Thomas Bernhard Hab & Gut

Thomas Bernhard Hab & Gut von Heller,  André, Pohl,  Ronald, Steiner,  Dietmar, Vinken,  Barbara
Als Thomas Bernhard 1965 den Vierkanthof in Ohlsdorf, Oberösterreich kaufte, stand ihm die Vision eines zum „Denk- und Schreibkerker“ geeigne
ten Wohnsitzes vor Augen. Das stark verfallene Gebäude aus dem frühen
14. Jahrhundert, das bereits zum Abriss bestimmt gewesen war, wurde von seinem neuen Besitzer über zehn Jahre hinweg bei Erhalt seiner Proportionen und Architektur zu etwas völlig Neuem: dem anspruchsvollen Landsitz eines exzentrischen Einzelgängers. Jeder Raum, jedes Möbelstück, jedes ausgewählte Buch darin diente der Inszenierung seiner, mit erlesenem Stilbewusstsein ausgestatteten, Person. Tief beeindruckt von diesem durchkomponierten Haus, versammelt André Heller namhafte Experten, die Bernhards Leidenschaft zur Inszenierung nachspüren. Welches Verhältnis hatte Thomas Bernhard, der ewige Provokateur und international gefeierte Schriftsteller, zu Fragen der Mode und des Stils? Wie hat er gewohnt, womit hat er sich umgeben? Wie war seine Schallplattensammlung? Welche Bücher wählte er für seine Bibliothek aus?
Aktualisiert: 2023-05-19
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Die algerische Verblendung

Die algerische Verblendung von Pohl,  Ronald
Der Algerienfranzose Meursault aus Camus’ Roman "Der Fremde" ist in Ronald Pohls Roman ein Handlungsreisender mitten im algerischen Unabhängigkeitskrieg der frühen 60er Jahre. Seine Wege durch Algier und in die Berge der Kabylei sind ein wahrer Alptraum: die Kolonialgesellschaft zeigt sich von ihrer schlimmsten Seite, die Lächerlichkeit und Verkommenheit der Szenerie ist kaum noch zu überbieten. Mitten in Dreck und Getümmel kommt Meursault hinter das Geheimnis seiner Herkunft. Wie eine Schmutzflut ergießt sich die Prosa Ronald Pohls kaskadenartig über die Seiten. Eine entfesselte Metaphernmaschine scheint hier am Werk zu sein, die sich über jede politische Korrektheit hinwegsetzt und mit ihren immens gespannten Sätzen die Welt als Wucherung vorführt – oder auch als Verdauungsvorgang. Die Bilder treiben einander an, übertreffen einander, und wie in einem barocken Welttheater verweist diese Beschreibungsfülle auf eine im Kern leere, unmenschliche Welt. Der grimmige Humor der Szenen beschwört das Erbe von Heimito von Doderer herauf und hat wenig mit Albert Camus‘ Existenzialismus gemein. Was in diesem Roman mit einem der berühmtesten Helden der Literatur des 20. Jhds geschieht, ist buchstäblich atemberaubend: das Absurde, in das Meursault 1942 eintauchte, hat 2007 ein anderes, ein dezidiert politisches Gesicht bekommen!
Aktualisiert: 2023-05-11
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sudelküche seelenruh

sudelküche seelenruh von Pohl,  Ronald
Ronald Pohl schlägt mit seinem Werk tragfähige Brücken zwischen zwei Bereichen, die für gewöhnlich als unvereinbar und verfeindet gelten: zwischen einer sprachbezogenen, autonomen, und einer ›engagierten‹ Literatur. Die drei Texte eröffnen unterschiedliche Genres, auf die Zurichtung des Individuums mit sprachbewußten Literaturformen zu reagieren. In der titelgebenden Komödie 'sudelküche seelenruh', einer abgehausten Urlaubspension, dominieren Tausch- und Ausbeutungsverhältnisse über die Mitmenschlichkeit. Ein Feinkosthändler, der mit seinen vorgestreckten Produkten die sudelküche unterhält, bezieht Quartier in dieser schäbigen Absteige; da schneit das Mädchen Marianne herein – sie, die vom Pensionswirt ein Kind bekommen hat, bedroht mit ihrem Erscheinen die verrotteten Verhältnisse. In der Erzählung 'liederlicher gesang eines mordbuben' geht ein ukrainisches Paar, das zu den Gewinnlern des kapitalistischen Umbruchs in den ehemals kommunistischen Ländern zählt, in den steirischen Bergen den Freuden des Freizeitgebots beim Schisport nach. Eine Affäre des männlichen Parts Jarolim mit einem Dr.-med.-Schiweibchen bringt das Gefüge seiner Liaison zur Kaufmannsfrau Ljuba ins Wanken. Ein Brevier für Schwerenöter des Konsums eröffnet das abschließende 'leitknäuel für überspannte'. Der Überschuß an Konsumgütern drängt in sprachlich überschießende Formen.
Aktualisiert: 2023-05-11
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Die algerische Verblendung

