Die Suche nach ewigen Wahrheiten

Die Suche nach ewigen Wahrheiten von Möllmann,  Heinz-Helmut
Den Schriften des Griechen Aristoteles entnahm die lateinische Scholastik eine Anzahl miteinander kohärenter ontologischer Begriffe wie substantia, accidens, forma, potentia, species, materia, qualitas, quantitas, habitus, actus, die ein schlüssiges Weltverständnis erlaubten, daneben die Idee der Metaphysik als deduktiv zu entwickelnder Disziplin und die Unterscheidung von zufälligen und notwendigen Erkenntnissen. Mit der Kritik Wilhelm Ockhams zerfiel die Vorstellung der Metaphysik als konklusiver Wissenschaft. Die ontologische Terminologie bewahrte Ockham durch ihre Rechtfertigung im Sinn der induktiven Erkenntnisbegründung, die er auch gegen Duns Scotus verteidigte. Das neuzeitliche Verständnis von Metaphysik als Theorie subjektiv gedachten Erkennens unter weitgehender Zurückweisung der ontologischen Basis, für das Descartes, Leibniz, Spinoza, Kant und Hegel und viele andere standen, trat noch nicht auf. Die Spätscholastik nimmt sich so vorepochal aus. Die nachmittelalterliche Metaphysik aber entwickelt sich zur Philosophie integraler sozialer Verläufe bei Simmel, Rosenzweig, Whitehead und Benjamin, die wieder spekulativ und unempirisch ist.
Aktualisiert: 2022-11-11
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Zeit ohne Verheißung

Zeit ohne Verheißung von Möllmann,  Heinz-Helmut
Als in der spätscholastischen Epoche der philosophische Ausdruck sich von der streng theologischen und religiösen Exegese entfernt und einer genuin humanen Selbstvertretung annähert, ist Ockham am ehesten und im Grunde allein erfolgreich in der Formulierung eines rationalen Formativs, worin der Mensch zur Gegenstellung gegen die göttliche Person, ihre Intellektion und Willenshaltung und die offenbarte Wahrheit gelangt. Er erweist sich als brillant und virtuos in der Handhabung von Induktion, persuasio und Reprobation, d.h. im Prinzip: der Widerlegung fremder Meinungen. Er ist weniger erfolgreich bei der direkten Fixierung der Fehlgriffe anderer Scholastiker, wenn sie methodisch nicht ausgewiesenen Lösungen zuneigen, worin jede Problematik unterlaufen wird. Ockham hat da, außer bei Duns Scotus, auch keine aristotelische Expertise mehr zur Verfügung. Das verweist darauf, dass neuzeitliche wissenschaftliche Antworten gefordert waren, die mit der scholastischen Einstellung nichts mehr gemein hatten. Das war in der mittelalterlichen Epoche aber nicht verhandelbar. Ebenso konnten Ockhams Abgrenzungsversuche nicht verstanden werden. Schon die Bestrebungen, Scholastiker umstandslos vor kirchliche Strafgerichte zu ziehen, offenbaren die Erschöpfung des Zeitalters.
Aktualisiert: 2022-02-17
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Christliche Botschaft und Ockhamsche Philosophie

Christliche Botschaft und Ockhamsche Philosophie von Möllmann,  Heinz-Helmut
Das aus der Antike stammende Christentum wurde in der mittelalterlichen Scholastik adaptiert und erhielt eine lehrmäßige Struktur. Wenn Wilhelm Ockham (1285–1347) die Scholastik revidiert und viele ihrer grundlegenden Selbstverständnisse verwirft, kommt spätscholastisch die Transformation einer Transformation in den Blick. Anders als in der Frühscholastik, als das Erkennen direkt begründet werden musste, geschieht das nicht mehr voraussetzungslos, sondern in Bezug auf vorhandene Mittel. Man konnte so auch nicht wie in der Neuzeit mit so schien es unumschriebenen Mitteln neu beginnen und vorgeben sie erst ausfindig zu machen. In Ockhams Version der Scholastik büßt das Gottesbild, nicht ohne historische Wirkung, die primäre Deutlichkeit ein. Gott hört damit auch auf, stets zugleich Norm und Objekt für den Verstand zu sein, der vielmehr durch die eigene theoretische Form an Autonomie gewinnt.
Aktualisiert: 2020-01-08
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Wissenschaftslehre im Oxford des 14. Jahrhunderts

