Dieser Band 14 der Evangelischen Perspektiven dokumentiert ein Symposium der Evangelischen Stadtakademie Bochum mit dem etwas sperrigen Titel: Bewusstseinswandel zu einer integralen Weltsicht. Quantentheorie - Naturverhältnis und nachhaltige Erdpolitik. Es fand bereits im Herbst 2018 an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen Lippe in Bochum statt, hat aber von seiner Aktualität bis heute nichts verloren. Seit mehr als zehn Jahren veranstaltete die Evangelische Stadtakademie die Themenreihe ÖkoSphäre - Perspektiven für eine neue Politik des Lebens. In dieser Reihe waren namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie lokale Entscheidungsträger eingeladen, ihre Erkenntnisse vorzutragen und zur Diskussion zu stellen. In dieser Reihe hatte auch dieses Symposium seinen thematischen Ort. Die aktuellen und sich als immer drängender abzeichnenden Auswirkungen unserer Lebens- und Wirtschaftsweise mit der Ökonomisierung aller Lebensbereiche und (Ver-)Nutzung der natürlichen Ressourcen betreffen inzwischen nicht nur die Ökosysteme der Erde. Neben den umweltpolitischen Herausforderungen sind inzwischen auch die sozial-kulturellen und ökonomischen Folgen unseres Handelns evident. In der wechselseitigen Verstärkung von globaler Klimakrise mit vielfältigen Folgen, von Finanzkrisen und Demokratiegefährdungen liegen die bevorstehenden Gestaltungsaufgaben offen zu Tage. Diese Herausforderungen erfordern eine Bewusstseinsbildung und Verständigungsprozesse so grundlegender Art, dass deren Tragweite treffend markiert ist mit dem Titel eines Buches von Claus Leggewie und Harald Welzer: Das Ende der Welt, wie wir sie kannten. Die historische Erfahrung zeigt, dass nur eine (Um)formulierung ethischer Forderungen nicht genügt, weil sie kaum Wirkung zeigen würde, denn: Unsere Notwendigkeit zu entscheiden, reicht weiter als unsere Fähigkeit zu erkennen. Dieser Satz scheint das Wesen der Postmoderne eindrucksvoll zu reflektieren und das Ethik-Dilemma auf den Punkt zu bringen. Er könnte schon Immanuel Kant zugeschrieben werden und dessen Frage: Was sollen wir tun?
Aktualisiert: 2022-04-26
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Die hier von Günter Brakelmann veröffentlichten von Heinrich Winkelmann in den Jahren 1940 bis 1944 an seine Brüder im Glauben im Zweiten Weltkrieg geschriebenen zwölf Soldatenbriefe sowie die Sonntagsbriefe an seine Kinder zeigen eine Frömmigkeit, die gerade im pietistischen Lager des kirchlichen Protestantismus viele Anhänger gehabt hat. Dabei sind die Ähnlichkeiten zwischen der hier dargestellten Frömmigkeit im damaligen Bochumer CVJM im Zweiten Weltkrieg und der von mir erlebten pietistischen Frömmigkeit in der Zeit nach dem Krieg im Siegerland frappierend.
Es ist Günter Brakelmann zu verdanken, hier eine außergewöhnliche Studie vorzulegen, die exemplarisch tiefe Einblicke in dieses religiöse und politische Denken einer Gruppe von Christen gibt, die durch den CVJM ihre besondere Prägung erhalten hatte. Für sie war das Zentrum des christlichen Glaubens die Erlösung durch Jesus Christus durch seinen Tod und seine Auferstehung.
Heinrich Winkelmann hat zu dieser entschiedenen Glaubenshaltung irgendwann in der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg gefunden, durch wen, wann genau und wie, erfahren wir nicht.