Die algerische Verblendung von Pohl,  Ronald
Der Algerienfranzose Meursault aus Camus’ Roman "Der Fremde" ist in Ronald Pohls Roman ein Handlungsreisender mitten im algerischen Unabhängigkeitskrieg der frühen 60er Jahre. Seine Wege durch Algier und in die Berge der Kabylei sind ein wahrer Alptraum: die Kolonialgesellschaft zeigt sich von ihrer schlimmsten Seite, die Lächerlichkeit und Verkommenheit der Szenerie ist kaum noch zu überbieten. Mitten in Dreck und Getümmel kommt Meursault hinter das Geheimnis seiner Herkunft. Wie eine Schmutzflut ergießt sich die Prosa Ronald Pohls kaskadenartig über die Seiten. Eine entfesselte Metaphernmaschine scheint hier am Werk zu sein, die sich über jede politische Korrektheit hinwegsetzt und mit ihren immens gespannten Sätzen die Welt als Wucherung vorführt – oder auch als Verdauungsvorgang. Die Bilder treiben einander an, übertreffen einander, und wie in einem barocken Welttheater verweist diese Beschreibungsfülle auf eine im Kern leere, unmenschliche Welt. Der grimmige Humor der Szenen beschwört das Erbe von Heimito von Doderer herauf und hat wenig mit Albert Camus‘ Existenzialismus gemein. Was in diesem Roman mit einem der berühmtesten Helden der Literatur des 20. Jhds geschieht, ist buchstäblich atemberaubend: das Absurde, in das Meursault 1942 eintauchte, hat 2007 ein anderes, ein dezidiert politisches Gesicht bekommen!
Aktualisiert: 2023-05-11
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Klaus Maria Brandauer

Klaus Maria Brandauer von Pohl,  Ronald
In den vergangenen Jahren hat Österreichs einziger Weltschauspieler einen atemberaubenden Werkkatalog vorgelegt: Auf die Titelrolle in Lessings "Nathan der Weise" am Wiener Burgtheater folgte Schillers "Wallenstein", Kleists "Dorfrichter Adam", der blinde "Ödipus auf Kolonos" und der Bananen ver schluckende Krapp in Becketts "Das letzte Band". Der epochale "König Lear" an der Burg schließlich zeigt, wie ein auch in Hollywood nachgefragter Star die Fragestellungen der Theatertradition in ein neues, überraschendes Licht zu rücken versteht. Ronald Pohl zeichnet den Gipfelsturm eines kontrovers diskutierten Einzelgängers im Kontext der Bühnentradition, als Kulmination von Entwicklungen aus Surrealismus, epischem Theater und Schwarzer Romantik. Zu Wort kommen Weggefährten wie Hans Neuenfels, Peter Stein und Brandauer selbst.
Aktualisiert: 2023-05-11
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sudelküche seelenruh

