Aus den Aufzeichnungen von János Bolyai

Aus den Aufzeichnungen von János Bolyai von Mandics,  György, Pop,  Traian, Schiff,  Julia;Gehrisch,  Peter, Veress,  Zsuzsanna M.
Vorwort Der Text wurde zum Resonanzkörper für die brisantesten Probleme der Ceaușescu-Ära in Rumänien wie allgemein in unserer Zeit. Ungarns Geschichte ist reich an Kämpfen um die Freiheit der Nation. Zu erinnern ist an die Revolution von 1848/49, in der der Dichter Sándor Petőfi mit seiner Poesie für Ansporn und Begeisterung sorgte. In jener Zeit war ein anderer Ungar, János Bolyai (1802-1860), mit mathematischen Studien befasst. Sein 1831 veröffentlichter „Appendix“ weist ihn als Entdecker der nichteuklidischen Raumlehre aus, neben Carl Friedrich Gauß und Nikolai Lobatschewski. Bolyais Bedeutung findet einen Niederschlag darin, dass die Klausenburger Universität, ein Asteroid und seit 1970 ein Mondkrater seinen Namen tragen. Sein Vater, Farkas Bolyai, war Mathematiklehrer. Da die Familie sich ein Auslandsstudium für den begabten Sohn nicht leisten konnte, wandte sich der Vater an seinen ehemaligen Studienkollegen C. F. Gauß mit der Bitte, seinen Sohn zur Ergänzung seiner Mathematik-Studien für drei Jahre in sein Haus aufzunehmen. Da er auf den Brief keine Antwort erhielt, blieb János Bolyai nur, die Militärakademie in Wien abzuschließen und Genieoffizier zu werden. Mit großer Aufmerksamkeit und Zielstrebigkeit setzte er sich mit den Grundlagen der euklidischen Geometrie auseinander und entwickelte die Grundlagen einer nichteuklidischen Geometrie. Als sich Vater Farkas noch einmal an Gauß wandte und ihm seinen „Tentamen“ schickte, fügte er auch die Schriften seines Sohnes bei. Gauß lobte zwar dessen Leistung, war aber „aufs äußerste“ überrascht, denn er hatte diese Entdeckung selbst schon gemacht. Ein schwerer Schlag für János Bolyai, der sich fortan in vollständiger Isolation mit weiteren mathematischen Studien (über die Rolle der komplexen Zahlen in der Geometrie) und der Philosophie befasste. Sein umfangreicher Nachlass, bestehend aus z.T. stark beschädigten Manuskripten, Zetteln, die nur teilweise restauriert werden konnten, befindet sich in der Bolyai-Teleki Bibliothek in Neumarkt am Mieresch. Der 1943 in Temesvár, Rumänien, geborene Lyriker, Journalist und Essayist György Mandics ist seinem Studium zufolge eigentlich Mathematiker und Physiker. Der zusammen mit seiner mittlerweile verstorbenen ersten Frau Zsuzsanna M. Veress verfasste Lyrikband von 1979 „Aus den Aufzeichnungen von János Bolyai“ ist wohl der wichtigste Meilenstein in seinem Werk. In den Folgejahren verfolgten Mandics’ Publikationen Forschungen auf unterschiedlichen Gebieten. So widmete er sich rätselhaften Schriften, der Science fiction, Aufsätzen über außerirdische Wesen, der Runenschrift – auf letzterem Gebiet publizierte er die größte, eine 2000-seitige Enzyklopädie. Ein dokumentarischer Roman hat die rumänische Revolution von 1989 zum Inhalt (3 Bände). Den bruchstückhaften Notizen Bolyais und den beschädigten und lückenhaften Texten, die in einer Kiste aufgefunden wurden, tragen die Gedichte des Lyrikbandes Rechnung, die das Ehepaar Mandics / Veress verfasste, indem es mit in Klammern gesetzten Auslassungen und einer äußerst konzentrierten Sprache zu Werke ging. Die apokryphe Lyriksammlung extrapoliert den bekannten Stoff aus dem Niemandsland der Möglichkeiten und fasst die reellen oder zumindest wahrscheinlichen Motive im Leben und Schaffen Bolyais nach chronologischen bzw. den Prinzipien des Geistes zu einer Einheit zusammen. Der Veröffentlichung folgte eine literarische Ehrung in Ungarn, und in den Jahren nach der Zusammenbruch des kommunistischen Systems umgab das Buch eine kultische Aura, es wurde medial aufgearbeitet, wurde Objekt des Schulunterrichts und ihm wurden – insbesondere mit dem letzten Gedicht – während der Revolution von 1989, deren Ausbruch mit dem Geburtsdatum von Bolyai zusammenfiel, sogar prophetische Eigenschaften zugeschrieben: Sie wurden als Wegweisung für den Ausstieg aus dem kommunistischen Lager interpretiert. Der Text wurde zum Resonanzkörper für die brisantesten Probleme der Ceaușescu-Ära in Rumänien wie allgemein in unserer Zeit. Julia Schiff / Peter Gehrisch
Aktualisiert: 2023-06-27
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Aus den Aufzeichnungen von János Bolyai

Aus den Aufzeichnungen von János Bolyai von Mandics,  György, Pop,  Traian, Schiff,  Julia;Gehrisch,  Peter, Veress,  Zsuzsanna M.
