Libri Pretiosi, Mitteilungen der Bibliophilen Gesellschaft Trier e.V. 11 Jahrgang, 2008. Trierer Bücherschätze im Mittelalter

Libri Pretiosi, Mitteilungen der Bibliophilen Gesellschaft Trier e.V. 11 Jahrgang, 2008. Trierer Bücherschätze im Mittelalter von Hellenbrand,  Karl H, Schmid,  Wolfgang, Trautmann,  Patrick
Editorial 10 Jahre Bibliophile Gesellschaft Trier Liebe Leserinnen und Leser, es ist inzwischen zehn Jahre her, seit am 3. Juli 1998 im historischen Lesesaal der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars die Bibliophile Gesellschaft gegründet wurde. Die Gründung war ein Gemeinschaftswerk von Franz Ronig, der sich seit Jahrzehnten mit der Geschichte der Trierer Bücherschätze beschäftigt hatte, von Ekkart Sauser, dem begeisterten Sammler von Faksimiles, von Michael Embach, der die Chancen erkannte, die ein Förderverein für eine theologische Fachbibliothek bot, und von Gaby Fischer aus Bad Ems, die unermüdlich Ausstellungen, Bücherbasare und Konzerte organisierte sowie zielstrebig ein Skriptorium aufbaute. An jenem 3. Juli 1998 hatten sich trotz der späten Stunde immerhin 22 Interessierte im Lesesaal eingefunden, die den Satzungsentwurf diskutierten und verabschiedeten sowie einen Vorstand wählten. Der Verein sollte hochgespannte Erwartungen erfüllen: Die Ausrichtung von Seminaren und anderen Veranstaltungen für Freunde des schönen alten Buches, die Durchführung von Forschungs- und Publikationsvorhaben, die Organisation von Exkursionen, die Herausgabe von Vereinsmitteilungen, die Erhaltung und Restaurierung von Handschriften, die Schaffung einer Wanderausstellung, die Erforschung der Buchgeschichte, der Einbände und Farbrezepte, die Schaffung einer Begegnungsstätte im Lesesaal der Seminarbibliothek, die Erstellung von Bibliografien, die fotografische Dokumentation auswärtiger Trevirensien und die Herstellung von Kontakten zu Bibliotheken und Museen. Nach zehn Jahren liest man diese Zusammenstellung mit Erstaunen, weil sich eine Reihe von Veränderungen gegenüber dem ursprünglichen Programm ergeben hat, die eine erfreuliche Weiterentwicklung deutlich machen. Dennoch kann die Bibliophile Gesellschaft auf das bisher Erreichte stolz sein, Veränderungen der Schwerpunkte sind ein Hinweis auf ein lebendiges Vereinsleben und ein Ansporn für unsere Mitglieder, sich in den bisher vernachlässigten Arbeitsbereichen zu engagieren. Der Vorstand war dann an jenem Abend schnell gewählt: Zum Vorsitzenden proklamierte die Versammlung Franz Ronig, zu seinem Stellvertreter Ekkart Sauser; beide bekleiden die Ämter inzwischen schon seit zehn Jahren. Auch bei den anderen Vorstandsposten ist eine erstaunliche Kontinuität zu beobachten: Die Geschäftsführung übernahm Gaby Fischer, Schriftführer wurde Bernhard Schmitt, Schatzmeister H.-Bodo Lentzen- Deis, Beisitzer Hans-Joachim Kann und Mathilde Hermann, Kassenprüfer Harald Meyer und Wolfgang Schmid. Es hatte in den Tagen der Gründung der Gesellschaft bei den Trierer Kulturinteressierten für eine gewisse Verstimmung gesorgt, dass fast zeitgleich, am 30. Juni 1998, im Kurfürstlichen Palais die „Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek Trier e.V.