Für die Musik und Kultur Madagaskars sind Einflüsse von aussen - arabische, afrikanische, südostasiatische und europäische - von prägender Wirkung gewesen. Die vorliegende Arbeit untersucht die Auseinandersetzung mit europäischer Musik vom Beginn von deren Eindringen bis zur Gegenwart. Radama I. (1810-1828), König eines Teilgebiets der Insel, öffnete den Engländern sein Herrschaftsgebiet. Der Hintergrund war seine Hoffnung, mit Hilfe der Europäer und ihrer Waffen die Herrschaft über die ganze Insel zu erobern, was auch teilweise gelang. Die Engländer fassten auf der Insel nicht nur als Militärberater und Lieferanten von Waffen und Uniformen (auch König Radama trug eine englische Uniform) Fuss, sondern nahmen auch starken Einfluss auf kulturellem Gebiet. Zum Repertoire der königlichen Armee gehörte neben eigentlicher Militärmusik auch Musik des klassischen Repertoires, angeblich auch Rossini und Mozart. Als viel später, 1896, Madagaskar durch Frankreich erobert und kolonialisiert wurde, wurde französischer Einfluss, natürlich auch bewusst gefördert, dominant. 1900 trat sogar eine madagassische Truppe bei der Weltausstellung dieses Jahres in Paris auf. Die Öffnung Madagaskars hatte auch eine weitere, mittelbar für die Musik bedeutsame Folge: Die London Missionary Society erhielt die Erlaubnis, auf Madagaskar ihre Tätigkeit zu entfalten und nahm diese auch mit voller Kraft auf. Bereits 1835 erschien eine madagassische Bibelübersetzung. Die Missionare, die auch eine rege schulische Tätigkeit entfalteten, brachten ihre Kirchenlieder mit, deren Texte ebenfalls in die Landessprache übersetzt wurden. Diese Lieder erschienen seit 1828 in gedruckten Sammlungen, deren früheste allerdings nicht erhalten sind. Die einheimische Musik und ihre Instrumente wurden von den Missionaren zunächst abgelehnt und bekämpft und drangen erst später auch in die Gebrauchsmusik der Kirche ein. Nach einem Rückschlag (ab 1835), mit Christenverfolgung und Aussperrung aller Europäer unter Königin Ranavalona I. (1828-1861) konnte die Missionierung aus England und Norwegen (lutheranisch!) fortgesetzt werden. Unter der Schutzmacht Frankreich kamen von dort (ab 1896) weitere sowohl protestantische wie vornehmlich katholische Missionare. Wie in anderen Bereichen wurde angestrebt, den englischen Einfluss zugunsten des französischen zurückzudrängen, und wie die englischen Protestanten brachten auch die französischen Katholiken ihr Musikgut mit. Dieses bestand im kirchlichen Bereich vor allem im lateinischen Choralgesang und auch in Melodien mit französischen Texten. Im Lauf der Zeit drang immer stärker das Madagassische ein, das schliesslich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil dominierend wurde. Das Vordringen der europäischen Musik lässt sich auch an der Einführung von Musikinstrumenten ablesen. 1823 führte eine Missionarsgattin ein Klavier ein, auf dem sie dann auch einheimische adelige Mädchen unterrichtete. Bemerkenswert, dass die österreichische Reisende Ida Pfeiffer sich 1857 auf dem Klavier vor der Königin hören liess. 1823 ist auch bereits eine Spieluhr bezeugt. Für die Kirchenmusik von Bedeutung ist natürlich die Einführung der Orgel. Nachdem in den Siebzigerjahren die madagassische Königin und ihr Minister das Christentum angenommen hatten, wurde im Zuge der Errichtung einer christlichen Palastkapelle 1880 dort auch eine Orgel errichtet. Ihr folgten weitere Instrumente in anderen katholischen und protestantischen Kirchen. Die Einführung des Theaters in Madagaskar erfolgte durch Krippen- und Passionsspiele der Missionare. Die Franzosen brachten dann ihr eigenes Theater (mit Feydeau, Labiche u.a.) mit und erbauten 1897-1899 ein eigenes Theatergebäude. Auch auf dem Gebiet des weltlichen Musizierens ist ein stetiges Eindringen des Europäischen festzustellen. So wurde die madagassische Musizier- und Tanzform des Hira Gasy durch das französische Vari©t©, seit den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts durch die internationale Kommerzmusik (mit elektronischen Instrumenten) überformt. Als charakteristisches Beispiel für den Einfluss europäischer Musik wird in der Arbeit die madagassische Nationalhymne dargestellt, die einer eingehenden Analyse unterzogen wird. Ihr Autor Norbert Raharisoa gewann mit ihr 1959 einen dafür ausgeschriebenen Wettbewerb. Dem madagassischen Text wird eine Melodie unterlegt, die zu einem grossen Teil aus Elementen europäischen Liedgutes übernommen ist. Marie Aim© JoÃ'l HARISON, 1961 in Antananarivo geboren, studierte Musik- und Politikwissenschaft an der Universität Wien. Gleich nach den doppelten Diplomstudien (1997 und 1999) arbeitete er parallel an den Dissertationen über die Musikgeschichte und die Aussenpolitik Madagaskars. Er beendete das erste Doktoratsstudium in der Musikwissenschaft im Wintersemester 2001 und wurde am 25. April 2002 zum Doktor der Philosophie promoviert. Überdies hat er in den Jahren 1991 bis 1996 Kirchenmusik am Diözesankonservatorium für Kirchenmusik der Erzdiözese Wien als ergänzende Ausbildung erfolgreich absolviert. Derzeit ist er in Wien, wie früher in Madagaskar, als Organist engagiert. Nebenberuflich unterrichtet er madagassische Sprache und hält auch verschiedene Vorträge an der Volkshochschule Brigittenau. Seit Oktober 2003 ist er Trainer für Lerntechnik und Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten am Afro-Asiatischen Institut Wien und seit Studienjahr 2004/2005 Lektor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien.
