Der Komponist Josef B. Foerster und seine Frau - die Sängerin Bertha Lauterer-Foerster - begegneten Cosima Wagner im Sommer 1893, der Tochter Franz Liszts und Frau Richard Wagners, als Gäste in der Villa „Wahnfried“ in Bayreuth. Bertha Lauterer-Foerster war von Cosima Wagner gebeten worden, die Rolle der Elsa im Lohengrin für die Festspiele einzustudieren.
Josef B. Foerster, der sich als 70jähriger anläßlich des Todes Cosima Wagners an den Besuch bei ihr erinnerte, kam nach Bayreuth als Autor der Oper „Deborah“ nach einem Sujet von Salomon Mosenthal. Das musikalisch eindrucksvolle Werk ist der Not der jüdischen Flüchtlinge vor einem Pogrom gewidmet. Und über die Oper „Deborah“ unterhielt sich Cosima im Sommer 1893 interessiert mit dem Komponisten, der bei ihr einige Wochen zu Gast war.
Die Brisanz dieses Details aus Foersters Memoiren wird noch deutlicher, wenn wir mehr über den Autor erfahren. Er war in Prag der Präsident eines Vereins Wider den Antisemitismus. Er lebte seit 1893 in Hamburg und dann in Wien, und war ein Intimfreund Gustav Mahlers, mit dem er sich nicht nur über die Musik, sondern auch über Gott und die Religion unterhielt: tolerant und verständnisvoll gegenüber dem Ringen mit dem Judentum, das Mahler in seinem Inneren auszutragen hatte. Im Zweiten Weltkrieg wurde Foerster als „Judenfreund“ denunziert.
Die Auszüge über den Besuch in der Villa „Wahnfried“ aus den Memoiren Foersters, liegen hier erstmals, souverän eingeordnet im historischen und musikgeschichtlichen Kontext von dem Herausgeber Vladimir Karbusicky, in deutscher Übersetzung vor. Ausführlich kommentiert Karbusicky Foersters Erinnerungen an die Begegnungen, würdigt das Verhältnis Wagners zu Prag und präsentiert aus dem Nachlas Josef B. Foersters im Faximile abgedruckte Briefe Cosima Wagners. Lebendig entsteht ein Bild des alten Bayreuths und des Lebens und Treibens in der Villa „Wahnfried“ wenige Jahre vor der Jahrhundertwende.
Voller Bewunderung schrieb Foerster über seinen Besuch bei Cosima:
Wagner schrieb über sie die Worte nieder: „Sie ist eine ganz unerhört seltsam begabte Frau. Liszts wunderbares Ebenbild, nur intelectuell über ihn stehend.“
Im Gespräch begriffen, stand sie am Klavier. Große Figur, Profil von außerordentlicher Ausdruckskraft und Energie, wie eine belebte Medaille einer Prinzessin der Renaissance, dunkles Witwenkleid, seltene Noblesse der Bewegungen, freundliches Lächeln und bezauberndes Feuer im Auge.
Besonders interessierte sich der junge Komponist für ihre Arbeitsweise. Die Schilderungen zeigen Cosima als eine Frau, die die Festspiele nach dem Tod ihres Mannes bis ins Detail - selbst beim Einstudieren der Rollen - vorbereitete; dabei Souveränität wahrend:
Frau Cosimas erstaunliches Temperament und ihre ganz außerordentliche musikalische wie allgemeine Inteligenz blendeten geradezu. (...). Ein junger Baritonist, der sich für die Rolle des Telramund vorbereitete, erzählte mir, er habe die stimmlich exponierte Stelle „Hier stehe ich - hier ist mein Schwert“ nicht weniger als zehnmal nacheinander singen müssen. Aber auch dann blieben ihm des erwünschte Lob und die Zustimmung versagt. Frau Wagner, die sich gerne auf den Meister berief, wiederholte des öfteren: „So, so hat es sich Richard gewünscht...“ - und sang die betreffende Stelle mit bewundernswertem Ausdruck vor. Der müde Sänger, der mit aller Kraft versuchte, den wünschenswerten Ausdruck zu erreichen, verlor plötzlich das innere Gleichgewicht und schleuderte den Klavierauszug in das Klavier. Frau Wagner sah ihn mit unwandelbarer Ruhe an und bemerkte bloß, als verstünde sie nicht: „Sind Sie müde? Ich danke Ihnen, morgen wollen wir fortsetzen“.
Aktualisiert: 2021-01-12
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Aktualisiert: 2020-01-28
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In den letzten Jahren seines Lebens arbeitete Vladimir Karbusicky (1925-2002) an einer „Geschichte des böhmischen Musiktheaters“. Diese Arbeit ist als ein Vermächtnis anzusehen und liegt hiermit als Buch vor.
Die Beschäftigung des Musikwissenschaftlers mit der Kultur und Historie Böhmens war stets mehr als nur Reflexion über die eigene Heimat. Karbusicky betrachtete die Kultur und Geschichte Böhmens - bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein - als eine durchaus funktionierende multikulturelle Gesellschaft, in der ein Zusammenleben von Tschechen und Deutschen, Juden und anderen Religionsgemeinschaften stattfand. Daraus resultierte ein künstlerisches Schaffen, das von gegenseitigen Anregungen und Toleranz geprägt war.
Symptomatisch hierfür ist es, daß auf der selben Bühne des Ständetheaters in Prag, auf der 1787 Mozarts „Don Giovanni“ uraufgeführt wurde, 1795 erstmals ein Jude unter dem Applaus eines josephinisch gesonnenen Publikums sang - bezeichnenderweise aus Mozarts „Zauberflöte“, die in der Tradition der Aufklärung stand und auch in Böhmen viele Liebhaber hatte. Zu dieser Zeit war das ein nahezu einmaliger Vorgang in Europa.
Aktualisiert: 2021-01-12
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Aktualisiert: 2020-11-25
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«Verfemte Musik» meint diejenigen Werke, deren Komponisten von der Beteiligung an der schöpferischen Atmosphäre ihrer Zeit ausgeschlossen wurden. Beide Gewaltherrschaften unseres Jahrhunderts - der Nationalsozialismus und der Kommunismus stalinistischer Prägung - fürchteten den kritischen Intellekt über alles und verfolgten ihn bis hin zur physischen Vernichtung. Nach ihrem Zusammenbruch waren wesentliche Teile des europäischen kompositorischen Schaffens nur als «blinde Flecken» vorhanden. Den Schicksalen und dem Schaffen verfemter Komponisten nachzugehen, die in die Kette der europäischen Musiktradition hineingehören, deren Werke jedoch aus der Rezeption ausgeklammert wurden, und sie in ihr Recht einzusetzen: Auf diesem Weg konnte das Kolloquium «Verfemte Musik» mit 35 Wissenschaftlern aus 11 Ländern wesentliche Marksteine setzen.
Aktualisiert: 2019-12-19
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