Was uns heute erstaunen und unverständlich vorkommen mag, ist die Tatsache, dass für Heinrich Winkelmann, so sehr wie die Nachfolge Jesu Christi im Zentrum seines Glaubens- und Lebensverständnisses stand, gleichzeitig seine politische Parteinahme dem Führer Adolf Hitler galt. Christusnachfolge und Führertreue konnte er ohne Probleme miteinander verschränken. Für viele Christen war diese Verbindung in dieser Zeit durchaus üblich. Die aus der Kaiserzeit stammende Erziehung zum absoluten Gehorsam gegenüber Autoritäten, die unverbrüchliche Treue zu einem einmal geleisteten Eid, verbunden mit einer geradezu inbrünstigen Liebe zu Deutschland als dem Vaterland und einer ebenso herzlichen Liebe zu Jesus Christus, dem Heiland, verbunden mit der Erwartung einer ewigen Heimat bei ihm waren die Kennzeichen dieser Frömmigkeit. So haben Heinrich Winkelmann und seine Frau auch ihre Kinder erzogen und unhinterfragt eine entsprechende Haltung und einen ebensolchen Glauben von ihnen erwartet. Es war der Ausdruck ihrer Liebe zu ihnen. Obwohl Heinrich Winkelmann Parteimitglied war, finden wir trotz seiner Führertreue gleichzeitig eine Zurückhaltung gegenüber der Ideologie des Nationalsozialismus. Darüber erfahren wir von Winkelmann kein Wort. Er schweigt ebenso über die uns heute bekannten Kriegsverbrechen der Wehrmacht und der SS.
Aktualisiert: 2022-04-15
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In der Woche vom 25. August bis zum 1. September 2019 umfasste diese Vortragsreihe einen Friedensgottesdienst und fünf Vorträge in der Pauluskirche der Kirchengemeinde Bochum und schloss mit einer Kanzelrede in der Melanchthonkirche der Kirchengemeinde Wiemelhausen im Rahmen des dort jährlich begangenen "Tag des Friedens" am 1. September. Sie widmete sich nicht dem gesamten Zweiten Weltkrieg, sondern konzentrierte sich auf den Beginn des Krieges, untersuchte die genauen historischen Umstände, die ihn herbeigeführt haben, die Vorbereitungen zu diesem von Deutschland bereits seit 1933 gewollten Krieg, die NS-Polen-Politik mit dem Überfall auf Polen und den Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion, die beide von Anfang an als Vernichtungskriege geführt wurden. Die Reihe fragte nach der Mitverantwortung der Kirche und der Rolle der Wehrmachtseelsorge im Krieg und untersuchte, wie die Kirche nach dem Krieg mit ihrer Schuld umgegangen ist. Im letzten Vortrag warf sie den Blick auf den langen Schatten des Krieges über dessen Ende hinaus bis zu den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen im Jahr 1990.
Zusätzlich haben wir zwei Beiträge aufgenommen: In einem Gottesdienst am 31. August 2019 feierte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, stellvertretende Vorsitzende und Beauftragte für die deutsch-polnischen Beziehungen des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. h.c. Annette Kurschus, gemeinsam mit dem Präsidenten des Polnischen Ökumenischen Rates, Bischof Jerzy Samiec, in der Warschauer Trinitatiskirche einen ökumenischen Gottesdienst zum Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Dass es nach einem jahrzehntelangen Prozess der Friedens- und Versöhnungsarbeit zwischen Deutschland und Polen 80 Jahre danach endlich möglich war, dieses Gedenken in einem Gottesdienst gemeinsam zu begehen, kann als Zeichen der Aussöhnung über Grenzen hinweg nicht hoch genug bewertet werden. Einen Tag später, am 1. September, hielt Präses Kurschus in der Bochumer Christuskirche ihre Rede in Deutschland: "Wenn dein Kind dich morgen fragt": Zur Kraft der Erinnerung. Ihre Rede haben wir hier den Vorträgen vorangestellt.
Ebenfalls zusätzlich aufgenommen haben wir einen Vortrag von Dr. Norbert Friedrich über die Rolle der kirchlichen Diakonie im Zweiten Weltkrieg. Die Predigt von Pfarrer Arno Lohmann aus dem Friedensgottesdienst zum Beginn der Reihe am 25. August über die Jahreslosung 2019, "Suche Frieden und jage ihm nach" (Ps. 34,15) ist den Beiträgen nachgestellt.
Aktualisiert: 2022-04-16
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Zu Beginn des Jahres 2018 überraschte Günter Brakelmann seine Freunde und Bekannten mit sieben Theologisch-anthropologischen und ethischen Reflexionen zur Politik und Geschichte und verband diese mit der Einladung zur kritischen Stellungnahme. Es entstand ein reger Austausch mit dem Autor über zahlreiche zustimmende und auch kritische Antworten.
