Der Band «Eine Freundschaft» enthält im ersten Teil den Briefwechsel zwischen dem Philosophen und Dichter Jean Gebser und dem Historiker Jean Rudolf von Salis. Er beginnt im Jahr 1939, das Gebsers Lebensmitte markiert, und dokumentiert eine sehr persönliche, nahe Freundschaft bis zu Gebsers Tod 1973. Der Geschichts-professor und bestens vernetzte Chronist der Weltgeschichte und Politik zeigt sich dem eher verborgenen Deuter der Menschheitsgeschichte und «Geschichtsschreiber des Unsichtbaren», wie Gebser die Dichter nennt, tief verbunden.
Der zweite Teil umfasst zwei Vorlesungen, «Zur Geschichte der Vorstellungen von Seele und Geist» (1946/47) und «Die neue Weltsicht» (1953/54), die Gebser am Institut für angewandte Psychologie in Zürich gehalten hat; die erste vor der Veröffentlichung des ersten Bandes seines Hauptwerks «Ursprung und Gegenwart», die zweite unmittelbar nach dem Abschluss des zweiten Bandes. Sie zeigen einen Autor, der sein Werk im mündlichen Kontakt mit dem Publikum entwirft und vergegenwärtigt. Die Distanz, die das Hauptwerk bewusst herstellt, fällt hier weg. Gerade darin liegt der heute noch spürbare Reiz dieser lebendigen Vorträge.
Die Einführungen von Elmar Schübl und Rudolf Hämmerli geben dem Band den biografischen und philosophischen Kontext.
Aktualisiert: 2023-05-18
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Der Band «Eine Freundschaft» enthält im ersten Teil den Briefwechsel zwischen dem Philosophen und Dichter Jean Gebser und dem Historiker Jean Rudolf von Salis. Er beginnt im Jahr 1939, das Gebsers Lebensmitte markiert, und dokumentiert eine sehr persönliche, nahe Freundschaft bis zu Gebsers Tod 1973. Der Geschichts-professor und bestens vernetzte Chronist der Weltgeschichte und Politik zeigt sich dem eher verborgenen Deuter der Menschheitsgeschichte und «Geschichtsschreiber des Unsichtbaren», wie Gebser die Dichter nennt, tief verbunden.
Der zweite Teil umfasst zwei Vorlesungen, «Zur Geschichte der Vorstellungen von Seele und Geist» (1946/47) und «Die neue Weltsicht» (1953/54), die Gebser am Institut für angewandte Psychologie in Zürich gehalten hat; die erste vor der Veröffentlichung des ersten Bandes seines Hauptwerks «Ursprung und Gegenwart», die zweite unmittelbar nach dem Abschluss des zweiten Bandes. Sie zeigen einen Autor, der sein Werk im mündlichen Kontakt mit dem Publikum entwirft und vergegenwärtigt. Die Distanz, die das Hauptwerk bewusst herstellt, fällt hier weg. Gerade darin liegt der heute noch spürbare Reiz dieser lebendigen Vorträge.
Die Einführungen von Elmar Schübl und Rudolf Hämmerli geben dem Band den biografischen und philosophischen Kontext.
Aktualisiert: 2022-11-14
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Der Autor des bewusstseinsphilosophischen Werks «Ursprung und Gegenwart» hatte unter dem Titel «Ein Mensch zu sein» seine Autobiografie geplant. «Die schlafenden Jahre», die am Anfang dieses Bandes zu finden sind, bilden deren ersten Teil, welcher der einzige ist, den Gebser realisiert hat. Sie geben Einblick in Kindheit und Jugend des Autors, der schon in der allerersten Zeit seines Lebens einer Ungeborgenheit und Heimatlosigkeit ausgesetzt war, die sein ganzes Leben bestimmen würde.
Umso notwendiger war es später für Gebser, innere Sicherheit zu finden. Die Aphorismensammlung «Spiegelbuch des Hintergrundes» stammt aus Tagebüchern und Notizen und ist dadurch Hintergrundinformation eines reichen, bewegten Lebens, zugleich reflektierter, vielschichtiger Kommentar des philosophischen Werks. Die Gedichte schliesslich sind Ausdruck der poetischen Kraft, welche auch die Sprache seiner Schriften und Essays kennzeichnet. «Das Wintergedicht» ist nach eigenen Angaben die Vorform und Kurzfassung von «Ursprung und Gegenwart».
Für diesen Band wurden Autobiografie, Tagebücher, Notizen und Gedichte im Originalmanuskript gelesen und frühere Ausgaben durch Neues wesentlich ergänzt. Es wurden aus dem Nachlass zudem Texte aufgenommen, die noch unveröffentlicht sind. Die Einführungen von Elmar Schübl und Rudolf Hämmerli geben dem Band den biografischen und philosophischen Kontext.
Aktualisiert: 2020-11-19
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Jean Gebser (1905–1973) hat als Dichter, Übersetzer und Philosoph ein vielschichtiges und beziehungsreiches Werk geschaffen. Seine Philosophie gründet in der eingehenden Beschäftigung mit den Phänomenen Sprache und Dichtung sowie mit einzelnen Dichtern: Eliot, Mallarmé, Valéry, Aragon, Lorca, Guillén, Hölderlin, Trakl und vor allem Rilke sind zu nennen. Picasso, dessen Kunst Gebsers Philosophieren ebenfalls nährte, schenkte ihm die auf dem Cover dieses Bandes abgebildete Zeichnung.
