An Gott zu glauben steht heute unter dem Verdacht der Rückständigkeit, jedenfalls dann, wenn es mit "der Kirche" zu tun hat. Zumindest gilt das in West-Europa. Katholisch ist gleichbedeutend mit Missbrauch, evangelisch scheint belanglos. Das betrifft vor allem die mediengeplagte sogenannte Öffentlichkeit. In anderen Weltregionen herrscht die Religion ohne jede Beeinträchtigung über ganze Kulturen und einzelne Staatgebilde, bis hin zur mit Überzeugung ausgeführten Todesstrafe für Abtrünnige. Verfolgung Ungläubiger und Herrschaft im Namen Gottes gehören dort zum politischen Programm. Strenge Religionsauffassungen treten gegen liberale an, auch in der gleichen Religionsgemeinschaft. Schließlich haben in Sachen Religion islamistische Selbstmordattentäter zeitweise die Meinungsführerschaft übernommen, obwohl, das, was sie anrichten, außer in manchen Geschichten des Alten Testaments, in keiner Religion auch nur ansatzweise befürwortet wird.
Zur Religion gehören früheste Ritualreste an Höhlenwänden ebenso wie rätselhafte Steinzeithinterlassenschaften, neuere Verschwörungstheorien, alte und neue Gottesbeweise. Alles findet sich im religiösen Erbe zumindest Europas und Arabiens, sei es religionsphilosophisch, theologisch oder aus der Warte eines Weltbürgers wider Willen formuliert. Daseinsabsicherung, der Sinnbezug, die Zugehörigkeit, die Rache, die Identität, Vernunft und Unvernunft, der direkte Zugang in den Himmel und in die Hölle, das Lebensrecht der anderen, Sitten sowie Bräuche und deren Verfall, Verehrung und Verachtung, Schöpfung und Weltuntergang. Manches schaut sich der Autor fassungslos an. Anderes hält er für sinnlos oder verwerflich.
Weder die Religion mit ihrer Theologie, noch das geordnete Nachdenken namens Philosophie bietet eine Lösung an, nach der der Widerstreit beendet werden könnte. Beide können sich die Daseinsberechtigung nicht gegenseitig absprechen, sei es durch "logischen Beweis" oder Glauben an eine Offenbarung. Die Auseinandersetzung oder das Gespräch: Beides bleibt spannend in apokalyptischen Zeiten.
Aktualisiert: 2023-01-10
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Fast dreihundert Jahre Jesusforschung haben viele Erkenntnisse und Interessantes zu Tage gebracht und für Aufregung in den Kirchen gesorgt. Die Frage aber ist, ob sich die große Mühe auch gelohnt hat. Dass die Kirchen durch "historische Erkenntnisse" besser für die Gegenwart gerüstet wären, bleibt jedenfalls eine unerfüllte Erwartung. Warum sollte auch ein Glaube durch "historische Tatsachen" untermauert werden? Muss man statt zu glauben etwas beweisen?
Einige sehen die Grundfesten des Christlichen durch die lange Forschungsgeschichte in Gefahr oder schon zerstört. Andere hoffen immer noch, das "wahrhaft Christliche" zu finden. Der Vorwurf des Betruges wird bei der Auferstehung, der Himmelfahrt und der Idee der Wiederkehr Christi immer wieder erhoben. Jesus hat gar nicht gesagt, was ihm in den Mund gelegt wurde, behaupten ernstzunehmende Forscher*innen immer wieder, um dann aber doch genau zu wissen, was er gesagt oder sogar, was er gemeint hat. Dabei stützen sie sich neben dem Neuen Testament auf zahlreiche weitere Schriften, die die Überlieferung ausgeschieden hatte.
Weltweit glauben alle Glaubenden an etwas Göttliches. Sogar die Nichtglaubenden tun das merkwürdigerweise und feiern die Feste des Glaubens mit oder nehmen sie in Anspruch. Soll ausgerechnet das Christentum den Glauben aufgeben, weil angeblich dieser ganze Glaube eine einzige Täuschung ist? Manche glauben sogar, die Bibel sei "gefälscht", weil da nichts (mehr) über den letzten Propheten drinsteht. Alles, was da so umherschwirrt, sind keine uneigennützigen Äußerungen. Großenteils geht es um die "Konkurrenz" der Wahrheiten und das Argument gegen "die Kirche". Helfen kann da nur die Gelassenheit des Glaubens. Denn am Ende glauben alle, was sie wollen. Es sei denn, es wird ihnen mit allen Mitteln "der wahre Glaube" eingebläut. In diesem Punkt aber sind andere den Christen (heute) weit voraus.
Aktualisiert: 2022-06-09
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Fast dreihundert Jahre Jesusforschung haben viele Erkenntnisse und Interessantes zu Tage gebracht und für Aufregung in den Kirchen gesorgt. Die Frage aber ist, ob sich die große Mühe auch gelohnt hat. Dass die Kirchen durch "historische Erkenntnisse" besser für die Gegenwart gerüstet wären, bleibt jedenfalls eine unerfüllte Erwartung. Warum sollte auch ein Glaube durch "historische Tatsachen" untermauert werden? Muss man statt zu glauben etwas beweisen?