Daraufhin ergänzte Günter Brakelmann im April seine erste Thesenreihe durch 17 weitere Historisch-politische Reflexionen.
Allen, denen diese Reflexionen in die Hände kamen, erkannten, dass Günter Brakelmann mit diesem zweifachen Kompendium eine Erfahrungsbilanz seines Lebens vorlegt. Am Ende seines Lebens nimmt er hier noch einmal thesenartig Stellung zu den für ihn wichtigsten Fragen aus Theologie, Geschichte, Politik und Kirche. Die Themen bleiben für uns alle hoch aktuell. Gleichzeitig stellt sich hier der Professor für Sozialethik und Geschichte, der sozialdemokratisch-politisch vielfältig engagierte Christ, der Gewerkschafter und Mitglied verschiedener Aufsichtsräte, der stets quellenorientiert forschende Historiker zu Themen der sozialen, politischen und kirchengeschichtlichen Fragen, der Weggenosse und Freund noch einmal dem Gespräch mit seinen Freundinnen und Freunden. Die Thesen seien das Ergebnis eines kritischen Selbstverständigungsprozesses, einer notwendigen Klärung, der er im Alter nicht ausweichen wolle. Günter Brakelmann: Viele, denen ich diesen Text zugeschickt hatte, haben mit Zustimmung und mit gleichzeitigen kritischen Anmerkungen geantwortet. Es könnte für unseren weiteren Dialog vielleicht nützlich sein, die grundsätzlichen Reflexionen, die großes Gewicht auf Fragen der theologischen Anthropologie gelegt haben, durch weitere historisch-politische Reflexionen zu ergänzen. Natürlich weiß ich, dass man vieles oder einiges anders sehen kann. Es sind Gegenargumente gegen meinen skeptischen Realismus durchaus geboten und auch verständlich. Im Übrigen gilt für mich: keiner würde sich mehr freuen als ich, wenn die uralten Mechanismen der Machtpolitik ersetzt würden durch neue hoffnungsvollere Zukunftsprozesse auf den geistigen und ethischen Fundamenten von Vernunft und Humanität. Nur habe ich es schwer, diese Hoffnungspotentiale im Moment zu sehen.
Aktualisiert: 2022-04-24
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Die hier zusammengestellten Vorträge sind durchgehend solche Einladungen - an Juden und Christen gemeinsam. Sie sind entstanden in einem Zeitraum von 22 Jahren und begannen mit einer Einladung im Jahr 1995 des damaligen Leiters der Evangelischen Stadtakademie Bochum, Dr. Manfred Keller, an den damals im interreligiösen Gespräch noch weitgehend unbekannten Mediziner Dr. Michael Rosenkranz, nach einer Purim-Feier in der Jüdischen Gemeinde, im kommenden Jahr in der Stadtakademie im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit einen Vortrag über das Purimfest zu halten. Daraus entstand eine Reihe regelmäßiger, fruchtbarer und immer wieder überraschender Vorträge von Dr. Rosenkranz in der Evangelischen Stadtakademie, im Katholischen Forum Bochum und an anderen Orten, zumeist im Rahmen der Wochen der Brüderlichkeit. Dr. Rosenkranz, seit 2012 Vorsitzender des Gemeinderates der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, ist mittlerweile der entscheidende Dialogpartner auf jüdischer Seite in Bochum.