Wissenschaftslehre im Oxford des 14. Jahrhunderts von Möllmann,  Heinz-Helmut
Aus einem kleinen Stamm von Kernbegriffen und Phänomenen wie Erkenntnis, Satz, Begriff, syllogistischer Beweis, Konsequenz soll die Lehre Wilhelm Ockhams (1285-1347) entwickelt werden. Dabei zeigt sich, dass sie der neuzeitlichen Wissenschaft noch nicht angehört, doch so etwas wie deren Aura darstellt. Im Zentrum der Analysen werden Ockhams Wissenschaftslehre im unmittelbaren Vergleich mit den verwandten Bemühungen von Ockhams Oxforder Zeitgenossen stehen, daneben seine Kritik an Johannes Duns Scotus und an Petrus Aureoli bezüglich der Grundlagen der Erkenntnis und der Theologie. Eine so begrenzte Basis soll aber gerade für die Erörterung geschichtlicher Wirkungsweise nutzbar gemacht werden.
Aktualisiert: 2023-01-16
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speculum et seculum

speculum et seculum von Möllmann,  Heinz-Helmut
‘Wie lässt sich Gottes Allmacht begründen?’ ‘Was vermag der Mensch neben ihr?’ ‘Und gar gegen sie?’ ‘Wie reicht das irdische Leben in ein Leben nach dem Tode hinüber?’ ‘Was sind die realen Gegenstände?’ ‘Was ist wissenschaftliche Philosophie?’ So lauten Fragen, die für viele heute aus der Welt zu sein scheinen. Sie erhalten ein neues anthropologisches Gewicht, wenn sie in der Behandlung eines Scholastikers erscheinen, der selber schon einen Bruch mit der zeitgenössischen Denkweise und der Einstellung seiner Epoche vollzogen hatte. Ihn in den Umkreis heutiger Meinungen und Tendenzen zu stellen und die Erkenntnis seiner Arbeit als Testfall für die moderne Geisteswissenschaft darzulegen, ist ein Zweck dieses Buches. Wie im Spiegel (speculum) blicken wir auf das eine Schicksal einer Großepoche, die bereits, wenn sie mit dem lateinischen Wort seculum benannt wird, mehr als ein Jahrhundert umfasst.
Aktualisiert: 2023-01-16
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Nominalismus.

Nominalismus. von Möllmann,  Heinz-Helmut
Nominalisten (lateinisch ,nominales’), auch ,moderni’ genannt, hießen im Mittelalter die Philosophen und Logiker, die bestreiten, dass die Dinge in sich einen Allgemeinheitswert tragen, der auch die Bedeutung der zu ihrer Bezeichnung verwendeten Begriffe begründe. Berühmtester und vielfach kritisierter Vertreter dieser großen Schule war Wilhelm Ockham (1285-1347). Ihre Gegner waren die ,antiqui’ oder Realisten (lateinisch ,reales’). Sie griff Ockham mit eigens von ihm entwickelten Argumentationstechniken an, die es ihm in Sonderheit erlaubten, die empirische Grundlage seiner Ansichten darzulegen. In diesem methodischen Verfahren liegt sein Rang, den dieses Buch im Vergleich mit mittelalterlichen und neuzeitlichen Konzepten, Standpunkten und Beweisgängen in Philosophie und Mathematik verdeutlicht. Hervorzuheben ist, dass für wissenschaftliche Auffassungen wie für philosophische Lehren ‘Nominalismus’ ,bis heute’ sowohl Kennzeichnung wie Reizwort geblieben ist.
Aktualisiert: 2020-12-28
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