Einige sehen die Grundfesten des Christlichen durch die lange Forschungsgeschichte in Gefahr oder schon zerstört. Andere hoffen immer noch, das "wahrhaft Christliche" zu finden. Der Vorwurf des Betruges wird bei der Auferstehung, der Himmelfahrt und der Idee der Wiederkehr Christi immer wieder erhoben. Jesus hat gar nicht gesagt, was ihm in den Mund gelegt wurde, behaupten ernstzunehmende Forscher*innen immer wieder, um dann aber doch genau zu wissen, was er gesagt oder sogar, was er gemeint hat. Dabei stützen sie sich neben dem Neuen Testament auf zahlreiche weitere Schriften, die die Überlieferung ausgeschieden hatte.
Weltweit glauben alle Glaubenden an etwas Göttliches. Sogar die Nichtglaubenden tun das merkwürdigerweise und feiern die Feste des Glaubens mit oder nehmen sie in Anspruch. Soll ausgerechnet das Christentum den Glauben aufgeben, weil angeblich dieser ganze Glaube eine einzige Täuschung ist? Manche glauben sogar, die Bibel sei "gefälscht", weil da nichts (mehr) über den letzten Propheten drinsteht. Alles, was da so umherschwirrt, sind keine uneigennützigen Äußerungen. Großenteils geht es um die "Konkurrenz" der Wahrheiten und das Argument gegen "die Kirche". Helfen kann da nur die Gelassenheit des Glaubens. Denn am Ende glauben alle, was sie wollen. Es sei denn, es wird ihnen mit allen Mitteln "der wahre Glaube" eingebläut. In diesem Punkt aber sind andere den Christen (heute) weit voraus.
Aktualisiert: 2023-02-21
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Auch in bester Absicht ordnen die evangelischen Kirchen so viel, dass sie dem Heiligen Geist zu wenig Platz lassen und lieber auf Papiere und Nachweise setzen. Mitarbeitende in der Kirche verstehen sich lieber professionell als "geistlich". Wer sich als besonders fromm definiert, hat den Heiligen Geist im Griff und möchte das gerne auf seine Mitmenschen und die ganze Kirche sowie ihre Theologie ausdehnen. Die Botschaft Jesu vom Glauben an den Gott, der Menschen nicht bedroht, sondern liebt, kommt dabei oft zu kurz. Je mehr die Institution Kirche in den Mittelpunkt des Strebens tritt, desto weniger kann sie dem Wirken des in ihrem Zentrum stehenden unkontrollierbaren Heiligen Geistes vertrauen.
Nach der Auffassung Jesu aber "weht (immer noch) der Wind, wo er will und du hörst sein Sausen wohl. Du weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren wird." (Joh. 3, 8)
Der Autor beschreibt das am Pastor(Inn)en- oder Pfarrer(Innen)bild, an einigen Tätigkeitsfeldern der Kirche, an Seelsorgebemühungen sowie an Organisations- und Reformwünschen.
Die Taschenbuchausgabe ist leicht überarbeitet und enthält ein neues Kapitel mit Digitalisierung, Klima und "Corona".
Aktualisiert: 2022-04-15
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Prof. Dr. Monika Frommel: "Ihr Buch gefällt mir sehr."
Der Andrang irregulärer Migration führt in Europa und Deutschland zu politischen Abgründen, in denen weithin weltanschauliche Haltungen statt sachlicher Debatte die Auseinandersetzung bestimmen. Einige gebrauchen Beschimpfungen, Pöbeleien und Schlimmeres statt politischer Argumente. Von der sachlichen Betrachtung des Problems sind aber leider auch die Regierenden weit entfernt.
Martin Hagenmaier hat mit irregulären Migranten gesprochen und sie nach ihrer Sicht dessen gefragt, was wir irreguläre Migration nennen. Sie empfinden ihre rechtliche Situation so, als würden sie als Menschen zurückgewiesen, obwohl ihr Aufbruch nach Europa doch eigentlich ein Ausdruck des "Rechts" war, "ein Mensch zu sein". In ihrem Herkunftsland haben sie ihrem Empfinden nach eben auch kein "Recht, ein Mensch zu sein", weil ihnen aus verschiedenen Gründen wie Krieg, sonstige Waffengewalt, Terrorismus, Clanherrschaft, Korruption oder gesellschaftlichem Chaos die Möglichkeiten zum Leben fehlen. Bei ihrer Migration greifen sie jedoch auf Mittel zurück, die dem Chaos und der Korruption nicht nachstehen. Das System der irregulären Migration setzt Milliarden auf Kosten der Migrierenden um.
"Warum nehmt ihr uns auf, um uns dann wieder wegzuschicken?" So verstehen sie die Asylverfahren. Ihre Geschichten zeigen Menschen, die verzweifelt versuchen, einen Anschluss an das Leben in Europa mit all seinen Versprechungen zu finden und doch ihre Weltsicht nicht einfach ablegen können.