Vorwort Der Text wurde zum Resonanzkörper für die brisantesten Probleme der Ceaușescu-Ära in Rumänien wie allgemein in unserer Zeit. Ungarns Geschichte ist reich an Kämpfen um die Freiheit der Nation. Zu erinnern ist an die Revolution von 1848/49, in der der Dichter Sándor Petőfi mit seiner Poesie für Ansporn und Begeisterung sorgte. In jener Zeit war ein anderer Ungar, János Bolyai (1802-1860), mit mathematischen Studien befasst. Sein 1831 veröffentlichter „Appendix“ weist ihn als Entdecker der nichteuklidischen Raumlehre aus, neben Carl Friedrich Gauß und Nikolai Lobatschewski. Bolyais Bedeutung findet einen Niederschlag darin, dass die Klausenburger Universität, ein Asteroid und seit 1970 ein Mondkrater seinen Namen tragen. Sein Vater, Farkas Bolyai, war Mathematiklehrer. Da die Familie sich ein Auslandsstudium für den begabten Sohn nicht leisten konnte, wandte sich der Vater an seinen ehemaligen Studienkollegen C. F. Gauß mit der Bitte, seinen Sohn zur Ergänzung seiner Mathematik-Studien für drei Jahre in sein Haus aufzunehmen. Da er auf den Brief keine Antwort erhielt, blieb János Bolyai nur, die Militärakademie in Wien abzuschließen und Genieoffizier zu werden. Mit großer Aufmerksamkeit und Zielstrebigkeit setzte er sich mit den Grundlagen der euklidischen Geometrie auseinander und entwickelte die Grundlagen einer nichteuklidischen Geometrie. Als sich Vater Farkas noch einmal an Gauß wandte und ihm seinen „Tentamen“ schickte, fügte er auch die Schriften seines Sohnes bei. Gauß lobte zwar dessen Leistung, war aber „aufs äußerste“ überrascht, denn er hatte diese Entdeckung selbst schon gemacht. Ein schwerer Schlag für János Bolyai, der sich fortan in vollständiger Isolation mit weiteren mathematischen Studien (über die Rolle der komplexen Zahlen in der Geometrie) und der Philosophie befasste. Sein umfangreicher Nachlass, bestehend aus z.T. stark beschädigten Manuskripten, Zetteln, die nur teilweise restauriert werden konnten, befindet sich in der Bolyai-Teleki Bibliothek in Neumarkt am Mieresch. Der 1943 in Temesvár, Rumänien, geborene Lyriker, Journalist und Essayist György Mandics ist seinem Studium zufolge eigentlich Mathematiker und Physiker. Der zusammen mit seiner mittlerweile verstorbenen ersten Frau Zsuzsanna M. Veress verfasste Lyrikband von 1979 „Aus den Aufzeichnungen von János Bolyai“ ist wohl der wichtigste Meilenstein in seinem Werk. In den Folgejahren verfolgten Mandics’ Publikationen Forschungen auf unterschiedlichen Gebieten. So widmete er sich rätselhaften Schriften, der Science fiction, Aufsätzen über außerirdische Wesen, der Runenschrift – auf letzterem Gebiet publizierte er die größte, eine 2000-seitige Enzyklopädie. Ein dokumentarischer Roman hat die rumänische Revolution von 1989 zum Inhalt (3 Bände). Den bruchstückhaften Notizen Bolyais und den beschädigten und lückenhaften Texten, die in einer Kiste aufgefunden wurden, tragen die Gedichte des Lyrikbandes Rechnung, die das Ehepaar Mandics / Veress verfasste, indem es mit in Klammern gesetzten Auslassungen und einer äußerst konzentrierten Sprache zu Werke ging. Die apokryphe Lyriksammlung extrapoliert den bekannten Stoff aus dem Niemandsland der Möglichkeiten und fasst die reellen oder zumindest wahrscheinlichen Motive im Leben und Schaffen Bolyais nach chronologischen bzw. den Prinzipien des Geistes zu einer Einheit zusammen. Der Veröffentlichung folgte eine literarische Ehrung in Ungarn, und in den Jahren nach der Zusammenbruch des kommunistischen Systems umgab das Buch eine kultische Aura, es wurde medial aufgearbeitet, wurde Objekt des Schulunterrichts und ihm wurden – insbesondere mit dem letzten Gedicht – während der Revolution von 1989, deren Ausbruch mit dem Geburtsdatum von Bolyai zusammenfiel, sogar prophetische Eigenschaften zugeschrieben: Sie wurden als Wegweisung für den Ausstieg aus dem kommunistischen Lager interpretiert. Der Text wurde zum Resonanzkörper für die brisantesten Probleme der Ceaușescu-Ära in Rumänien wie allgemein in unserer Zeit. Julia Schiff / Peter Gehrisch
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Aus den Aufzeichnungen von János Bolyai von Mandics,  György, Pop,  Traian, Schiff,  Julia;Gehrisch,  Peter, Veress,  Zsuzsanna M.