sudelküche seelenruh von Pohl,  Ronald
Ronald Pohl schlägt mit seinem Werk tragfähige Brücken zwischen zwei Bereichen, die für gewöhnlich als unvereinbar und verfeindet gelten: zwischen einer sprachbezogenen, autonomen, und einer ›engagierten‹ Literatur. Die drei Texte eröffnen unterschiedliche Genres, auf die Zurichtung des Individuums mit sprachbewußten Literaturformen zu reagieren. In der titelgebenden Komödie 'sudelküche seelenruh', einer abgehausten Urlaubspension, dominieren Tausch- und Ausbeutungsverhältnisse über die Mitmenschlichkeit. Ein Feinkosthändler, der mit seinen vorgestreckten Produkten die sudelküche unterhält, bezieht Quartier in dieser schäbigen Absteige; da schneit das Mädchen Marianne herein – sie, die vom Pensionswirt ein Kind bekommen hat, bedroht mit ihrem Erscheinen die verrotteten Verhältnisse. In der Erzählung 'liederlicher gesang eines mordbuben' geht ein ukrainisches Paar, das zu den Gewinnlern des kapitalistischen Umbruchs in den ehemals kommunistischen Ländern zählt, in den steirischen Bergen den Freuden des Freizeitgebots beim Schisport nach. Eine Affäre des männlichen Parts Jarolim mit einem Dr.-med.-Schiweibchen bringt das Gefüge seiner Liaison zur Kaufmannsfrau Ljuba ins Wanken. Ein Brevier für Schwerenöter des Konsums eröffnet das abschließende 'leitknäuel für überspannte'. Der Überschuß an Konsumgütern drängt in sprachlich überschießende Formen.
Aktualisiert: 2023-05-11
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Der Vaghals

Der Vaghals von Pohl,  Ronald
Ein in den trüben Wassern der Politik Gescheiterter; eine widerstrebende Giraffe, der in aufwändiger Prozedur ein Medikament einge- flößt wird; ein in Sizilien gestrandeter Müßiggänger aus dem hohen Norden, der Züge des historischen Lichtbildners von Gloeden trägt: Sie alle sind die ungleichen Helden von drei Prosatexten, die Ronald Pohls Faible für jegliche Art der Metamorphose miteinander vereint. Im Kopf des zurückgesetzten Parteigenossen der „frei Denkenden“ mutiert eine Miniaturgesellschaft ins Monströse (Der Gemeinde-Untere). In der Draufsicht der sedierten Giraffe offenbart sich das Leben einer Stadt als spukhaftes Getriebe (Der Vaghals): Das Wimmelbild der Allgemeinheit verliert sich in der Androhung totalitärer Gewalt. In Donna Malerbas Hochzeit schließlich vermengen sich kreatürliche und pflanzliche Erscheinungen zu einer kulissenhaften Idylle, hinter der die Widersprüche einer mit sich selbst überworfenen Gesellschaft nur allzu deutlich hervortreten. Begehrlichkeiten wachsen ins Uferlose, Figuren und Gegenstände verschwimmen ins Vegetabile, oder sie zerfließen wie Salvador Dalís „weiche Uhren“. Über die Wirrungen einer letztlich unmöglichen Brautwerbung wacht unverrückbar der „Signor Mongibello“ genannte Vulkan Ätna als ebenso elementare wie letztlich unnahbare Zentralgestalt. Pohls Erzählungen beschreiben Prozesse der Auflösung und des Wandels. Sie leben von Drehungen der Erzählrichtung und revoltieren gegen das Diktat plumper Folgerichtigkeit. Ihre Form der Dekonstruktion lebt von der fein humorigen Anverwandlung rhetorisch überschießender Epochenstile: Diese datieren aus jenen Tagen, als „gestellte“ Bilder noch lange belichtet und auf kostbaren Platten hergestellt wurden. Eine Prosa, die auf sublime Weise den glatten Historismus landläufiger Schönschreiberei subvertiert.
Aktualisiert: 2022-10-14
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Signor Mongibello