Aktualisiert: 2020-12-04
> findR *
Ein Vierteljahrhundert nach Anton Heillers Tod erscheint eine Überbewertung, oder auch nur eine gerechte umfassende Bewertung seines Musikschaffens in seiner Bedeutung für Österreich, die Kirche und die internationale Musikszene kaum möglich. In seiner dreifachen Rolle als meisterhafter, innovativer wie zugleich traditionsbewusster Komponist für Orgel, für Chor und symphonische wie auch Kammermusik, als begnadeter Interpret (auch z.B. als Cembalist) und hochgeschätzter Musikpädagoge hat er ein Werk geschaffen, das in seiner Einzigartigkeit unumstösslich und unwiederholbar vor uns steht. Eine Vernachlässigung dieses Werkes wäre weder weise, noch ist es in Wirklichkeit möglich - zu gross ist seine Bedeutung und Lebenskraft. Jede Beschäftigung damit ist unweigerlich fördernd und fruchtbringend. Die von ihm geschaffenen, nach Rhythmik und Tonqualität kunstvoll - und oft auch umstürzlerisch - gefügten Klangbilder sind stets an- und auch aufregend, von den frühen, am gregorianischen Choral orientierten bis zu den späten, teilweise seriell konzipierten kirchenmusikalischen Werken, von den oft witzigen frühen Chorwerken ("Der Zopf", Vertonung eines Gedichts von Chamisso) bis zur farbigen, französisch beeinflussten Tanzmusik der Spätzeit. Die von ihm, im Verein mit Vorläufern und z.T. jüngeren Zeitgenossen (etwa Josef Lechthaler, Johann Nepomuk David, Paul Hindemith, Jehan und Marie-Claire Alain u.a.) begründete musikalische Entwicklungslinie setzt sich heute über Peter Planyavsky und viele andere fest. Sie ist ein lebenskräftiges Reis, das auch im neuen Jahrhundert weitere duftige Blüten erwarten lässt. Eine kleine Handreichung sei das in Neuauflage erschienene Buch von Marie Aim© JoÃ'l HARISON zu Anton Heillers Leben und Werk, das zu weitergehender Beschäftigung mit Heillers Gesamtwerk führen und so der Zuwendung zu einer gedeihlichen musikalischen Zukunft dienen möge.
Aktualisiert: 2020-12-04
> findR *
MEHR ANZEIGEN
Bücher von Joël Harison, Marie A
Sie suchen ein Buch oder Publikation vonJoël Harison, Marie A ? Bei Buch findr finden Sie alle Bücher Joël Harison, Marie A.
Entdecken Sie neue Bücher oder Klassiker für Sie selbst oder zum Verschenken. Buch findr hat zahlreiche Bücher
von Joël Harison, Marie A im Sortiment. Nehmen Sie sich Zeit zum Stöbern und finden Sie das passende Buch oder die
Publiketion für Ihr Lesevergnügen oder Ihr Interessensgebiet. Stöbern Sie durch unser Angebot und finden Sie aus
unserer großen Auswahl das Buch, das Ihnen zusagt. Bei Buch findr finden Sie Romane, Ratgeber, wissenschaftliche und
populärwissenschaftliche Bücher uvm. Bestellen Sie Ihr Buch zu Ihrem Thema einfach online und lassen Sie es sich
bequem nach Hause schicken. Wir wünschen Ihnen schöne und entspannte Lesemomente mit Ihrem Buch
von Joël Harison, Marie A .
Joël Harison, Marie A - Große Auswahl an Publikationen bei Buch findr
Bei uns finden Sie Bücher aller beliebter Autoren, Neuerscheinungen, Bestseller genauso wie alte Schätze. Bücher
von Joël Harison, Marie A die Ihre Fantasie anregen und Bücher, die Sie weiterbilden und Ihnen wissenschaftliche Fakten
vermitteln. Ganz nach Ihrem Geschmack ist das passende Buch für Sie dabei. Finden Sie eine große Auswahl Bücher
verschiedenster Genres, Verlage, Schlagworte Genre bei Buchfindr:
Unser Repertoire umfasst Bücher von
- Joel, Alexandra
- Joel, Antje
- Joel, Atohi
- Joel, Bel L
- Joel, Daphna
- Joël, Ernst
- Joël, Hans-Arnold
- Joel, Heiko
- Joel, Karl
- Joél, Kristin
Sie haben viele Möglichkeiten bei Buch findr die passenden Bücher für Ihr Lesevergnügen zu entdecken. Nutzen Sie
unsere Suchfunktionen, um zu stöbern und für Sie interessante Bücher in den unterschiedlichen Genres und Kategorien
zu finden. Neben Büchern von Joël Harison, Marie A und Büchern aus verschiedenen Kategorien finden Sie schnell und
einfach auch eine Auflistung thematisch passender Publikationen. Probieren Sie es aus, legen Sie jetzt los! Ihrem
Lesevergnügen steht nichts im Wege. Nutzen Sie die Vorteile Ihre Bücher online zu kaufen und bekommen Sie die
bestellten Bücher schnell und bequem zugestellt. Nehmen Sie sich die Zeit, online die Bücher Ihrer Wahl anzulesen,
Buchempfehlungen und Rezensionen zu studieren, Informationen zu Autoren zu lesen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
das Team von Buchfindr.