Vorwort Der Text wurde zum Resonanzkörper für die brisantesten Probleme der Ceaușescu-Ära in Rumänien wie allgemein in unserer Zeit. Ungarns Geschichte ist reich an Kämpfen um die Freiheit der Nation. Zu erinnern ist an die Revolution von 1848/49, in der der Dichter Sándor Petőfi mit seiner Poesie für Ansporn und Begeisterung sorgte. In jener Zeit war ein anderer Ungar, János Bolyai (1802-1860), mit mathematischen Studien befasst. Sein 1831 veröffentlichter „Appendix“ weist ihn als Entdecker der nichteuklidischen Raumlehre aus, neben Carl Friedrich Gauß und Nikolai Lobatschewski. Bolyais Bedeutung findet einen Niederschlag darin, dass die Klausenburger Universität, ein Asteroid und seit 1970 ein Mondkrater seinen Namen tragen. Sein Vater, Farkas Bolyai, war Mathematiklehrer. Da die Familie sich ein Auslandsstudium für den begabten Sohn nicht leisten konnte, wandte sich der Vater an seinen ehemaligen Studienkollegen C. F. Gauß mit der Bitte, seinen Sohn zur Ergänzung seiner Mathematik-Studien für drei Jahre in sein Haus aufzunehmen. Da er auf den Brief keine Antwort erhielt, blieb János Bolyai nur, die Militärakademie in Wien abzuschließen und Genieoffizier zu werden. Mit großer Aufmerksamkeit und Zielstrebigkeit setzte er sich mit den Grundlagen der euklidischen Geometrie auseinander und entwickelte die Grundlagen einer nichteuklidischen Geometrie. Als sich Vater Farkas noch einmal an Gauß wandte und ihm seinen „Tentamen“ schickte, fügte er auch die Schriften seines Sohnes bei. Gauß lobte zwar dessen Leistung, war aber „aufs äußerste“ überrascht, denn er hatte diese Entdeckung selbst schon gemacht. Ein schwerer Schlag für János Bolyai, der sich fortan in vollständiger Isolation mit weiteren mathematischen Studien (über die Rolle der komplexen Zahlen in der Geometrie) und der Philosophie befasste. Sein umfangreicher Nachlass, bestehend aus z.T. stark beschädigten Manuskripten, Zetteln, die nur teilweise restauriert werden konnten, befindet sich in der Bolyai-Teleki Bibliothek in Neumarkt am Mieresch. Der 1943 in Temesvár, Rumänien, geborene Lyriker, Journalist und Essayist György Mandics ist seinem Studium zufolge eigentlich Mathematiker und Physiker. Der zusammen mit seiner mittlerweile verstorbenen ersten Frau Zsuzsanna M. Veress verfasste Lyrikband von 1979 „Aus den Aufzeichnungen von János Bolyai“ ist wohl der wichtigste Meilenstein in seinem Werk. In den Folgejahren verfolgten Mandics’ Publikationen Forschungen auf unterschiedlichen Gebieten. So widmete er sich rätselhaften Schriften, der Science fiction, Aufsätzen über außerirdische Wesen, der Runenschrift – auf letzterem Gebiet publizierte er die größte, eine 2000-seitige Enzyklopädie. Ein dokumentarischer Roman hat die rumänische Revolution von 1989 zum Inhalt (3 Bände). Den bruchstückhaften Notizen Bolyais und den beschädigten und lückenhaften Texten, die in einer Kiste aufgefunden wurden, tragen die Gedichte des Lyrikbandes Rechnung, die das Ehepaar Mandics / Veress verfasste, indem es mit in Klammern gesetzten Auslassungen und einer äußerst konzentrierten Sprache zu Werke ging. Die apokryphe Lyriksammlung extrapoliert den bekannten Stoff aus dem Niemandsland der Möglichkeiten und fasst die reellen oder zumindest wahrscheinlichen Motive im Leben und Schaffen Bolyais nach chronologischen bzw. den Prinzipien des Geistes zu einer Einheit zusammen. Der Veröffentlichung folgte eine literarische Ehrung in Ungarn, und in den Jahren nach der Zusammenbruch des kommunistischen Systems umgab das Buch eine kultische Aura, es wurde medial aufgearbeitet, wurde Objekt des Schulunterrichts und ihm wurden – insbesondere mit dem letzten Gedicht – während der Revolution von 1989, deren Ausbruch mit dem Geburtsdatum von Bolyai zusammenfiel, sogar prophetische Eigenschaften zugeschrieben: Sie wurden als Wegweisung für den Ausstieg aus dem kommunistischen Lager interpretiert. Der Text wurde zum Resonanzkörper für die brisantesten Probleme der Ceaușescu-Ära in Rumänien wie allgemein in unserer Zeit. Julia Schiff / Peter Gehrisch
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Aus den Aufzeichnungen von János Bolyai von Mandics,  György, Pop,  Traian, Schiff,  Julia;Gehrisch,  Peter, Veress,  Zsuzsanna M.