Signor Mongibello von Pohl,  Ronald
„Eine Lava-, Hass- und Brandrede auf den wenig löblichen, weil häufig unflätigen Vulkan Ätna in stolzer Zahl verfertigten Gedichten in drei durchaus zueinander gehörigen Abteilungen“ untertitelt Ronald Pohl seinen „Signor Mongibello“, womit er augenzwinkernd Dichtungstraditionen überschießender Signifikantenfülle die Reverenz erweist. Pohls „vulkanologische“ Lyrik versprüht eine Masse an historischen und geographischen Diskursfragmenten, die sich mit mythologischen und literarischen Motiv- und Stoffpartikeln zu einem imposanten Zeichengebirge aufhäufen. Gebannt in vierhebige Verse, die sich in frei gestalteten Terzinen dahinwälzen, breitet sich ein Kosmos aus, in dem alles auf den ebenso furcht- wie fruchtbaren Giganten bezogen scheint, dessen überlaufender Krater bildhaft einen rabiaten Produktivitätsmoloch gegenwärtig werden lässt. Im Gestus spontan erzeugter Metaphorik und mit karnevalesk-komischen Effekten versucht die Invektive dem janusköpfigen Monster beizukommen. Ronald Pohls lyrische Eruptionen rufen elementare Wirkweisen dichterischen Sprechens auf: das Apotreptische in Gestalt glühender Schmährede, aber auch mimetische Annäherung, die den unermüdlichen, gleichsam peristaltischen Ausfluss oder -wurf einer entfesselten (Wunsch-)Maschine zu übertrumpfen strebt.
Aktualisiert: 2022-05-01
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Klaus Maria Brandauer

Klaus Maria Brandauer von Pohl,  Ronald
In den vergangenen Jahren hat Österreichs einziger Weltschauspieler einen atemberaubenden Werkkatalog vorgelegt: Auf die Titelrolle in Lessings "Nathan der Weise" am Wiener Burgtheater folgte Schillers "Wallenstein", Kleists "Dorfrichter Adam", der blinde "Ödipus auf Kolonos" und der Bananen ver schluckende Krapp in Becketts "Das letzte Band". Der epochale "König Lear" an der Burg schließlich zeigt, wie ein auch in Hollywood nachgefragter Star die Fragestellungen der Theatertradition in ein neues, überraschendes Licht zu rücken versteht. Ronald Pohl zeichnet den Gipfelsturm eines kontrovers diskutierten Einzelgängers im Kontext der Bühnentradition, als Kulmination von Entwicklungen aus Surrealismus, epischem Theater und Schwarzer Romantik. Zu Wort kommen Weggefährten wie Hans Neuenfels, Peter Stein und Brandauer selbst.
Aktualisiert: 2023-02-14
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Thomas Bernhard Hab & Gut

Thomas Bernhard Hab & Gut von Heller,  André, Pohl,  Ronald, Steiner,  Dietmar, Vinken,  Barbara
Als Thomas Bernhard 1965 den Vierkanthof in Ohlsdorf, Oberösterreich kaufte, stand ihm die Vision eines zum „Denk- und Schreibkerker“ geeigne
ten Wohnsitzes vor Augen. Das stark verfallene Gebäude aus dem frühen
14. Jahrhundert, das bereits zum Abriss bestimmt gewesen war, wurde von seinem neuen Besitzer über zehn Jahre hinweg bei Erhalt seiner Proportionen und Architektur zu etwas völlig Neuem: dem anspruchsvollen Landsitz eines exzentrischen Einzelgängers. Jeder Raum, jedes Möbelstück, jedes ausgewählte Buch darin diente der Inszenierung seiner, mit erlesenem Stilbewusstsein ausgestatteten, Person. Tief beeindruckt von diesem durchkomponierten Haus, versammelt André Heller namhafte Experten, die Bernhards Leidenschaft zur Inszenierung nachspüren. Welches Verhältnis hatte Thomas Bernhard, der ewige Provokateur und international gefeierte Schriftsteller, zu Fragen der Mode und des Stils? Wie hat er gewohnt, womit hat er sich umgeben? Wie war seine Schallplattensammlung? Welche Bücher wählte er für seine Bibliothek aus?
Aktualisiert: 2023-04-15
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Kind aus Blau

Kind aus Blau von Pohl,  Ronald
„Kind aus Blau“ nimmt sich das transitorische Genie der neueren Jazz- und Musikgeschichte zum Vorwurf einer tendenziell unabschließbaren Erzählbewegung und erkundet Biographie im semantisch-idiomatischen Rücklauf. Tonlagen und Kontexte wechseln im Sekundentakt, nur die Stimmung ist durchgehend unverkennbar „blau“. Miles ist Davis; vor allem aber dasjenige, was die Sprache dieses Romans aus ihm macht. Ausgelotet werden die Skalen und Schwingungskurven eines immer schon prekären Sinns. Mit „Kind aus Blau“ setzt Ronald Pohl bislang ungehörte sprachmusikalische Akzente: Lexikalische Verrückungen und verblüffende, aus Redewendungen heraus entwickelte Bilder gemahnen an Ausführungen musikalischer Improvisation. Material aus der afroamerikanischen Historie, aus dem Jazz und aus Davis’ Leben fusioniert dieser Art zu einem Sprachkörper, der die Eigenwelten des Inkommensurablen in allen ihren Facetten auszustrahlen vermag.
Aktualisiert: 2022-05-01
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Klaus Maria Brandauer

