Was lasen Frauen in der Schweiz zur Zeit der Aufklärung – und was hätten sie aus Männersicht lesen sollen? Erweiterte das gedruckte Wort ihren Geist oder engte es ihn ein? Der rekonstruierte Buchbesitz von 167 Schweizerinnen ohne besonderen Rang und Namen entspricht wenig dem ersonnenen Inhalt idealer «Frauenzimmer-Bibliotheken».
Erhaltene Nachlass- und Versteigerungsinventare des 18. Jahrhunderts erlauben es, den Buchbesitz zahlreicher Frauen zu rekonstruieren – von Waadtländerinnen, Bernerinnen, Jurassierinnen und Neuenburgerinnen: Frauen aus Stadt und Land, Standespersonen und Gemeine, «Welsche» und «Deutsche», Reformierte und Katholikinnen, Wohlhabende und Unbemittelte.
Mit der «idealen» Frauenbibliothek, wie sie (männlichen) Zeitgenossen vorschwebte, haben diese «realen» Bibliotheken wenig gemein. In den kleinsten unter ihnen herrschen geistliche Texte vor, Heilige Schrift und Erbauungsliteratur, in den grösseren gesellen sich weltliche dazu – eine Vielfalt von Werken zum Zweck der Bildung und Unterhaltung.
Die Studie richtet den Fokus auf Bibliotheksbesitzerinnen und Leserinnen; daneben wirft sie einen Blick sowohl auf Subskribentinnen und Käuferinnen von Büchern als auch auf Verlegerinnen, Händlerinnen und Verleiherinnen von Druckwerken. Sie entwirft eine Typologie der frühmodernen Leserin und erkundet nicht zuletzt die Modalitäten ihres Lesens, die Frage also, ob Frauen lasen, weil sie lesen konnten, wollten, durften oder mussten oder obwohl sie an sich nicht lesen konnten, wollten, durften oder mussten.
Aktualisiert: 2023-05-24
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Was lasen Frauen in der Schweiz zur Zeit der Aufklärung – und was hätten sie aus Männersicht lesen sollen? Erweiterte das gedruckte Wort ihren Geist oder engte es ihn ein? Der rekonstruierte Buchbesitz von 167 Schweizerinnen ohne besonderen Rang und Namen entspricht wenig dem ersonnenen Inhalt idealer «Frauenzimmer-Bibliotheken».
Erhaltene Nachlass- und Versteigerungsinventare des 18. Jahrhunderts erlauben es, den Buchbesitz zahlreicher Frauen zu rekonstruieren – von Waadtländerinnen, Bernerinnen, Jurassierinnen und Neuenburgerinnen: Frauen aus Stadt und Land, Standespersonen und Gemeine, «Welsche» und «Deutsche», Reformierte und Katholikinnen, Wohlhabende und Unbemittelte.
Mit der «idealen» Frauenbibliothek, wie sie (männlichen) Zeitgenossen vorschwebte, haben diese «realen» Bibliotheken wenig gemein. In den kleinsten unter ihnen herrschen geistliche Texte vor, Heilige Schrift und Erbauungsliteratur, in den grösseren gesellen sich weltliche dazu – eine Vielfalt von Werken zum Zweck der Bildung und Unterhaltung.
Die Studie richtet den Fokus auf Bibliotheksbesitzerinnen und Leserinnen; daneben wirft sie einen Blick sowohl auf Subskribentinnen und Käuferinnen von Büchern als auch auf Verlegerinnen, Händlerinnen und Verleiherinnen von Druckwerken. Sie entwirft eine Typologie der frühmodernen Leserin und erkundet nicht zuletzt die Modalitäten ihres Lesens, die Frage also, ob Frauen lasen, weil sie lesen konnten, wollten, durften oder mussten oder obwohl sie an sich nicht lesen konnten, wollten, durften oder mussten.
Aktualisiert: 2023-01-05
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Geschichte ist gefragt und Dienerin mancher Herren. Es werden ihr Eigenschaften und Fähigkeiten verliehen; man verehrt oder fürchtet sie. An der Existenz der Geschichte zweifelt kaum jemand und viele stellen sie sich als höhere Macht vor.
Die Geschichtsgläubigkeit des modernen Menschen ist an die Seite oder an die Stelle des traditionellen Gottesglaubens getreten – die Geschichtsphilosophen an die der Theologen. Die Sakralisierer der Geschichte imitieren die Riten, tragen die Gewänder, benutzen die Bilder und reden die Sprache der kirchlichen Religiosität, mutatis mutandis.