Vorwort Der Text wurde zum Resonanzkörper für die brisantesten Probleme der Ceaușescu-Ära in Rumänien wie allgemein in unserer Zeit. Ungarns Geschichte ist reich an Kämpfen um die Freiheit der Nation. Zu erinnern ist an die Revolution von 1848/49, in der der Dichter Sándor Petőfi mit seiner Poesie für Ansporn und Begeisterung sorgte. In jener Zeit war ein anderer Ungar, János Bolyai (1802-1860), mit mathematischen Studien befasst. Sein 1831 veröffentlichter „Appendix“ weist ihn als Entdecker der nichteuklidischen Raumlehre aus, neben Carl Friedrich Gauß und Nikolai Lobatschewski. Bolyais Bedeutung findet einen Niederschlag darin, dass die Klausenburger Universität, ein Asteroid und seit 1970 ein Mondkrater seinen Namen tragen. Sein Vater, Farkas Bolyai, war Mathematiklehrer. Da die Familie sich ein Auslandsstudium für den begabten Sohn nicht leisten konnte, wandte sich der Vater an seinen ehemaligen Studienkollegen C. F. Gauß mit der Bitte, seinen Sohn zur Ergänzung seiner Mathematik-Studien für drei Jahre in sein Haus aufzunehmen. Da er auf den Brief keine Antwort erhielt, blieb János Bolyai nur, die Militärakademie in Wien abzuschließen und Genieoffizier zu werden. Mit großer Aufmerksamkeit und Zielstrebigkeit setzte er sich mit den Grundlagen der euklidischen Geometrie auseinander und entwickelte die Grundlagen einer nichteuklidischen Geometrie. Als sich Vater Farkas noch einmal an Gauß wandte und ihm seinen „Tentamen“ schickte, fügte er auch die Schriften seines Sohnes bei. Gauß lobte zwar dessen Leistung, war aber „aufs äußerste“ überrascht, denn er hatte diese Entdeckung selbst schon gemacht. Ein schwerer Schlag für János Bolyai, der sich fortan in vollständiger Isolation mit weiteren mathematischen Studien (über die Rolle der komplexen Zahlen in der Geometrie) und der Philosophie befasste. Sein umfangreicher Nachlass, bestehend aus z.T. stark beschädigten Manuskripten, Zetteln, die nur teilweise restauriert werden konnten, befindet sich in der Bolyai-Teleki Bibliothek in Neumarkt am Mieresch. Der 1943 in Temesvár, Rumänien, geborene Lyriker, Journalist und Essayist György Mandics ist seinem Studium zufolge eigentlich Mathematiker und Physiker. Der zusammen mit seiner mittlerweile verstorbenen ersten Frau Zsuzsanna M. Veress verfasste Lyrikband von 1979 „Aus den Aufzeichnungen von János Bolyai“ ist wohl der wichtigste Meilenstein in seinem Werk. In den Folgejahren verfolgten Mandics’ Publikationen Forschungen auf unterschiedlichen Gebieten. So widmete er sich rätselhaften Schriften, der Science fiction, Aufsätzen über außerirdische Wesen, der Runenschrift – auf letzterem Gebiet publizierte er die größte, eine 2000-seitige Enzyklopädie. Ein dokumentarischer Roman hat die rumänische Revolution von 1989 zum Inhalt (3 Bände). Den bruchstückhaften Notizen Bolyais und den beschädigten und lückenhaften Texten, die in einer Kiste aufgefunden wurden, tragen die Gedichte des Lyrikbandes Rechnung, die das Ehepaar Mandics / Veress verfasste, indem es mit in Klammern gesetzten Auslassungen und einer äußerst konzentrierten Sprache zu Werke ging. Die apokryphe Lyriksammlung extrapoliert den bekannten Stoff aus dem Niemandsland der Möglichkeiten und fasst die reellen oder zumindest wahrscheinlichen Motive im Leben und Schaffen Bolyais nach chronologischen bzw. den Prinzipien des Geistes zu einer Einheit zusammen. Der Veröffentlichung folgte eine literarische Ehrung in Ungarn, und in den Jahren nach der Zusammenbruch des kommunistischen Systems umgab das Buch eine kultische Aura, es wurde medial aufgearbeitet, wurde Objekt des Schulunterrichts und ihm wurden – insbesondere mit dem letzten Gedicht – während der Revolution von 1989, deren Ausbruch mit dem Geburtsdatum von Bolyai zusammenfiel, sogar prophetische Eigenschaften zugeschrieben: Sie wurden als Wegweisung für den Ausstieg aus dem kommunistischen Lager interpretiert. Der Text wurde zum Resonanzkörper für die brisantesten Probleme der Ceaușescu-Ära in Rumänien wie allgemein in unserer Zeit. Julia Schiff / Peter Gehrisch
Aktualisiert: 2023-05-30
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Auf der Suche nach der Muttererde

Auf der Suche nach der Muttererde von Gehrisch,  Peter, Mandics,  György, Traian,  Pop