Dieser Band fasst diese Vorträge nun zusammen, einschließlich des zuletzt im Juni 2018 gehaltenen Vortrags: Liebe deinen Nächsten! - Aber das ist nicht alles über 3. Mose 19, im Rahmen der 5. Ökumenischen Bibelwoche in den Claudius-Höfen, Bochum. Die Vorträge sind chronologisch geordnet, bauen aber auch inhaltlich aufeinander auf. Dabei überraschte uns Dr. Rosenkranz immer wieder mit seinen Themenvorschlägen, die nun zu einer Sammlung geführt haben, deren Themenzusammenstellung sonst wohl kaum so zu finden ist: Nach der Einführung in den jüdischen Gottesdienst und die großen jüdischen Festtage folgt eine Betrachtung der Auswanderergeneration, in der die konkreten Menschen der jüdischen Gemeinden, auch hier in Bochum, und deren Schicksale in den Blick genommen wird; es folgen Vorträge zur Bedeutung des Eifersuchtsordals, der Mikwe, dem Umgang mit Krankheit, Alter und Tod im Judentum, bis hin zu der Frage, was das christliche Kreuzeszeichen mit dem jüdischen Pessach-Fest verbindet. In den letzten vier Aufsätzen (2017-2018) arbeitet Dr. Rosekranz heraus, was heute eine aus jüdischer Sicht geschichtsbewusste, aufgeklärte, realitätsgerechte und verantwortliche Religiosität bedeutet und welches Handeln daraus folgt. In der Verheißung und dem Auftrag Gottes am Berg Sinai an das ganze Volk Israel: Ihr sollt Mir sein ein Königreich von Priestern!, sieht der Autor die Frage beantwortet, und in dieser Antwort gipfelt theologisch diese Aufsatzsammlung.
Aktualisiert: 2022-04-23
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Aus dem Vorwort von Gisela Estel, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Bochum-Werne:
In dieser Schrift von Prof. Günter Brakelmann begegnet uns am Ende des 19. Jahrhunderts ein Pfarrer, der sich in seinem Dienst mit ganz unterschiedlichen Frömmigkeitsstilen auseinandersetzen muss - und damit auch ganz unterschiedlichen Erwartungen an sein Pfarramt. Dem einen ist dieser Martin Luther viel zu weltlich, ja verhält sich an vielen Stellen sogar amtsunwürdig, den anderen ist er guter Freund und Nachbar, der gern mal mit im Wirtshaus sitzt oder auf die Jagd geht. Zum Pfarramt berufen, aber doch auch Mensch mit all seinen Fehlern und Widersprüchen.
Für den äußeren Aufbau der Gemeinde hat er viel geleistet, den Bau von Kirche und Gemeindehaus vorangetrieben und begleitet. Doch genauso konnte er wegen zu wenig Besuchern den sonntäglichen Gottesdienst ausfallen lassen oder auch den Konfirmandenunterricht vertagen.
Seine Personalakte ist wohl mit eine der umfangreichsten im Landeskirchenamt. Viele Beschwerdeschreiben sind darin gesammelt, die heftige Diskussionen in der Gemeinde ausgelöst haben. Besonders tragisch ist dann auch noch das Ende dieses Martin Luthers: Er wird erschossen aufgefunden. War es Selbstmord oder sogar Mord?
Bis heute bleibt vieles ungeklärt und ein wenig mysteriös. Viel Stoff jedenfalls für eine biografische, kirchenhistorische Schrift, aber auch für einen nicht bis ins letzte gelösten Kriminalfall.
Aktualisiert: 2022-04-22
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Die Reformationsgeschichte des heutigen Ruhrgebietes zeichnet sich durch vielfältige Entwicklungen aus, die vor allem mit den politischen Rahmenbedingungen zusammenhingen. So verfolgte das Herzogtum Jülich-Kleve-Berg, zu dem auch die Grafschaft Mark gehörte, in religionspolitischer Hinsicht eine mittlere Linie zwischen dem Katholizismus und dem Luthertum. Damit wurde den einzelnen Gemeinden ein gewisser Spielraum in der Gestaltung der religiösen Praxis eröffnet. Charakteristisch für die Anfänge der Reformation in dieser Region waren die Einführung einer evangelischen Predigt, das Singen von Lutherliedern und die Feier des Abendmahls in beiderlei Gestalt (d.h. mit Brot und Wein). Nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 verstärkten sich dann die Bemühungen, die Reformation einzuführen. Dabei kam es auch zu innerprotestantischen Konflikten zwischen Lutheranern und Reformierten, die im Zuge der Emigration von Glaubensflüchtlingen aus den Niederlanden ins Ruhrgebiet einwanderten.
Anders als in vielen anderen Städten der Region sind darum die Anfänge der Reformation in Bochum, bedingt durch die politischen Verhältnisse erst relativ spät, ab circa 1570 anzusetzen. Es dauerte lange, bis reformatorisches Gedankengut in Bochum und der Grafschaft Mark etabliert war. Auch am Ende dieses Vorgangs, der sich über das 16. und 17. Jahrhundert erstreckte, herrschte keineswegs ein einheitliches protestantisches Theologie- und Liturgieverständnis vor, vielmehr war eine außergewöhnliche mehrkonfessionelle Kultur (Dieter Scheler) entstanden.