Kann da der nun bereits nahezu vier Jahrzehnte dauernde Versuch helfen, immer neue Gesetze zur Abwehr von irregulärer Migration zu formulieren? Sinnvoller wäre es, klare Regeln für Zuwanderung oder Reise zu finden und diese zu kommunizieren. Damit könnten auf die Dauer die Reiseagenturen der Schlepper und Schleuser überflüssig gemacht und durch regelgerechtes und viel preiswerteres Verhalten ersetzt werden.
Aktualisiert: 2022-04-23
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Auch in bester Absicht ordnen die evangelischen Kirchen so viel, dass sie dem Heiligen Geist zu wenig Platz lassen und lieber auf Papiere und Nachweise setzen. Mitarbeitende in der Kirche verstehen sich lieber professionell als "geistlich". Wer sich als besonders fromm definiert, hat den Heiligen Geist im Griff und möchte das gerne auf seine Mitmenschen und die ganze Kirche sowie ihre Theologie ausdehnen. Die Botschaft Jesu vom Glauben an den Gott, der Menschen nicht bedroht, sondern liebt, kommt dabei oft zu kurz. Je mehr die Institution Kirche in den Mittelpunkt des Strebens tritt, desto weniger kann sie dem Wirken des in ihrem Zentrum stehenden unkontrollierbaren Heiligen Geistes vertrauen.
Nach der Auffassung Jesu aber "weht (immer noch) der Wind, wo er will und du hörst sein Sausen wohl. Du weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren wird." (Joh. 3, 8)
Der Autor beschreibt das am Pastor(Inn)en- oder Pfarrer(Innen)bild, an einigen Tätigkeitsfeldern von Kirche, an Seelsorgebemühungen sowie an Organisations- und Reformwünschen.
Aktualisiert: 2022-04-16
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Der islamistische Terrorismus hat Religion zum öffentlichen und weltpolitischen Thema gemacht. Europa erlebt ausgerechnet anhand der Religion seine politische Position als Minderheit in der Welt. Es sieht seine mühsam erkämpften Weltkonstruktionen wie Säkularisierung, Individualisierung, Freiheit, Frieden und Menschenrechte in Frage gestellt.
Der Terrorismus im Namen Allahs ist aber allen Abwehrversuchen aus Kirchen und Moscheen zum Trotz nicht nur eine politische, sondern auch eine religiöse Herausforderung. Man kann ihn nicht einfach als Folge krankhaften, behandlungsbedürftigen Wahns abtun. Um das zu erläutern, vergleicht Martin Hagenmaier wahnhaften Islamismus mit der Krankheit religiöser Wahn.
Er stellt die islamistischen Rechtfertigungen dem Alten und Neuen Testament sowie dem christlichen Glauben gegenüber. Daraus ergeben sich erstaunliche Parallelen. Religiöse Rechtfertigungen und Weltherrschaftswünsche des Islamismus können keine Originalität für sich beanspruchen.
Warum sich viele junge Männer selbst ins Paradies einladen? Sie überkompensieren ähnlich wie beim religiösen Wahn narzisstische Wut und gefühlte Ablehnung durch gefährliches Allmachtsgehabe. Politisch reagiert der Westen ebenfalls ziemlich wahnhaft. Die Bekämpfung von Islamismus muss durch theologische Arbeit und Gespräche vor allem vom Islam geleistet werden. Die christliche Seite sollte sich ebenfalls intensiv einbringen, zumal sie theologische Auseinandersetzungen und die Angst davor besser kennt als alle anderen.
Aktualisiert: 2022-04-16
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Die Arbeit untersucht Perspektiven der Seelsorge mit Gefangenen. Die Seelsorgebewegung erscheint unter dem Aspekt der Entwicklung zum Konstruktivismus. Es folgen Gefangenschaft in der Strafhaft, der forensischen Psychiatrie und in der Abschiebungshaft. Die Darstellung bleibt eng am Alltag mit den individuell-subjektiven, rechtlichen, gesellschaftlichen und religiösen Konstruktionen. Ergebnis ist eine multiperspektivische, auf Kooperation angelegte Seelsorge. Das Gespräch bleibt als zentrale Arbeitsweise bestehen. Als offene Begegnung beruht Seelsorge auf der Grundvorstellung der Anerkennung des anderen als Mitmenschen im Sinne des Glaubens. So trägt sie dazu bei, die jeweiligen subjektiven Konstruktionen der Wirklichkeit hinsichtlich ihrer Position in der Welt zu befragen und neu zu entwerfen.„Besonders anschaulich und eindrücklich sind die zahlreichen Fallstudien aus den geschlossenen Institutionen. Mindestens ebenso hoch zu schätzen ist die Auseinandersetzung mit der therapeutischen Theorie der Klinischen Seelsorgeausbildung.“ (Prof. Dr. Reinhard Schmidt-Rost, Universität Bonn)
Aktualisiert: 2020-03-26
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