Zur poetischen Strategie Schon ab 1968, als der erste Gedichtband zum Thema unter dem Titel Wunderbare Wurzeln erschien, war es klar, daß das alte Konzept, das den Zyklus als eine simple Summe einzelner Gedichte handhabt, nicht mehr aufrecht zu erhalten war. Der Autor, damals frischer Absolvent der Mathematikwissenschaften, wünschte seine neu erworbenen „Waffen“ nicht als Assistent an der Universität, sondern für die Umwälzung des Dichtens einzusetzen. In der Verskonstruktion kann man die individuellen Texte effizient überschreiten – in der Absicht der Aufwertung und Umwandlung in Richtung eines Supertextes – wenn man nach dem Modell der antiken Mosaikmeister das einzelne Gedicht als einen farbigen Mosaikstein behandelt, um eine größere Komposition zu schaffen. Werden die zusammenpassenden Teile in adäquater Weise ausgewählt, wird ersichtlich, daß das Endresultat, d.h. der Band, dann eine desto höhere Leistung darstellen würde, je größer die Distanz zwischen den einzelnen Elementen und dem Ganzen ist. Je mehr homogene und übersichtliche große Strukturen auf dem Niveau des Bandes erkennbar werden (deren Anwesenheit auf der Ebene der einzelnen Gedichte sogar als zufällig und in der Buntheit der diffusen Bedeutungen unterzugehen erscheint) desto mehr Möglichkeiten eröffnen sich für das Zusammenbrauen neuer und überraschender Mitteilungen und Inhalte. In diesem Band, wo die Gedichte bewusst so ausgewählt wurden, daß sie zur orientierten Quelle solcher metasprachlichen Kommunikation werden, wurden schließlich drei Sinnesebenen bestimmt. Die tiefste Deutungsebene ist durch die Summe der einzelnen Basisgedichte bestimmt, wo der Bonus lediglich aus der Platzierung und der Korrelation besteht. Die zweite Ebene ergibt sich aus der Deutung der allegorischen und kodifizierten Worte der ersten Ebene und besteht aus der unsagbaren Realität, die die Wahrheiten der Existenz im Ceaușescu-Regime (1976) umschreibt; schließlich erhalten wir eine dritte abstrakte Ebene auf dem Niveau der philosophischen Verallgemeinerungen, wo es um das Wesentliche des dichterischen Universums geht: zuerst um die allgemeinen gesellschaftlichen Erscheinungen (Existenz in der Diktatur), dann um die Aspekte der epistemologischen Bedeutungen der Gedichte. Der Schlüssel (Code) der sich an bestimmten Ebenen manifestierenden Bedeutungen kann durch den kontrastiven Vergleich der einzelnen Gedichte gefunden werden, da wir die drei Zyklen, die den Band bilden, so gestaltet haben, daß diese dasselbe Thema aus drei verschiedenen Herangehensweisen umschreiben: sensoriell, rational und synthetisch. Dieser dreifache Ansatz macht es, daß ein und dasselbe Gedicht nicht nur einfach einen dichterischen Text darstellt, sondern zu einem Objekt in einer dreidimensionalen Mosaikkomposition wird. Sehen wir nun, wie dieses System in seiner Konkretheit funktioniert, da es eine Reihe mathematischer Instrumente und Begriffe in die Konstruktion einbezogen hat, und dem 1976 im Klappentext der Name mathematische Dichtung angehängt wurde. Hier zum Beispiel gleich das Öffnungsgedicht des Bandes Gefundene Muttererde, unter dem Titel Theseus im Labyrinth. Beim ersten Blick könnten wir denken, wir seien dabei, ein mythologisches Gedicht zu lesen, in welchem Theseus, der Sohn des Königs Aigios, sich nach Kreta begibt, um für die Niederlage der Griechen Rache zu nehmen. Es ist nämlich so, daß König Minos, der die Athener besiegte, jährlich befahl, ein Schiff mit den schönsten und besten jungen Leuten zu füllen, um sie dem menschenfressenden Minotaurus zur Stillung seines Hungers anzubieten. Diese schreckliche Zwangsabgabe wurde seitens der Athener Jahrzehnte lang Jahr für Jahr verrichtet, nur Theseus, der Sohn des Königs, begehrte dagegen auf. Er war Soldat, der gewandteste Krieger, er hoffte, das menschenfressende Monster erlegen zu können. Selbst wurde er nicht als Opfer ausgelost. Dennoch ging er freiwillig mit, weil er im Herzen mutig war und den Säbel wohl beherrschte. Er dachte, das würde reichen, um dem grausigen Ungetüm entgegenzutreten. Daß dasselbe in einem Labyrinth lebte, machte ihm keine Sorgen. Er hatte von Ariadne erfahren, daß sie ein Fadenknäuel besitzt, dessen Ende er am Eingang befestigen und nach dem Sieg über das Ungeheuer einen leichteren Rückzug anstellen konnte. Sollte der Labyrinth und das darin wohnende Monster Realität sein, wäre dieses Geschehen das passende Abenteuer für eine Superproduktion. Aber unsere Fragestellung ist eine andere: Was geschieht, wenn niemand im Labyrinth wäre? Wenn das Labyrinth kein Ende hätte und es gäbe keinen Faden, der