muss.
Aktualisiert: 2020-04-20
> findR *
Vom Abituraufsatz bis zu den letzten Zeilen des Kapitals zieht sich das Thema „Würde des Menschen" wie ein roter Faden durch die drei Schaffensperioden von Karl Marx.
In den Frühschriften, insbesondere den Pariser Manuskripten, prallt sein ungeheures philosophisches Wissen auf die „industrielle Revolution" (Engels) und die konkrete Erfahrung der sozialen Verelendung der Massen. Das kommunistische Manifest will Wege aus dem Elend zeigen.
Das Spätwerk „Das Kapital" führt nicht nur zu einer glänzenden Ursachenanalyse, sondern personifiziert sie im Begriff des „Kapitalismus". Als Person kann der Kapitalismus auch sterben, sodass ständig neue Requien zelebriert werden. Nur stellt sich die Leiche noch nicht ein. Da in der allgemeinen Ausbeutung und Versklavung die Insignien einer gottgeschaffenen menschlichen Würde immer mehr verschwinden, muss der Mensch selbst die göttliche Würde erringen und gewinnen, sodass die Figur des Prometheus den Weg zu einer klassenlosen Gesellschaft weist.
Karl Marx kommt auch das Verdienst zu, die soziale Frage zu einer allgemeinen politischen werden zu lassen. Der staatliche Kampf gegen Ausbeutung und Not und der Kampf um die soziale Teilhabe treten damit gleichrangig neben eine Begründung des Staates als Schutzverband für alle und zur Begrenzung des Staates durch Grund- und Menschenrechte (Hannah Arendt). Damit erfährt die Menschenwürde eine neue Dimension.
Aktualisiert: 2020-04-20
> findR *
Grenzen sind ihm also scharf gesteckt ...Wenn der Mensch bloß Verstand hätte ohne Vernunft und freien Willen, ohne Moralität, so würde er sich in nichts von den Tieren unterscheiden ..
Aktualisiert: 2022-04-22
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