Grundlagen tiergestützter Dienstleistungen

Grundlagen tiergestützter Dienstleistungen von A. Strunz,  Inge, Ameli,  Katharina, Bruesemeister,  Prof. Dr. Thomas, Dr. Thomas Brüsemeister,  Institut für Soziologie,  Justus-Liebig-Universität Gießen,  Prof., F. Braun,  Theresa, F. Felde,  Barbara, Gevorkyan,  Mariam, Hickl,  Edina, Hornung,  Jessica, Hühn,  Christopher, Mayr,  Petra, S. Dulleck,  Anja, Schamel,  Michael, Zurr,  Daniela
Welches grundlegende Wissen und welche Kenntnisse benötige ich, um tiergestützt zu arbeiten? Dieser Frage geht das vorliegende Werk in enger Verbindung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen nach. Es legt sein Augenmerk auf relevante Praxisgebiete moderner tiergestützter Dienstleistungen. Diese subsummieren zielgerichtete betreuende und beschäftigende Interaktionen, die von einem Mensch-Tier-Team als Leistung angeboten werden. Sie umfassen alle Teilbereiche, von tiergestützter Therapie, tiergestützter Pädagogik bis hin zu ehrenamtlichen tiergestützten Aktivitäten. Um die Wünsche aller an einer tiergestützten Interaktion beteiligten Akteure zu berücksichtigen, greifen die Autorinnen und Autoren relevante Ausbildungsinhalte von tiergestützten Angeboten auf. Durch den interdisziplinären Überblick zu Recht, Ethik, Erziehungswissenschaft, Soziologie und Veterinärmedizin ermöglicht es einen Einblick in relevante Themenbereiche rund um den Einsatz von Tieren. Die Beiträge sollen tiergestützt tätigen Praktikern ermöglichen, theoretische, methodische und inhaltliche Kompetenzen zu vertiefen und das eigene Wissen zu erweitern.
Aktualisiert: 2020-02-16
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Entwicklung und Prüfung von innovativen Freilaufabferkelbuchten unter den Aspekten von Gesundheit, Verhalten und Leistungen der Tiere

Entwicklung und Prüfung von innovativen Freilaufabferkelbuchten unter den Aspekten von Gesundheit, Verhalten und Leistungen der Tiere von Hickl,  Edina
Möglichst hohe Standards in der Nutztierhaltung bekommen eine immer größere Bedeutung. Das Tierwohl steht seit einigen Jahren im Vordergrund und soll im Abferkelabteil in Form von mehr Bewegungsfreiheit für die ferkelführende Sau umgesetzt werden. Seit den 60er Jahren ist der Ferkelschutzkorb eine wichtige Maßnahme, um hohe Ferkelverluste zu verhindern. Ziel der Untersuchung war es, Freie Abferkelbuchten (FAB) zu konzipieren, welche aus Gründen des Arbeitsschutzes für den Landwirt eine kurzfristige Arretierung der Sau ermöglichen. Die Buchten sollten in der Praxis auf Tauglichkeit geprüft sowie im Vergleich zu Buchten mit Ferkelschutzkorb (FSK) unter den Aspekten von Verhalten, Tiergesundheit und biologischen Leistungen der Sauen und Ferkel untersucht werden. Hierfür wurden Buchtenentwürfe mit zwei Unternehmen und einem Berater sowie den Mitarbeitern des Landwirtschaftszentrums, wo die Buchten eingebaut wurden, konzipiert. Je Unternehmen wurden zwei Prototypen im Oktober und November 2015 eingebaut und nach ersten Probedurchgängen und Verbesserungen in Betrieb genommen. Unternehmen 1 baute zwei verschiedene Abferkelbuchten ein: Bucht 1a war etwa 6,2 m² groß und hatte eine dreieckige Bewegungsfläche für die Sau