Diese spannende, wechselvolle Entwicklung der Reformation in unserer Region will dieser Vortragsband erhellen und dokumentieren. Die durch die politischen Umstände im 16. Jahrhundert in Bochum erzwungene vielfache Kooperation zwischen Protestanten und Katholiken, wie sie sich u.a. in der etwa 100-jährigen gemeinsamen Nutzung der Kirche St. Peter und Paul widergespiegelt hat, war, wie Michael Basse schreibt, in ihrer Zeit politisch geboten. Aus heutiger Sicht vielleicht eine ökumenische Zukunftsperspektive - im Rückblick jedenfalls ein Beispiel für eine interkonfessionelle Toleranz, die in damaliger Zeit keineswegs üblich war.
Aktualisiert: 2022-04-13
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Im Jahr 2013 beging die Evangelische Stadtakademie Bochum ihren sechzigsten Geburtstag. Mit ihrer Gründung im Jahr 1953 zählt sie zu den ältesten Evangelischen Stadtakademien in Deutschland. Zum damaligen Jubiläumsprogramm gehörte auch ein Symposion über die mystischen Traditionen im Judentum, im Christentum, dem Islam und dem Buddhismus. Ein Wochenende lang fragten ausgewiesene Vertreterinnen und Vertreter aus den Weltreligionen nach dem Gemeinsamen in den mystischen Traditionen ihrer Religion für eine ganzheitsorientierten Spiritualität der Gegenwart.
In früheren Zeiten neigten besonders die sich auf Offenbarung gründenden Religionen dazu, zentrale Aspekte des Spirituellen in die Randständigkeit zu verbannen. Besonders in der Moderne duldete man sie nur unter Etiketten, wie Mystik. Andere religiöse Traditionen, wie der frühe Buddhismus, kannten dagegen keinen Gegensatz zwischen öffentlicher Lehre und Ebenen subtiler Erfahrung bzw. religiöser Verwirklichung.
Drei Jahre später veröffentlichen wir hier eine Auswahl der Beiträge dieses Symposions, die bis heute nichts an Gültigkeit und Aktualität verloren haben. Neben einen Beitrag aus Kabbala und Chassidismus, der mystischen Traditionen des Judentums, von Elke Morlock, tritt aus dem Christentum der von Udo Kern gehaltene Vortrag zur intellektuellen Mystik Meister Eckharts; neben eine zusammenfassende Darstellung ganzheitsbezogener Aspekte des Buddhismus unter Berücksichtigung des Tantrismus von Armin Gottmann und Michael Colsman treten Aspekte aus dem Sufismus der islamischen Kultur mit ihrer Herausforderung für die Moderne von Shaikh-ul-Mashaikh Mahmud Khan Youskine. Ein Gastbeitrag zur Mystik im Hinduismus von Michael von Brück konnte ergänzend in diese Dokumentation aufgenommen werden. Der Aufsatzsammlung vorangestellt wurden die Erläuterungen zu den begleitenden meditativen Körper- und Atemübungen des Wochenendes von Johanns Soth; eine ausführliche Darstellung des integrativen kulturanthropologischen Modells Jean Gebsers von Michael Colsman schließt die Aufsatzsammlung ab.
Aktualisiert: 2022-04-15
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Als sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal jährte, suchte die Ev. Stadtakademie Bochum einen eigenen Zugang zur Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Aus ihrem Kreis von Mitgliedern, von bewährten Referenten und Fachhistorikern stellte sie für das Herbsthalbjahr 2014 ein umfassendes Programm zusammen. Vorträge, Diskussionsforen, Seminare und schließlich eine dreitägige Studienreise in die Picardie zu den Schlachtfeldern, Friedhöfen und Erinnerungsorten der Somme schufen eine um Anschauung bemühte innere Landkarte, die den Teilnehmenden ihre je eigene Orientierung ermöglichte. Von Anfang an war dabei klar, dass der Anteil des deutschen Protestantismus bei der Zurichtung einer Kriegsgesellschaft zentral beleuchtet werden müsste, auch als Akt der Selbstaufklärung unserer kirchlichen Geschichte. Gedanklicher Fluchtpunkt unserer Veranstaltungen war denn auch das Geschehen um die Schlacht an der Somme 1916, die vom 1. Juli an über mehrere Monate als wohl blutigste Schlacht des Ersten Weltkriegs bei den beteiligten britischen, französischen und deutschen Armeen weit über eine Million toter oder verwundeter Soldaten forderte, das Kriegsgelände in eine trostlose Wüstenei umpflügte und in einer zunehmenden und immer weniger steuerbaren Eigendynamik mehr und mehr den Übergang zum industrialisierten und globalisierten Massenkrieg kennzeichnete. So liegt uns viel daran, dass dieses Sammelwerk 100 Jahre nach der Schlacht an der Somme erscheinen kann.