«Lass mir diese, meine Stimme», dieser zweite Band der Jean-Gebser-Reihe, versammelt Schriften – «Der grammatische Spiegel», «Rilke und Spanien», «Lorca oder das Reich der Mütter» –, ausgewählte Essays und literarische Übersetzungen, die den poetischen Hintergrund von Gebsers Philosophieren in den Vordergrund rücken.
Gebsers Übersetzungstätigkeit ist eine der Hauptquellen für seine Einsichten in die strukturelle Vielschichtigkeit der Sprachen. Er hatte in Spanien Dichter der bedeutenden «27er-Generation» übersetzt, von denen einige, wie Salinas, Guillén, Lorca und Aleixandre, Weltruhm erlangten. Zahlreiche seiner Übersetzungen sind heute immer noch die einzigen in deutscher Sprache. Es sind hier parallel zu den Übersetzungen erstmals die spanischen Gedichte mit abgedruckt und zudem bislang unveröffentlichte Übersetzungen aus Gebsers Nachlass, der im Schweizerischen Literaturarchiv (Bern) aufbewahrt wird, berücksichtigt worden.
Beiträge von Elmar Schübl, Gina Maria Schneider und Rudolf Hämmerli sind unterschiedlichen Aspekten von Gebsers in diesem Band präsentierten Frühwerk gewidmet.
Aktualisiert: 2020-03-10
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«Ursprung und Gegenwart», das Hauptwerk Jean Gebsers, gehört zu den ebenso eigenwilligen wie bedeutenden Versuchen, das 20. Jahrhundert vor dem Hintergrund der gesamten Menschheitsgeschichte zu sehen und zu deuten. Für Gebser ist die Veränderung des Verhältnisses zur Zeit, die sich mit der einsetzenden Renaissance vollzog, der entscheidende Angelpunkt für die Probleme und Leiden der Neuzeit. Dieses veränderte Zeitbewusstsein wird dokumentiert durch die Entdeckung der Perspektive; sie löst das unperspektivische, mythische Zeitalter ab und leitet die Epoche der perspektivisch-fortschrittlichen Wissenschaft ein. Dadurch verliert der mehr und mehr diesseitsbezogene Mensch an Weltvertrauen und begibt sich in die individuelle Isolation.
Gebsers Werk ist ein geistes- und kulturkritischer Dialog mit der Welt, in der wir leben – mit ihren Traditionen, Erwartungen und Verstiegenheiten. Die Fülle der Ausblicke und Belege prägt ihm überdies den Stempel eines erstrangigen Kompendiums europäischen Denkens auf.
«Ursprung und Gegenwart» wurde 1932 konzipiert und in den Jahren 1947/48 und 1951/52 geschrieben.
Aktualisiert: 2021-10-11
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Chaos und Ordnung ist das Leitthema der Tagung. Gebser schreibt in seinem wichtigen Aufsatz "Die Welt ohne Gegenüber" im Zusammenhang mit den z.T. befremdenden Äußerungsformen der modernen Knst:
"Wir haben die Erfahrung gemacht, dass angesichts derartiger, zuerst einmal unverständlicher Kunstwerke, gleichgültig, ob es sich dabei um Bilder, Lyrik, Architektur oder Musik handelt, das Ja oder Nein auf eine einzige Frage genügt, um zu wissen, ob es sich um Kunst oder um ihr Gegenteil, um Zerstörung handelt. Diese Frage lautet ganz einfach, nämlich: Ist der Mensch, der das malte, schrieb, baute oder komponierte - ist dieser mensch liebesfähig? Wenn darauf mit einem J geantwortet werden kann, dann ist die Aussage in der Ordnung, ist eingeordnet in die tragenden Gründe der Welt. Wenn mit einem Nein geantwortet werden muss, dann mangelt - möglicherweise aber auch nur dem Betrachter - jener Duktus menschlicher und kreatürlicher Einfalt, welcher die Verlorenheit, die Liebesunfähigkeit, die unmenschliche Kälte, die bloße Ichbezogenheit und das Abgespaltensein von den tragenden und erhaltenden Kräften verrät." (GA Band V/I S. 276)
Aktualisiert: 2022-02-26
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"Ich habe keine Zeit" - dieser millionenfache Ausspruch des heutigen Menschen ist symptomatisch. Die "Zeit" ist, wenn auch vorerst noch in negativer Form, seine größte Präokkupation. Der es sagt, glaubt, er spräche von der Uhrenzeit. Wie würde er erschrecken, realisierte er, dass er in dem gleichen Augenblicke auch sagt: "Ich habe keine Seele" und "Ich habe kein Leben"! Dem perspektivischen Menschen war die Zeit noch kein Problem. Erst der zum aperspektivischen Bewusstsein erwachende oder dahin mutierende Mensch unserer Tage stellt stündlich dieses Manko, dass er keine Zeit habe, fest, das ihn fast zur Verzweiflung treibt."
Jean Gebser (1905 -1973)
Aktualisiert: 2020-04-22
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