von 3,7 m², Bucht 1b war mit ca. 6,6 m² die größte Bucht und hatte eine rechteckige Fläche für die Sau von etwa 4,2 m². Unternehmen 2 baute zwei Buchten spiegelverkehrt nebeneinander ein. Die Buchten 2a und 2b hatten eine Größe von je etwa 5,9 m² und einen dreieckigen Sauenbereich von 3,3 m². Die Buchten mit Ferkelschutzkorb waren 4,5-4,75 m² groß. Die Daten wurden von November 2015 bis Dezember 2017 erhoben. Es wurde die Häufigkeit von Ferkelverlusten, inklusive Erdrückungsverlusten, von insgesamt 350 Untersuchungssauen und insgesamt 5.383 Ferkeln registriert. Die biologischen Leistungen sowie Untersuchungsmerkmale aller Sauen in 36 Durchgängen (n = 613) umfassten Parameter wie Wurfgröße (n = 613), Krankheiten (n = 613), Verschmutzung (n = 568), Schulterulzera (n = 568) und Lebendmasseverlust (n = 541) sowie die Futteraufnahme (n = 268 Sauen; n = 7.236 Futtertage) während der Laktation. Die Ferkel wurden je Untersuchungssau (n = 350) bei Geburt und Absetzen gewogen, um die tägliche Lebendmassezunahme bestimmen zu können. Sie wurden per Ohrmarke ab Geburt individualisiert und bei Verlust mit Todesdatum, Totgewicht und Ursache notiert. Auch Versetzungen zu anderen Sauen wurden einbezogen. Die Verluste wurden in drei Kategorien eingeteilt und berechnet: vor dem Wurfausgleich, nach dem Wurfausgleich und bezogen auf alle Würfe, die von Geburt bis Absetzen in einem Verbund bei der Muttersau blieben. Die Ergebnisse der Verluste vor und nach dem Wurfausgleich können nicht aufaddiert werden, da es sich aufgrund des Versetzens um zwei verschiedene Stichprobenumfänge handelt. Die statistische Bearbeitung erfolgte mit SPSS Version 23. Die Unterschiede bei Ferkelverlusten, Läsionen und Verschmutzungsgraden wurden mittels χ²-Tests auf Signifikanz geprüft. Die Unterschiede in Lebendmassezunahme der Ferkel, Lebendmasseabnahme der Sauen und der mittleren Futteraufnahmemenge der Sauen zwischen FAB und FSK wurden mithilfe eines linearen gemischten Modells unter Berücksichtigung verschiedener Effekte und Kovariaten berechnet. In den FAB gingen vor dem Wurfausgleich 16,9 % der lebendgeborenen Ferkel ab (FSK: 9,9 %, p ≤ 0,001), 9,6 % wurden erdrückt (FSK: 5,1 %, p ≤ 0,001) und 7,3 % (FSK: 4,8 %, p = n.s.) gingen aus anderen Gründen ab. In Bucht 1b mit der rechteckigen Fläche gingen 20,2 % der Ferkel ab, während in den Buchten mit dreieckiger Fläche 15,8 % (p ≤ 0,001) der Ferkel vor dem Wurfausgleich starben. Die Erdrückungsverluste waren im Buchtenvergleich in Bucht 1b ebenfalls mit 14,9 % am höchsten, während in den Buchten 1a, 2a und 2b durchschnittlich 7,9 % (p ≤ 0,001) der Ferkel erdrückt wurden. Nach dem Wurfausgleich gab es in den FAB 21,9 % (FSK: 11,2 %, p ≤ 0,001) Ferkelverluste, wovon 12,9 % (FSK: 5,2 %, p ≤ 0,001) durch Erdrücken zustanden kamen und 9,0 % (FSK: 6,0 %, p = n.s.) durch andere Ursachen starben. In Bucht 1b starben 27,4 % der Ferkel nach dem Wurfausgleich, während in den Buchten mit dreieckiger Fläche für die Sau 20,2 % (p ≤ 0,001) der Ferkel starben. Die Erdrückungsverluste waren ebenfalls in Bucht 1b mit 19,7 % am höchsten, in den Buchten 1a, 2a und 2b wurden durchschnittlich 10,7 % (p ≤ 0,001) der Ferkel erdrückt. Insgesamt