bis zum Ende reicht? Wenn das Labyrinth nur eine metaphysische Realität wäre und man könne es weder mit rationalen und noch weniger mit Waffengewalt besiegen; diese Fragen bewegen sich auf ganz anderen Ebenen, sie sind zur Meditation geeignet. Eine weitaus größere Aufgabe ist es, diesem Thema eine dichterische Gestalt zu geben. Der Sinn dieses Poems wird durch sein Doppel-Gedicht mit dem Titel Ausgehtag ergänzt. Anscheinend geht es hier auch um eine einfache Formel. Gegeben ist eine Kaserne, ein militärisches Ausbildungszentrum, am Hang eines Leidensweg-Hügels. Der Dichter, der Held des Gedichtes, steht da und schaut durch das Fenster eines höheren Stockwerks auf die Stadt – auf eine physische Realität (Lippa/Maria Radna an der Miresch). Das Tor steht offen, er könnte hinausgehen, es ist der freie Tag der Soldaten. Alle tun es, er selbst aber akzeptiert die Gegebenheit nicht, nicht die Formel der Freiheit für einen Tag..., weil er kein zwangsverpflichteter (einberufener) Soldat sein will. Als Soldat will er nicht leben, nicht später, nach der scheinbaren Freilassung bis zu seinem Tod, als Reserveoffizier beharren. Und nun wird es gleich klar, daß das Dilemma der beiden Protagonisten daraus entspringt, daß ein als Soldat lebender und denkender Held – Theseus – in ein metaphysisches Labyrinth geraten ist, während sich im zweiten Gedicht ein Anti-Soldat in der Kaserne wiederfindet. Wäre Theseus im Bau, würde er keine Gedichte schreiben, nur gewöhnliche Vers-Reaktionen. Das aber ist für den Autor nicht von Interesse genauso wenig wie die Gefühle des Dichters im Labyrinth; dieses wurde von vielen schon besungen. Mich bewegen nur die paradoxen Situationen, die nicht-adäquaten Verhaltensmuster. In einer philosophisch präziseren Formulierung, jene Situationen, wo die durch die Epistemologie aufgezwungenen methodischen Forderungen nicht eingehalten werden. György Mandics
Aktualisiert: 2023-05-30
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Auf der Suche nach der Muttererde

Auf der Suche nach der Muttererde von Gehrisch,  Peter, Mandics,  György, Traian,  Pop
Zur poetischen Strategie Schon ab 1968, als der erste Gedichtband zum Thema unter dem Titel Wunderbare Wurzeln erschien, war es klar, daß das alte Konzept, das den Zyklus als eine simple Summe einzelner Gedichte handhabt, nicht mehr aufrecht zu erhalten war. Der Autor, damals frischer Absolvent der Mathematikwissenschaften, wünschte seine neu erworbenen „Waffen“ nicht als Assistent an der Universität, sondern für die Umwälzung des Dichtens einzusetzen. In der Verskonstruktion kann man die individuellen Texte effizient überschreiten – in der Absicht der Aufwertung und Umwandlung in Richtung eines Supertextes – wenn man nach dem Modell der antiken Mosaikmeister das einzelne Gedicht als einen farbigen Mosaikstein behandelt, um eine größere Komposition zu schaffen. Werden die zusammenpassenden Teile in adäquater Weise ausgewählt, wird ersichtlich, daß das Endresultat, d.h. der Band, dann eine desto höhere Leistung darstellen würde, je größer die Distanz zwischen den einzelnen Elementen und dem Ganzen ist. Je mehr homogene und übersichtliche große Strukturen auf dem Niveau des Bandes erkennbar werden (deren Anwesenheit auf der Ebene der einzelnen Gedichte sogar als zufällig und in der Buntheit der diffusen Bedeutungen unterzugehen erscheint) desto mehr Möglichkeiten eröffnen sich für das Zusammenbrauen neuer und überraschender Mitteilungen und Inhalte. In diesem Band, wo die Gedichte bewusst so ausgewählt wurden, daß sie zur orientierten Quelle solcher metasprachlichen Kommunikation werden, wurden schließlich drei Sinnesebenen bestimmt. Die tiefste Deutungsebene ist durch die Summe der einzelnen Basisgedichte bestimmt, wo der Bonus lediglich aus der Platzierung und der Korrelation besteht. Die zweite Ebene ergibt sich aus der Deutung der allegorischen und kodifizierten Worte der ersten Ebene und besteht aus der unsagbaren Realität, die die Wahrheiten der Existenz im Ceaușescu-Regime (1976) umschreibt; schließlich erhalten wir eine dritte abstrakte Ebene auf dem Niveau der philosophischen Verallgemeinerungen, wo es um das Wesentliche des dichterischen Universums geht: zuerst um die allgemeinen gesellschaftlichen Erscheinungen (Existenz in der Diktatur), dann um die Aspekte der epistemologischen Bedeutungen der Gedichte. Der Schlüssel (Code) der sich an bestimmten Ebenen manifestierenden