“ aus der Taufe gehoben wurde. Kritische Stimmen fragten, ob es denn wirklich sinnvoll sei, nur wenige hundert Meter voneinander entfernt zwei bibliophile Gesellschaften zu gründen. Doch es sollte sich nicht als Nachteil erweisen: Der Mitgliederkreis ist teilweise identisch, und beide Gesellschaften entwickelten mit der Zeit ein eigenes, recht unterschiedliches Profil: Die „Freunde und Förderer“ konzentrierten sich auf die Finanzierung von Restaurierungsmaßnahmen, während bei der „Bibliophilen Gesellschaft“ ein anregendes Vortragsprogramm und die Herausgabe der Mitgliederzeitschrift im Vordergrund stand. Nach zehn Jahren kann man festhalten, dass sich beide Gesellschaften in der bereits dicht besetzten Trierer Kulturszene ihren Platz gesichert haben. Es bleibt jedoch die Aufforderung, in Zukunft nicht nur erfolgreich miteinander zu konkurrieren, sondern auch über Kooperationsmöglichkeiten der beiden Gesellschaften und der beiden, mittlerweile unter neuer Leitung befindlichen Bibliotheken nachzudenken. Viel Zeit, Geld und Energie hat die „Bibliophile Gesellschaft“ in ihre Mitgliederzeitschrift „Libri Pretiosi“ gesteckt. Aller Anfang ist schwer. Wir begannen mit einem handgestrickten, fotokopierten Heft, das sich in seinem äußeren Erscheinungsbild und seinem Papier an einen mittelalterlichen Codex anlehnte und das zweimal im Jahr erscheinen sollte. Mit Schere, Tipp Ex und Klebestift kämpften wir gegen die Tücken der Textverarbeitung und gegen die Zeit. Immer wieder wurden wir von Vereinsmitgliedern angesprochen „Wo bleibt denn das nächste Heft?“, während wir gleichzeitig noch säumigen Autoren hinterher telefonierten. Mit der Zeit entwickelte sich eine ordentlich gebundene und mit einem professionellen Titelblatt versehene Zeitschrift, in der zunehmend auch anspruchsvolle Beiträge publiziert wurden. Sie wird inzwischen nicht mehr in Eigenbau hergestellt, sondern von einem Verlag produziert, ist mit Farbtafeln ausgestattet, und sie erscheint einmal im Jahr zur Mitgliederversammlung. Das inhaltliche Grundgerüst der „Libri Pretiosi“ blieb bestehen, ein Editorial, wissenschaftliche Beiträge, Rezensionen und Berichte, eher essayistische Buchgedanken und Berichte aus der Vereinsarbeit. Die Schwerpunkte haben sich etwas verschoben: Die wissenschaftlichen Beiträge haben an Bedeutung gewonnen, für die umfangreichen Bibliographien wurden keine Bearbeiter mehr gefunden, und der Veranstaltungskalender ist auf der Homepage von Bibliothek und Gesellschaft besser aufgehoben. Das zehnjährige Jubiläum ist ein weiterer Grund, den Mitarbeitern der Schriftleitung und den Hilfskräften, die sie gelegentlich unterstützten, einen herzlichen Dank auszusprechen. In den ersten Jahren waren dies Gaby Fischer, H.-Bodo Lentzen-Deis und Bernhard Schmitt, zwischenzeitlich Hans- Joachim Kann und Rainer Schwindt, derzeit sind es Karl-Heinz Hellenbrand und Patrick Trautmann. Das inzwischen professionell gestaltete Titelblatt der „Libri Pretiosi“ ziert eine Initiale aus einer St. Gallener Handschrift des 10. Jahrhunderts in der Seminarbibliothek (Hs. 106). Sie zeigt zwei Drachen, deren Schwänze kunstvoll miteinander verschlungen sind. Die Drachen stehen symbolisch für den Kampf der Redaktion mit dem Tippfehlerteufel, gegen den wir in den ersten Heften schmerzhafte Niederlagen erleiden mussten. Wenn uns kurz nach dem Erscheinen einige Mitglieder ihre korrigierten Hefte gezeigt haben, dann war dies für uns aber auch ein schönes Zeichen, dass die „Libri Pretiosi“ ihre Aufgaben erfüllt haben, nämlich einen weit gestreuten Mitgliederkreis anzusprechen und die Auswärtigen, die nicht regelmäßig zu den Veranstaltungen kommen können, über die Vereinsarbeit zu informieren. Die beiden Drachen befinden sich auch als Logo auf der Homepage unseres Vereins, die, nach den