wiesen die Sauen in den FAB durchschnittlich 29,8 % Ferkelverluste von Geburt bis Absetzen auf, die Sauen in den FSK-Buchten 17,0 % (p ≤ 0,001). Die häufigste Todesursache der Ferkel in den FAB war das Erdrücken durch die Sau (15,1 %), gefolgt von Lebensschwäche (7,4 %) und dem Tod durch Tritte/Bisse der Sau (4,3 %). In den FSK-Buchten war das Erdrücken (8,3 %) ebenfalls die häufigste Todesursache bei den Ferkeln, gefolgt von Lebensschwäche (5,2 %) und Tritten/Bissen der Sau (1,6 %). Die anderen Verlustursachen unterschieden sich nicht signifikant zwischen den FAB und FSK. Durchschnittlich nahmen die Ferkel in den FAB 239 g/d während der Säugezeit an Lebendmasse zu, die Ferkel in den FSK-Buchten 245 g/d (p = n. s.). In den FAB waren 22,4 % der Ferkel an Durchfällen oder Arthritiden erkrankt, in den FSK-Buchten nur 10,2 % (p ≤ 0,001). Die Sauen verloren vom Einstallen in die FAB bis zum Ausstallen durchschnittlich 40,9 kg an Gewicht, Sauen in den FSK-Buchten tendenziell weniger mit 39,5 kg (p = n. s.). In den FAB hatten 21,2 % der Sauen Schulterläsionen beim Ausstallen, in den FSK-Buchten 12,9 % (p = n. s.). Sauen in den FSK-Buchten waren beim Ausstallen häufig verschmutzter (76,1 %) als Sauen in den FAB (48,6 %, p ≤ 0,001). Vor allem die Hinterhand der Sauen in den FSK-Buchten war zu 67,1 % verschmutzt. Es gab mit 14,3 % (p ≤ 0,001) mehr Sauen in den FAB als in den FSK, die am gesamten Körper verschmutzt waren. In den FAB erkrankten tendenziell weniger Sauen während der Laktation an PHS (16,5 %) als in den FSK-Buchten (27,9 %; p = n. s.). 32,4 % der Jungsauen waren an PHS erkrankt, während nur 24,8 % der Altsauen mit vier und mehr Paritäten betroffen waren (p = n. s.). Die Sauen in den FAB nahmen täglich durchschnittlich 7,0 kg Futter während der Säugezeit auf, die Sauen in den FSK-Buchten etwas mehr mit 7,3 kg (p ≤ 0,001). Jungsauen nahmen höchstsignifikant weniger Futter (6,5 kg) im Mittel während der Säugezeit auf als Altsauen (7,3 kg, p ≤ 0,001). Über den vier Freien Abferkelbuchten waren IP-Kameras installiert. In 33 Durchgängen wurden 167 Videoanalysen der Erdrückungsvorgänge in den FAB durchgeführt. Es konnte nachgewiesen werden, dass 58,1 % der Ferkel durch einen Liegepositionswechsel der Sauen starben. Innerhalb der Kategorie „Liegepositionswechsel“ wurden 44,9 % der Ferkel höchstsignifikant durch den Wechsel von Bauchlage in Seitenlage (Rollen) erdrückt worden. 38,3 % der Erdrückungen entstanden durch einen Abliegevorgang der Sau, davon 27,5 % durch das Abliegen über den Karpalstütz. 3,6 % der Ferkel wurden durch sonstige Aktionen der Sau erdrückt. 86,2 % der Sauen zeigten keine Reaktion auf das Ferkel unter ihr. 0,6 % der Sauen standen auf, 1,8 % der Sauen drehten sich von der Seitenlage in die Bauchlage zurück und 11,4 % (p ≤ 0,001) der Sauen korrigierten ihre Liegeposition auf dem Ferkel durch Wälzen. Nach den vorliegenden Ergebnissen kann aus tierschutzrechtlichen und ethischen Gründen (hohe Ferkelverluste) die Freilauf-Abferkelbucht nicht zur Anwendung empfohlen werden, solange keine mütterlichen Sauen-Genotypen vorhanden sind.
Aktualisiert: 2020-12-25
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