Die Festschrift erschien zusammen mit der gleichnamigen Ausstellung anlässlich des Japan-Jahrs 2014, zum 150jährigen Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Japan und der Schweiz. Sie bietet wissenschaftliche Studien zu den japanischen Kunst- und Kulturgütern aus der Museumssammlung des HVM. Daneben thematisiert sie historische und kulturelle Aspekte der langen Beziehung zwischen den beiden Ländern. Unter den Autor/-innen sind Vertreter/-innen von Kunst- und Kulturwissenschaft, Japanologie, Geschichte und Ethnologie.
Aktualisiert: 2021-03-11
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Es war eine Begegnung der besonderen Art, die im Jahre 1864 mit der Unterzeichnung des ersten Abkommens zwischen dem noch jungen Schweizer Bundesstaat und dem Japan der Shôgune ihren ersten Höhepunkt erreichte. Das Buch nimmt den Leser auf eine Entdeckungsreise mit, welche nicht nur die politischen Hintergründe und Folgen der schweizerisch-japanischen Begegnung während verschiedener Epochen aufzeigen will, sondern auch die zwischenmenschlichen Dimensionen dieser Kommunikation beleuchtet. In den persönlichen Erfahrungsberichten der damaligen Zeitzeugen widerspiegelt sich die gegenseitige Wahrnehmung der Vertreter beider Nationen in dem Bemühen, sich näher zu kommen.
Bereits im frühen 17. Jahrhundert betrat der erste Schweizer japanischen Boden als Söldner. Als Folge der technologisch-industriellen Revolution wurden aus den Schweizer „Reisläufern“ dann Kaufleute auf der stetigen und weltweiten Suche nach offenen Märkten. Die großen kulturellen und politisch-sozialen Gegensätze zwischen der Schweiz und Japan machten die Kommunikation zu einem außerordentlich schwierigen Unterfangen. Die frühen Schweizer Aussagen zu Japan verraten denn auch ein gehöriges Maß an Unverständnis, Ratlosigkeit und sogar Frustration, aber letztlich überwog doch eindeutig eine Art freundschaftlicher Faszination für jenes fremde Land, dessen Kultur und dessen Bewohner – dem Zeitgeist des Imperialismus brauchten die Schweizer Japanfahrer jedenfalls keinen Tribut zu zollen.
Die ersten japanischen Aussagen zur Schweiz zeugen ihrerseits von einer Art erstaunter Verblüffung angesichts des allgemeinen zivilisatorischen Niveaus eines Kleinstaates, dessen politische und soziale Strukturen diesen Vertretern einer uralten Feudalelite schlicht unverständlich, ja geradezu „exotisch“ erschienen sein mussten. In der nachfolgenden innenpolitischen Diskussion um Japans Zukunft diente die neutrale Schweiz, symbolisiert durch ihren Freiheitshelden Tell, vielen Japanern als ein mögliches Vorbild, dem es nachzueifern galt. Mit den japanischen Erfolgen in dem blutigen Gerangel des imperialen Zeitalters verhallten deren Stimmen aber schließlich ungehört.
Aktualisiert: 2020-04-21
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'Um diese Zeit herrschte in Japan große Aufregung. Das Inselreich, das, von dem Rest der Welt abgeschlossen, sich in selbständiger, eigenthümlicher Weise entwickelt hatte, war plötzlich von den Fremden heimgesucht und gewissermaßen in Besitz genommen worden. Die Regierungspartei duldete die Eindringlinge, da sie weise genug war, um einzusehen, daß sie bei einem kriegerischen Zusammenstoß mit einer der großen Westmächte unfehlbar zu Grunde gehen würde. Die offenen und geheimen Feinde des herrschenden Taikun aber sprachen von den alten, großen Zeiten Japans, als das stolze Nippon, das „Reich der aufgehenden Sonne“, stark genug gewesen war, um die Fremden, die sich ungebeten auf seinem Boden niedergelassen hatten, mit dem Schwerte in der Faust ins Meer zu treiben. Sie klagten den Taikun an, Japan gedemüthigt zu haben; sie warfen ihm vor, Nachkomme eines Usurpators zu sein, der die göttliche Macht des wahren Kaisers von Japan, des Mikado, hinterlistiger Weise an sich gerissen habe, und sie verlangten, daß er freiwillig abdanke, oder drohten, ihn mit Gewalt zu stürzen. Am lautesten äußerte sich die Unzufriedenheit in den Provinzen Satzuma und Mito, wo die Empörung auf offener Straße gepredigt wurde.'
(Aus: Rudolf Lindau, „Kleine Welt,“ Berlin 1880)
Aktualisiert: 2020-04-21
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