Gehuldigt wird der Geschichte in den Nationalstaaten: Jeder von ihnen schafft sich seine Geschichte, schart die Bürger um sie und pflanzt sie deren Kindern ein.
Das Buch fragt, wie wir mit dem Wort «Geschichte» umgehen und wie wir der Gottheit «Geschichte» huldigen. Näher betrachtet werden der omnipräsente Leninkult in der UdSSR und die vielfältigen Formen des «Geschichtsdienstes» in der Schweiz: Denkmäler, Historiengemälde und -filme, historische Museen, Romane und Bühnenwerke, Jubiläen und Gedenkmünzen, historischen Persönlichkeiten gewidmete Banknoten und Briefmarken, Namen von Strassen und Plätzen, Geschichtsvereine.
Zum Schluss wird nach der Antwort der Historiker auf die verführerischen Erzählungen der Geschichtsmythen gefragt.
Aktualisiert: 2021-06-17
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Hans Rudolf Wäber kommt Anfang Februar 1736 als Sohn von Brütteler Kleinbauern und Berner Untertanen im Amt Erlach zur Welt. Er zieht früh in fremde Kriegsdienste. Während eines Urlaubs 1775 heiratet er die zwanzigjährige Margaritha Anker von Lüscherz. Im Herbst 1784 desertiert er von seinem Garderegiment in Paris und kehrt in die Heimat zurück. Dort wird er Ende Jahr wegen Mordverdachts gefangen genommen und verhört, kommt mangels Beweisen jedoch frei. Kurz darauf macht er sich der Falschwerberei verdächtig. Zur Fahndung ausgeschrieben, flieht er nach Holland, wo er sich erneut als Soldat verdingt. Sein Grundbesitz wird versteigert und seine Ehe geschieden. Um 1790 hält er sich wieder in der Eidgenossenschaft auf und schlägt sich ein halbes Jahrzehnt mit Gelegenheitsarbeiten durch. Aufgrund seiner früheren Ausschreibung wird er abermals verhaftet und verhört. Einem Urteil entzieht sich der inzwischen Sechzigjährige durch die Flucht.
Hans Rudolf Wäbers Leben erweist sich als exemplarische Unterschichtenexistenz im ausgehenden Ancien Régime und als eines der zahllosen Berner Auswandererschicksale seiner Zeit.
Aktualisiert: 2020-07-11
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Was lasen Berner und Bernerinnen im 17. Jahrhundert? Dank der überlieferten «Geltstagsrödel» (Versteigerungsinventare) lassen sich die Bibliotheken von 63 Haushalten im Zeitraum zwischen 1657 und 1699 rekonstruieren. Die Buchbestände umfassen oft nur wenige, manchmal dutzende, vereinzelt ein paar hundert Titel.
Wie die frühere Untersuchung zu den Stadtberner Privatbibliotheken des 18. Jahrhunderts – Des Burgers Buch (2012) – bietet auch diese Studie einen Einblick in den geistigen Horizont von Menschen aus verschiedensten Schichten der Gesellschaft. Sie versteht sich als Beitrag zur Geschichte des kulturellen Lebens einer reformierten Stadt in der alten Eidgenossenschaft.
Aktualisiert: 2020-03-06
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Geschichte ist Diskurs, Methode der Weg zum wissenschaftlichen Diskurs. Geschichte ist die Wissenschaft des Werdens, auch des Werdens komplexer menschlicher Gesellschaften. Das Buch richtet sich an Vertreter dieses besonderen Geschichtszweigs, an Humanhistoriker. Es handelt vom Begriff 'Geschichte', vom Inhalt der Geschichtswissenschaft, von ihrem Material- und Formalobjekt, den Etappen der historischen Analyse, den daraus resultierenden Kenntnissen, dem historischen Wissen und dem historischen Bewusstsein.
Ein abschliessender Exkurs widmet sich der Geschichtssakralisierung: der Substitution des traditionellen Gottes- durch den modernen Geschichtsglauben.
Aktualisiert: 2020-03-13
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Was las man im Bern des 18. Jahrhunderts? Wie aufgeklärt war die Stadt gemessen an der Lektüre ihrer Bewohner? Dank der 'Geltstagsrödel' (Versteigerungsinventare) lassen sich zahlreiche Privatbibliotheken rekonstruieren und Antworten auf die gestellten Fragen finden. Die Studie zeigt die Vielfalt und die starke individuelle Prägung der Buchbestände und sie gibt Einblick in den geistigen Horizont der Bibliotheksbesitzer, von 'Gelehrten', 'Gebildeten' und 'Geschulten' – Männern und Frauen, Theologen, Juristen, Medizinern, Magistraten und Beamten, Künstlern, Kaufleuten, Händlern und Handwerkern.