Aktualisiert: 2022-05-04
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Es gibt nur wenige historisch-kritische Biographien über Gemeindepfarrer. Die Zahl der Arbeiten über Bischöfe, Präsides, Theologieprofessoren, über Synoden und über evangelische Verbände ist demgegenüber beachtlich. Auch über Bochumer Pfarrer aus der Zeit des Kaiserreiches, der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit existieren bislang nur die über Hans Ehrenberg und Walter Engelbert. Es gäbe aber noch viele Pfarrer in Bochum, die es verdient hätten, mit ihren Lebensläufen in dramatischer Zeit dargestellt zu werden.
Hier wird nun der Versuch gemacht, den Werdegang des Hilfspredigers und Pfarrers des Melanchthonbezirks der Gemeinde Wiemelhausen Wilhelm Schmidt aufzuzeichnen. Die ersten Kapitel geben Einblicke in seine Jugend- und Studentenzeit wie in seine Vikarszeit bis 1938. In diesem Jahr kommt Schmidt in die Gemeinde Wiemelhausen, die durch den Gemeindekirchenkampf zwischen den beiden Lagern der Deutschen Christen und der Bekennenden Kirche gekennzeichnet ist. Seine Zeit als Frontsoldat und als Kriegsgefangener nimmt einen breiten Raum ein. In der Nachkriegszeit ist er in seinem Gemeindebezirk bis 1950 der einzige Pfarrer, der einen Neuaufbau der zerrissenen Gemeinde versucht. Unsere Untersuchung geht zeitlich bis zu seinem Weggang aus Bochum nach Paderborn 1955.
Aktualisiert: 2022-04-20
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Im Rahmen ihrer Bildungsarbeit erinnerte die Evangelische Stadtakademie Bochum in Kooperation mit dem Evangelischen Kirchenkreis Bochum im Januar und Februar 2013 an die Machtübernahme der Nationalsozialisten vor 80 Jahren. Dazu gehörten ein Vortrag und ein Seminar des Bochumer Theologen und Sozialethikers Prof. Dr. Günter Brakelmann, einem der besten Kenner des deutschen Widerstandes sowie der Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus. Im Zentrum stand die Frage, wie sich die Evangelische Kirche in Bochum vor achtzig Jahren zur Machtübergabe an Adolf Hitler und zum Aufbau des NS-Systems politisch und kirchlich verhalten hat. Der vorliegende Band dokumentiert diese beiden Veranstaltungen. Entfaltet wird ein quellenorientiertes und differenziertes Panorama der kirchlichen Szene in Bochum im Jahr der „Zeitenwende“ 1933. Die Kirche hat es in der NS-Zeit nicht gegeben, auch und besonders nicht in Bochum. Die Evangelische Kirche in Bochum spaltete sich 1933/34 und findet erst 1945 zur Einheit zurück. Sie existierte nur noch in ihren unterschiedlichen Lagern. Die Optik und Akustik hatten zunächst die Deutschen Christen, die sich in der Kirche als „SA Jesu Christi“ verstanden. Ihnen gegenüber bildete sich jedoch noch im selben Jahr theologischer und kirchenpolitischer Widerstand, der zu einer der ersten Gruppen der späteren Bekennenden Kirche führte. Bereits 1933 wurden in Bochum zwei Bekenntnisse von kirchengeschichtlichem Rang gegen den religiösen Geist der Deutschen Christen formuliert.
Aktualisiert: 2022-04-20
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