Zuschriften an den Betreuer zu schließen, ebenfalls regen Zuspruch zu verzeichnen hat. Die Höhepunkte des Vereinslebens waren vor allem die Vorträge. Hatten wir am Anfang noch ganz erhebliche Schwierigkeiten, bei dem recht dichten Trierer Kulturprogramm überhaupt Zuhörer zu mobilisieren – zumal viele Mitglieder außerhalb von Trier wohnen –, so entstand dann doch ein Kern von Gästen, der sich vor allem auch über das Glas Wein und das Gespräch nach den Veranstaltungen freute; ein zunächst kleiner Kreis, der sich in den letzten Jahren zu einer stattlichen Zahl von Besuchern auswuchs. Dies ist einmal das Verdienst von Franz Ronig, der eine große Zahl an Vorträgen zur Buchkunst des Mittelalters anbot und bei diesen Gelegenheiten seinen beachtlichen „Fanclub“ mobilisierte. Und es ist das Verdienst von Michael Embach, der die Kontakte der Bibliothek zur Universität ausbaute und eine ganze Reihe renommierter Germanisten und Kunsthistoriker für Referate gewinnen konnte. Die Vorträge führten auch einige Kollegen von der Universität in die Bibliothek. Einmal angekommen, standen viele Gäste staunend vor den langen Bücherreihen im Lesesaal, warfen einen Blick in die Ausleihe und nahmen sich fest vor, auch einmal während der Öffnungszeiten in die Bibliothek zu kommen. Besonderen Zulauf hatte eine Serie von Buchvorstellungen, die es den Autoren ermöglichte, ihre neuen Werke einem interessierten Fachpublikum zu präsentieren. Dass eine Reihe von Vorträgen in der Reihe der Mitteilungen und Verzeichnisse der Bibliothek publiziert wurde und somit auch käuflich erworben werden konnte, hat die Bekanntheit der Veranstaltungen noch gesteigert. Neben den Vorträgen spielten Besichtigungen und Exkursionen eine wichtige Rolle: Bereits 1998 fuhr die Gesellschaft nach Metz, 1999 nach Mainz, 2000 wurden die Bibliotheken von St. Matthias, die in Bernkastel-Kues, die des Görres- Gymnasiums in Koblenz und die Emil Meynen-Bibliothek Trier besichtigt, 2001 die des Liturgischen Instituts und die der Weißen Väter; zudem wurden Ausstellungen in Trier und Mannheim – eine gemeinsame Exkursion mit dem Förderverein der Stadtbibliothek – besucht. 2002 fuhren wir nach Köln und Heidelberg und besuchten in Trier die Bibliothek des Rheinischen Landesmuseums, 2003 ging es nach Redu und 2008 in den Trierer Domschatz. Schließlich sei der Hinweis gestattet, dass der Förderverein mehrfach Spendenaufrufe an seine Mitglieder richtete und auch in Veranstaltungen die Werbetrommel zum Kauf von Faksimileausgaben rührte. Beim Erwerb des Hainricus-Sakramentars konnte die Gesellschaft einen namhaften Betrag zur Finanzierung leisten. Leider gibt es auch Verluste zu beklagen. 2004 starb plötzlich und unerwartet Bernhard Schmitt, der seit 1989 als Fachreferent und als stellvertretender Leiter in der Bibliothek tätig war, nach der Gründung des Vereins dann als Schriftführer und schließlich auch als Geschäftsführer für den Verein. Er hat die wachsende Mitgliederzahl betreut und auch sehr intensiv an der Mitgliederzeitschrift mitgearbeitet, für die er regelmäßig umfangreiche Bibliographien verfasste. Bernhard Schmitt starb kurz vor der Eröffnung einer Ausstellung über das Rheinland und das Heilige Land im Spiegel der Trierer Bücherschätze, für die er noch einen kleinen Katalog erarbeitet hatte. 