Das Buch versteht sich als Beitrag zur Geschichte des kulturellen Lebens und der Aufklärung in einer reformierten Stadt der Eidgenossenschaft. Im Zentrum steht zum einen die Rekonstruktion von 146 'Kleinstbibliotheken' (ein bis zehn Titel umfassende Buchbestände) und von 37 'kleinen' und 'mittleren' Bibliotheken (mit 11–50 beziehungesweise 51–300 Titeln).
Eine Reihe von Materialien ergänzt die aus den 'Geltstagsrödeln' gewonnenen Informationen, nämlich eine Chronologie der deutschsprachigen Berner Psalmeneditionen, das Bibliotheksinventar des Theologen, Mathematikers und Juristen Samuel König von 1745, der heimliche 'Catalogue de livres françois' der Typographischen Gesellschaft in Bern von 1772, 55 zeitgenössische Quellentexte und eine Zeittafel zum veröffentlichten Schrifttum der Aufklärung.
Aktualisiert: 2020-03-13
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Wer deutschsprachige Handschriften früherer Jahrhunderte lesen will, muss sich mit der ausser Gebrauch gekommenen «deutschen» Schrift vertraut machen. Sollen derartige Handschriften für ein breiteres Publikum veröffentlicht werden, muss man sie transkribieren und zur Erklärung von heute Unverständlichem mit einem kritischen Apparat versehen. Das Buch ist eine Anleitung zu Lektüre, Transkription und Edition deutschsprachiger Manuskripte des 16. bis 18. Jahrhunderts aus dem Kanton Bern.
Der erste Teil enthält zur Lektüre notwendige Erklärungen: zeitgenössische Alphabete, Angaben zu Massen und Gewichten, Transkriptionsprinzipien usw. Im zweiten Teil finden sich sechzehn Quellentexte: die Reproduktion der Quelle, die Transkription mit Anmerkungen, Erläuterungen zum Kontext. Der dritte Teil versammelt verschiedene Materialien zum in Bern gängigen Münzgeld, zu den Städten, Flecken und Marktorten des Kantons, zu den in Bern herrschenden Hierarchien von Landvogteien, Pfarreien, Geschlechtern und Zünften.
Aktualisiert: 2020-03-10
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Aktualisiert: 2018-10-15
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In den schwach integrierten vorindustriellen Gesellschaften Westeuropas waren die Sprachlandschaften dialektal zerklüftet und vor allem stark hierarchisiert: von den 'alten' über die Landessprachen, die regionalen und lokalen Idiome bis hinunter zu den Minderheitensprachen und Gruppenjargons. Der 'homo praeindustrialis' lebte jedoch selten in sprachlicher Abgeschiedenheit. Viele Menschen bewegten sich meist aus Notwendigkeit zwischen den Sprachgemeinschaften hin und her und gingen dabei oft neugierig und wissbegierig auf das Fremde zu.
Furrers zweibändige Arbeit ist den Sprachgrenzüberschreitungen auf dem Gebiet der Schweiz vom Spätmittelalter bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts gewidmet. Sie untersucht sowohl die räumliche Mobilität und Mehrsprachigkeit der Menschen als auch die verschiedenen Kontaktphänomene auf der Ebene der Rede und der Sprache. Band 1 enthält eine systematische Darstellung des Gegenstandes, ergänzt durch drei vertiefende Fallstudien zu Sprachkontakt und Mehrsprachigkeit in einer Region (die Waadt im ausgehenden 18. Jahrhundert), einer sozialen Gruppe (die frühneuzeitlichen Militärauswanderer) und einem Individuum (Kaspar Stockalper vom Turm, 16091691). Band 2 bietet eine Materialsammlung zum Thema in Form von Quellentexten, Tabellen und einer Zeittafel.
'Die vierzigsprachige Schweiz' ist ein Versuch historischer Soziolinguistik: Sie verbindet den makro- mit dem mikrohistorischen Ansatz und behandelt die Sprache als eine mehrdimensionale kulturelle Praxis. Sie ist weder Eliten- oder Unterschichten- noch Staats-, Kirchen- oder Korporationsgeschichte. Sie stellt vielmehr die verschiedenen sozialen Gruppen, Schichten und Institutionen der alten Eidgenossenschaft einander gegenüber und bringt sie miteinander in Beziehung. Sie versteht sich somit als Beitrag zur Rekonstruktion des 'sprachlichen Ancien Régime' und zum besseren Verständnis des gesellschaftlichen und kulturellen Alltags vor dem Industriezeitalter.
Aktualisiert: 2018-10-15
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