Bedeutungen kann durch den kontrastiven Vergleich der einzelnen Gedichte gefunden werden, da wir die drei Zyklen, die den Band bilden, so gestaltet haben, daß diese dasselbe Thema aus drei verschiedenen Herangehensweisen umschreiben: sensoriell, rational und synthetisch. Dieser dreifache Ansatz macht es, daß ein und dasselbe Gedicht nicht nur einfach einen dichterischen Text darstellt, sondern zu einem Objekt in einer dreidimensionalen Mosaikkomposition wird. Sehen wir nun, wie dieses System in seiner Konkretheit funktioniert, da es eine Reihe mathematischer Instrumente und Begriffe in die Konstruktion einbezogen hat, und dem 1976 im Klappentext der Name mathematische Dichtung angehängt wurde. Hier zum Beispiel gleich das Öffnungsgedicht des Bandes Gefundene Muttererde, unter dem Titel Theseus im Labyrinth. Beim ersten Blick könnten wir denken, wir seien dabei, ein mythologisches Gedicht zu lesen, in welchem Theseus, der Sohn des Königs Aigios, sich nach Kreta begibt, um für die Niederlage der Griechen Rache zu nehmen. Es ist nämlich so, daß König Minos, der die Athener besiegte, jährlich befahl, ein Schiff mit den schönsten und besten jungen Leuten zu füllen, um sie dem menschenfressenden Minotaurus zur Stillung seines Hungers anzubieten. Diese schreckliche Zwangsabgabe wurde seitens der Athener Jahrzehnte lang Jahr für Jahr verrichtet, nur Theseus, der Sohn des Königs, begehrte dagegen auf. Er war Soldat, der gewandteste Krieger, er hoffte, das menschenfressende Monster erlegen zu können. Selbst wurde er nicht als Opfer ausgelost. Dennoch ging er freiwillig mit, weil er im Herzen mutig war und den Säbel wohl beherrschte. Er dachte, das würde reichen, um dem grausigen Ungetüm entgegenzutreten. Daß dasselbe in einem Labyrinth lebte, machte ihm keine Sorgen. Er hatte von Ariadne erfahren, daß sie ein Fadenknäuel besitzt, dessen Ende er am Eingang befestigen und nach dem Sieg über das Ungeheuer einen leichteren Rückzug anstellen konnte. Sollte der Labyrinth und das darin wohnende Monster Realität sein, wäre dieses Geschehen das passende Abenteuer für eine Superproduktion. Aber unsere Fragestellung ist eine andere: Was geschieht, wenn niemand im Labyrinth wäre? Wenn das Labyrinth kein Ende hätte und es gäbe keinen Faden, der bis zum Ende reicht? Wenn das Labyrinth nur eine metaphysische Realität wäre und man könne es weder mit rationalen und noch weniger mit Waffengewalt besiegen; diese Fragen bewegen sich auf ganz anderen Ebenen, sie sind zur Meditation geeignet. Eine weitaus größere Aufgabe ist es, diesem Thema eine dichterische Gestalt zu geben. Der Sinn dieses Poems wird durch sein Doppel-Gedicht mit dem Titel Ausgehtag ergänzt. Anscheinend geht es hier auch um eine einfache Formel. Gegeben ist eine Kaserne, ein militärisches Ausbildungszentrum, am Hang eines Leidensweg-Hügels. Der Dichter, der Held des Gedichtes, steht da und schaut durch das Fenster eines höheren Stockwerks auf die Stadt – auf eine physische Realität (Lippa/Maria Radna an der Miresch). Das Tor steht offen, er könnte hinausgehen, es ist der freie Tag der Soldaten. Alle tun es, er selbst aber akzeptiert die Gegebenheit nicht, nicht die Formel der Freiheit für einen Tag..., weil er kein zwangsverpflichteter (einberufener) Soldat sein will. Als Soldat will er nicht leben, nicht später, nach der scheinbaren Freilassung bis zu seinem Tod, als Reserveoffizier beharren. Und nun wird es gleich klar, daß das Dilemma der beiden Protagonisten daraus entspringt, daß ein als Soldat lebender und denkender Held – Theseus – in ein metaphysisches Labyrinth geraten ist, während sich im zweiten Gedicht ein Anti-Soldat in der Kaserne wiederfindet. Wäre Theseus im Bau, würde er keine Gedichte schreiben, nur gewöhnliche Vers-Reaktionen. Das aber ist für den Autor nicht von Interesse genauso wenig wie die Gefühle des Dichters im Labyrinth; dieses wurde von vielen schon besungen. Mich bewegen nur die paradoxen Situationen, die nicht-adäquaten Verhaltensmuster. In einer philosophisch präziseren Formulierung, jene Situationen, wo die durch die Epistemologie aufgezwungenen methodischen Forderungen nicht eingehalten werden. György Mandics
Aktualisiert: 2022-05-26
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Aus den Aufzeichnungen von János Bolyai

Aus den Aufzeichnungen von János Bolyai von Gehrisch,  Peter, Mandics,  György, Pop,  Traian, Schiff,  Julia, Veress,  Zsuzsanna M.