2007 verließ Michael Embach die Bibliothek, um wenige hundert Meter weiter die Leitung der Trierer Stadtbibliothek zu übernehmen. Er war seit 1982 als Bibliotheksrat und seit 1989 als Direktor der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars tätig, war in dieser Funktion auch von Anfang an Mitglied des Vorstandes unserer Gesellschaft und hat in seiner stillen und diplomatischen Art manchen Konflikt zwischen den verschiedenen Gruppierungen innerhalb des Vereins entschärft. Durch seine Kontakte zu Fachkollegen, zur Universität und zum Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrum (HKFZ) Mainz-Trier hat er vieles zum Profil des Vortrags- und Ausstellungsprogramms beigetragen und auch manchen Kollegen aus der Germanistik und Kunstgeschichte zum Besuch der Veranstaltungen mobilisieren können. Schließlich ging Anfang 2008 Karin Flohr in den wohlverdienten Ruhestand. Sie darf bei den Danksagungen nicht vergessen werden, denn sie hat über Jahre hinweg das Rahmenprogramm zu den Vorträgen organisiert. Im Anschluss an die Veranstaltung gab es regelmäßig ein oder auch zwei Glas Wein und ein Brötchen im angrenzenden Seminarraum – und die Möglichkeit zu einer anregenden Unterhaltung mit dem Referenten und den anderen Zuhörern. Bei diesen Gesprächen lernten sich die Mitglieder untereinander kennen, wurde mancher Kontakt vermittelt, manche Idee zu einem Vortrag, einem Projekt oder einem Aufsatz geboren. Karin Flohr sei hier stellvertretend für eine ganze Schar fleißiger Helfer genannt, die den Lesesaal und den Seminarraum vor den Veranstaltungen aus- und dann am nächsten Morgen wieder einräumten. Gedankt sei auch denjenigen, die sich um die Verdunkelung, die Bildpräsentation und die Lautsprecheranlage kümmerten. Nachdem man bei einigen Vorträgen in der Frühzeit des Vereins kaum etwas hören und sehen konnte, haben die Zuhörer wie die Referenten den reibungslosen Ablauf der Veranstaltungen schätzen gelernt. Diese Veränderungen stellen für die Bibliophile Gesellschaft eine Herausforderung dar. Seit Anfang 2008 ist Rainer Schwindt neuer Direktor der Bibliothek; er war zuvor von 2005 bis 2007 Fachreferent, Stellvertreter und auch Geschäftsführer unserer Gesellschaft. Anfang 2008 wurde zudem Patrick Trautmann Nachfolger von Rainer Schwindt auf der Stellvertreterstelle. Zur gleichen Zeit hat Lucie Raul die Aufgaben von Karin Flohr übernommen. Der Vorstand unseres Vereins besteht so aus Personen mit langjähriger Erfahrung und solchen mit neuen Ideen. Es wird in den nächsten Jahren darauf ankommen, die Bibliophile Gesellschaft neu zu positionieren: Auf unsere Mitgliederzahl von 156 können wir stolz sein, aber es mangelt wie in den meisten anderen Vereinen an Personen, die das Rentenalter noch nicht erreicht haben. Es wird darauf ankommen, gerade auch im Kreis der am Bildschirm arbeitenden Theologen, Germanisten, Historiker, Kunsthistoriker und Bibliothekare (beiderlei Geschlechts) neue Mitstreiter zu gewinnen. Wir brauchen diese vor allem auch für unsere Zeitschrift, weil die Redaktion nicht nur die Drucklegung betreut, sondern auch im zehnten Vereinsjahr noch im Spätsommer hinter potentiellen Autoren hinterher telefoniert. Auch das Vortragsprogramm muss weiterentwickelt werden, zumal jetzt auch die Stadtbibliothek mit einem deutlich verbreiterten Angebot an die Öffentlichkeit getreten ist. Hier sind eine Infrastruktur geschaffen und ein Publikum vorhanden, doch müssen ansprechende Vortragsfolgen, spannende Themen und qualifizierte Referenten gewonnen werden, um die Arbeit erfolgreich fortsetzen zu können. Wolfgang Schmid
Aktualisiert: 2019-04-16
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