Den nicht zuletzt durch seine exzessive Lebensführung frühzeitig gealterten Ministerialrat Wendelin P. wird man weder als verläßlichen Chronisten noch als typischen Zeitgenossen bezeichnen können. Immerhin weiß er Erstaunliches mitzuteilen, etwa, wie das bekannt heimtückische Corona-Virus auch den Umsturzplänen seines Freundes, des Berufsrevolutionärs im Staatsdienst, Drzewiecki in die Quere gekommen ist. Die gute Nachricht für den Leser: Der Durchbruch im Kampf gegen den Kapitalismus ist durch die Krise des Jahres 2020 nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben worden! Darüberhinaus gibt es ein Wiedersehen mit etlichen Alptraumfiguren aus den »Tanten des Adjutanten« und der »Staatsraison«, wie etwa den streitbaren und sündhaften Pater Krispin, ob dessen triebhafter Aktivitäten gleichwohl so manches zeitgeistig-exaltiertes Dämchen zurück auf den rechten Weg des Glaubens gebracht wird. Die etwas dämonische Kraft des Ministerialrats wird schließlich einem seiner Leser, dem jungen Gottlieb Matzeneder, beinahe zum Verhängnis, der nicht in der Lage zu sein scheint, Dichtung und Wahrheit auseinanderzuhalten, überdies zu spät bemerkt, wie sehr sich sein eigenes Leben in diese Texte verstrickt, und der gegen Ende zu auf höchst gefährliche Abwege gerät.
Aktualisiert: 2021-12-16
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Sommer 2016. Während in Merkel-Deutschland exaltierte junge Damen arabische Versorgungssuchende mit Teddybären beglücken, versuchen sich in den Rhodopen private Freischärlertrupps gegen den „Flüchtlingsstrom“ zu stemmen. Im Erholungsheim des bulgarischen Komponistenverbandes wird diese Eigeninitiative unter den führenden Musikern des Landes kontrovers diskutiert – anders als bei uns sind in den Balkanstaaten nicht alle progressiven Künstler verbissene Gutmenschen. Schließlich gerät ausgerechnet eine junge Engländerin, die etwas täppische Geliebte eines im Westen prominenten Komponisten zwischen die Frontlinien.
Der Erzähler läßt Menschen mit höchst verschiedenen Anschauungen hart aufeinanderprallen. Vor seinem Sarkasmus, mitunter grob und direkt, mitunter subtil doppelbödig, bleibt (fast) nichts gefeit, schon gar nicht allzu naives rechtes Rabaukentum. Wenn es eine Moral von der Geschicht’ geben sollte, dann diese: Es steht nicht besonders gut um unsere europäische Kultur und ihre Träger, aber es ist noch nicht ganz aller Tage Abend.
Aktualisiert: 2020-07-01
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Vor seiner angestrebten Frühpensionierung gerät der honorige Ministerialrat Ottokar Theuritzpacher gehörig auf krumme Abwege, die sein Freund, der schon aus den Tanten des Adjutanten bekannte Staatsanwalt (hier noch Untersuchungsrichter) Franz Lechner als etwas kultiviertere Variante von »Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll« beschreibt. Auf Schloß Schechenjednitz, von den Bewohnern und Gästen ausschließlich »Schloß S.« genannt, betreibt der einstige Skandal-Jurist Drewitschko eine Parallel-Hautevolee mit leichten Mädchen aus Osteuropa, Experimentalmusik und umstürzlerischen Plänen, in der auch der ehemalige adlige Schloßbesitzer eine Schmollecke gefunden hat. Gelegentlich wird die heile Welt durch sinistre Gestalten aus dem Balkan gestört, die mit der Finanzierung des Frohsinns in engem Zusammenhang zu stehen scheinen.
Als Antwort auf die gegenwärtige europäische Krise werkelt im Schloß ein Trupp von Programmierern, die Großbanken zu attackieren und ein neues Finanzsystem nach den Ideen Silvio Gesells zu etablieren. In der Nähe des Schlosses schlägt sich eine Kolonie von neurechten Siedlern durch, mit sehr ambivalentem Verhältnis zu diesem.
Unverzichtbar für die gute Laune im Schloß ist ein besonderer Tee, den die scheue Mecklenburgerin Lisbeth zubereitet, die, in merkwürdigem Widerspruch zu diesem Amt und den sonstigen Schloßbewohnern, an keinem Sonntag die Messe versäumt. Theuritzpacher, den Lisbeth ungleich stärker reizt als das wohlfeile Angebot ringsum, verstrickt sich hier in einen Sumpf, wo es nicht nur um Kunst und Revolution, sondern auch um Entführung, Mord und Amtsanmaßung im Ausland geht.
