›Theorie‹ geht etymologisch auf ›Anschauen‹ zurück. Der Theoretiker gilt gemeinhin als distanzierter Zuschauer. Diese distanzierte Position wird hier hinterfragt. Die Beiträge stützen sich dabei auf eine theoretische Tradition, die sich am Tastsinn als Korrektiv des Sehsinns orientiert. Taktilen Erfahrungsdimensionen wie dem Berühren wird schon lange eine idealisierte ›unmittelbare Wahrnehmung‹ jenseits von begrifflicher Abstraktion zugeschrieben. Die Autorinnen und Autoren beleuchten dagegen die komplizierte Verwandtschaft von Berühren und Denken und die begrifflichen Verwicklungen und Potenziale des Berührens. Es werden nicht nur unterschiedliche Konzepte von Berührung in Philosophie und Kunst betrachtet, sondern auch theoretische Denk- und Schreibformen erkundet, die selbst ›Berührungen‹ mit sich bringen.
Aktualisiert: 2022-04-14
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Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bricht in der europäischen Literatur eine Wartezeit an, die quer steht zum Paradigma von Fortschritt, Beschleunigung und Produktivität. An die Stelle zielgerichteter Erwartungen tritt ein Verharren im Übergang, das neue dramatische und erzählerische Formen begründet. Andrea Erwig geht den Darstellungsformen, Eigenzeiten und Phantasmen des Wartens u. a. bei Maeterlinck, Rilke, Musil und Freud nach und widmet sich dabei auch Warteräumen und institutionellen Machttechniken. Das literarische Warten zeigt sich in ihrer Studie von einer subversiven Seite: Die ›Waiting Plots‹ der frühen Moderne stemmen sich gegen die Bestimmtheit von Erwartungen und unterbrechen das lineare Fortschreiten von Geschichte, um sich dem Unbestimmten und Singulären der Wirklichkeit zu verschreiben. Das Fin de siècle erscheint aus dieser Perspektive als Übergangszeit, die Endgültigkeiten nicht nur beschwört, sondern sich diesen zugleich widersetzt.
Aktualisiert: 2023-04-24
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Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bricht in der europäischen Literatur eine Wartezeit an, die quer steht zum Paradigma von Fortschritt, Beschleunigung und Produktivität. An die Stelle zielgerichteter Erwartungen tritt ein Verharren im Übergang, das neue dramatische und erzählerische Formen begründet. Andrea Erwig geht den Darstellungsformen, Eigenzeiten und Phantasmen des Wartens u. a. bei Maeterlinck, Rilke, Musil und Freud nach und widmet sich dabei auch Warteräumen und institutionellen Machttechniken. Das literarische Warten zeigt sich in ihrer Studie von einer subversiven Seite: Die ›Waiting Plots‹ der frühen Moderne stemmen sich gegen die Bestimmtheit von Erwartungen und unterbrechen das lineare Fortschreiten von Geschichte, um sich dem Unbestimmten und Singulären der Wirklichkeit zu verschreiben. Das Fin de siècle erscheint aus dieser Perspektive als Übergangszeit, die Endgültigkeiten nicht nur beschwört, sondern sich diesen zugleich widersetzt.
Aktualisiert: 2023-04-24
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