Vorwort Der Text wurde zum Resonanzkörper für die brisantesten Probleme der Ceaușescu-Ära in Rumänien wie allgemein in unserer Zeit. Ungarns Geschichte ist reich an Kämpfen um die Freiheit der Nation. Zu erinnern ist an die Revolution von 1848/49, in der der Dichter Sándor Petőfi mit seiner Poesie für Ansporn und Begeisterung sorgte. In jener Zeit war ein anderer Ungar, János Bolyai (1802-1860), mit mathematischen Studien befasst. Sein 1831 veröffentlichter „Appendix“ weist ihn als Entdecker der nichteuklidischen Raumlehre aus, neben Carl Friedrich Gauß und Nikolai Lobatschewski. Bolyais Bedeutung findet einen Niederschlag darin, dass die Klausenburger Universität, ein Asteroid und seit 1970 ein Mondkrater seinen Namen tragen. Sein Vater, Farkas Bolyai, war Mathematiklehrer. Da die Familie sich ein Auslandsstudium für den begabten Sohn nicht leisten konnte, wandte sich der Vater an seinen ehemaligen Studienkollegen C. F. Gauß mit der Bitte, seinen Sohn zur Ergänzung seiner Mathematik-Studien für drei Jahre in sein Haus aufzunehmen. Da er auf den Brief keine Antwort erhielt, blieb János Bolyai nur, die Militärakademie in Wien abzuschließen und Genieoffizier zu werden. Mit großer Aufmerksamkeit und Zielstrebigkeit setzte er sich mit den Grundlagen der euklidischen Geometrie auseinander und entwickelte die Grundlagen einer nichteuklidischen Geometrie. Als sich Vater Farkas noch einmal an Gauß wandte und ihm seinen „Tentamen“ schickte, fügte er auch die Schriften seines Sohnes bei. Gauß lobte zwar dessen Leistung, war aber „aufs äußerste“ überrascht, denn er hatte diese Entdeckung selbst schon gemacht. Ein schwerer Schlag für János Bolyai, der sich fortan in vollständiger Isolation mit weiteren mathematischen Studien (über die Rolle der komplexen Zahlen in der Geometrie) und der Philosophie befasste. Sein umfangreicher Nachlass, bestehend aus z.T. stark beschädigten Manuskripten, Zetteln, die nur teilweise restauriert werden konnten, befindet sich in der Bolyai-Teleki Bibliothek in Neumarkt am Mieresch. Der 1943 in Temesvár, Rumänien, geborene Lyriker, Journalist und Essayist György Mandics ist seinem Studium zufolge eigentlich Mathematiker und Physiker. Der zusammen mit seiner mittlerweile verstorbenen ersten Frau Zsuzsanna M. Veress verfasste Lyrikband von 1979 „Aus den Aufzeichnungen von János Bolyai“ ist wohl der wichtigste Meilenstein in seinem Werk. In den Folgejahren verfolgten Mandics’ Publikationen Forschungen auf unterschiedlichen Gebieten. So widmete er sich rätselhaften Schriften, der Science fiction, Aufsätzen über außerirdische Wesen, der Runenschrift – auf letzterem Gebiet publizierte er die größte, eine 2000-seitige Enzyklopädie. Ein dokumentarischer Roman hat die rumänische Revolution von 1989 zum Inhalt (3 Bände). Den bruchstückhaften Notizen Bolyais und den beschädigten und lückenhaften Texten, die in einer Kiste aufgefunden wurden, tragen die Gedichte des Lyrikbandes Rechnung, die das Ehepaar Mandics / Veress verfasste, indem es mit in Klammern gesetzten Auslassungen und einer äußerst konzentrierten Sprache zu Werke ging. Die apokryphe Lyriksammlung extrapoliert den bekannten Stoff aus dem Niemandsland der Möglichkeiten und fasst die reellen oder zumindest wahrscheinlichen Motive im Leben und Schaffen Bolyais nach chronologischen bzw. den Prinzipien des Geistes zu einer Einheit zusammen. Der Veröffentlichung folgte eine literarische Ehrung in Ungarn, und in den Jahren nach der Zusammenbruch des kommunistischen Systems umgab das Buch eine kultische Aura, es wurde medial aufgearbeitet, wurde Objekt des Schulunterrichts und ihm wurden – insbesondere mit dem letzten Gedicht – während der Revolution von 1989, deren Ausbruch mit dem Geburtsdatum von Bolyai zusammenfiel, sogar prophetische Eigenschaften zugeschrieben: Sie wurden als Wegweisung für den Ausstieg aus dem kommunistischen Lager interpretiert. Der Text wurde zum Resonanzkörper für die brisantesten Probleme der Ceaușescu-Ära in Rumänien wie allgemein in unserer Zeit. Julia Schiff / Peter Gehrisch
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