Den Ausgang dieser Passion könnten Übelwollende als Ironisierung von Ehe und Familie mißdeuten. Es wird aber plastisch (manchmal vielleicht etwas zu detailreich) gezeigt, daß Gottes Wege unerforschlich sind und es Ihm oft gefällt, aus dem schwärzesten Moder die Lilie des Heils erblühen zu lassen.
Eine gelungene Mischung aus Kriminal- und Liebesgeschichte, ein Waldviertler Heimatbild zwischen Wiener Justizpalast und Glatzer Schneeberg und last not least eine gnadenlose Abrechnung mit der Crème der österreichischen Kulturschickeria.
Aktualisiert: 2020-02-18
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Prophetische, erotische, literarische Träume, Traumwandelei und Utopie, das Thema des Traums ist unerschöpflich gerade für uns Deutsche. Mit Träumerei kreuzt sich auch das Reformationsjubiläum, hier wird den Akteuren von damals literarisch gedacht. Auch in allen anderen Rubriken bleibt das »Lindenblatt« seinem Ruf treu. Ab 2018 erscheint das »Lindenblatt« in loser Folge in Leinwand gebunden und graphisch gestaltet.
Aktualisiert: 2020-02-18
Autor:
Peter Anderson,
Jürgen Andrae,
Felix Johann Baldig,
Helmut Bartuschek,
Peter Bickenbach,
Herbert Böhme,
Bettina Brüggemann,
Annette von Droste-Hülshoff,
Bernd Ingo Friedrich,
Christian Erich Glowatzki,
Oliver Guntner,
Wolfgang Haase,
Jurek Haslhofer,
Uwe Haubenreißer,
Monika Hauff,
Ludwig Heibert,
Sebastian Hennig,
S. Paul Hugo,
Burkhard Jahn,
Wolfgang Kaufmann,
Bertram Kazmirowski,
Florian Kiesewetter,
Fritz Köhncke,
Hans Krieger,
Uwe Lammla,
Horst Lange,
Harald Metzkes,
Baal Müller,
Uwe Nolte,
Stefan Raile,
Martin Raschke,
Hansjörg Rothe,
Manfred von der Sandfort,
Rolf Schilling,
Sylvia Schilling,
Wolfgang Schühly,
Georg Steiger,
Ruedi Strese,
Molch von Tockenburg,
Herbert Ulrich,
Holger Uske,
Joachim Werneburg,
Marc Zoellner
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Auch ein Systemkonformist wie der Wiener Staatsanwalt Franz Lechner ist zuweilen nicht gegen die Erfahrung gefeit, daß Übereifrigkeit schadet. Der Fall des auf rätselhafte Weise ums Leben gekommenen sozialistischen Apparatschiks Martin Manninger artet schlußendlich zu einer kohlpechrabenschwarzen Tour de Farce aus, die Lechner gar aus der Bahn zu werfen droht.
»Es war Manninger, der erstmals im Nationalratswahlkampf 2008 und sodann im Wiener Wahlkampf 2010 die Devise ausgab, daß sich die Partei vermehrt um Stimmen türkischstämmiger Mitbürger bemühen müsse. Damit nicht genug, fordert er, daß die Partei ein Versiegen der Einwanderung aus der Türkei und anderen islamischen Staaten niemals zulassen dürfe, zumal nur auf diesem Wege ein verläßliches Wählerpotential der Zukunft gewährleistet werden könne. 2011 hat er in einer parteiinternen Aussendung beklagt, daß Wien verglichen mit anderen europäischen Metropolen noch viel zu ›weiß‹ sei, was er auf die kryptofaschistische Gesinnung weiter Bevölkerungskreise zurückführte. Den Vogel schoß er im April 2012 ab, als er in einem Interview mit der Wochenzeitung ›Roter Schmetterling‹ erklärte: Wir sollten uns die Tschechoslowakei des Jahres 1945 zum Vorbild nehmen, die bekanntlich alle nazistisch-völkischen Bevölkerungsteile des Landes verwiesen hat.«
Nur für wahrhaft unerschrockene Leser, die weder Tod und Teufel noch die Einwanderungspolitik Angela Merkels beziehungsweise ihrer österreichischen Kofferträger fürchten.
Aktualisiert: 2020-02-18
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