Klaus Maria Brandauer von Pohl,  Ronald
Mit der Premiere von Shakespeares "König Lear" am Wiener Burgtheater im Dezember 2013 hat Österreichs einziger Weltschauspieler den Gipfel erreicht. In den vergangenen Jahren hat KMB einen atemberaubenden Werkkatalog vorgelegt. Auf die Titelrolle in Lessings Nathan der Weise an der Burg folgte Schillers Wallenstein, Kleists Dorfrichter Adam, der blinde Ödipus auf Kolonos, zuletzt der Bananen verschluckende Krapp in Becketts Das letzte Band. Das Rätsel Lear enthüllt die Konturen von Brandauers Theaterkunst zur Gänze. Sichtbar wird dabei das Bemühen eines auch in Hollywood nachgefragten Stars, die Fragestellungen der Theatertradition in ein neues, überraschendes Licht zu rücken. Nur die Einsamkeit des in die Nacht der Vernunft stürzenden Lear macht die Anlage von Brandauers Kunst deutlich. Diese ist ein Langzeitprojekt. Sie zeigt Potentaten und enthüllt dennoch republikanische Gesinnung. Mit sparsamen Stimmmodulationen und wenigen Gesten führt KMB hinein ins Zentrum seiner Figuren. Er wirbt als Verführer. Er provoziert die Zustimmung des Publikums, indem er es auffordert, mit ihm ein Einsehen zu haben. Ronald Pohls Buch ist die Nachzeichnung eines Gipfelsturms in mehreren verblüffenden Anläufen. Zu Wort kommen Weggefährten wie Hans Neuenfels, Peter Stein und Brandauer selbst. Skizziert wird nicht nur das Werk eines kontrovers diskutierten Einzelgängers, sondern das Vorhandensein eines Traditionsstranges, den man so nicht als gegeben vermutet hätte. In Brandauers Schauspielkunst kulminieren Entwicklungen aus Surrealismus, Epischem Theater und sogar aus der Schwarzen Romantik.
Aktualisiert: 2018-07-12
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pound in pisa. Die Badeküsser

pound in pisa. Die Badeküsser von Pohl,  Ronald
„pound in pisa“ ist der wüste Abschiedsgesang eines für wahnsinnig gehaltenen Dichters der Moderne: Ezra Pound rekapituliert in immer neuen Anläufen sein tragisches Los als „Medium“ der Weltvernunft. In sorgfältig rhythmisierten Schmähreden nimmt der exilierte US-Amerikaner den Vertretern der Ökonomie deren ureigenstes Heft aus der Hand: Indem er Wucher treibt mit den Mitteln der Poesie, beschämt er die krude Logik eines auf Krieg und Ausbeutung gerichteten Weltwährungssystems. Andrerseits beschwört Pound in Pisa, der Stätte seiner Demütigung, Bildreste des italienischen Faschismus herauf, in den er sich moralisch verstrickt hatte. Ein wucherndes Beziehungsgefüge, das in seiner rhetorischen Exuberanz an die konkreten Versprechen des utopischen Überschusses erinnert. „Die Badeküsser“ fokussieren wiederum den banalen Alltag einer keineswegs spurlos versunkenen Epoche, preisgegeben dem kindlich spekulativen Blick: In langen Satzschleifen kehrt die Erinnerung an großbürgerliches Mußeverhalten zurück, in dem jede einzelne Beobachtung dem behaupteten, wohlan- ständigen Anschein Hohn spricht. Die mediterrane Sommerfrische bildet den Rahmen für ein Geschehen, das die Grenzen zur Destabilisierung gezielt überschreitet: ein prosaisches Lob auf die Umgestaltungskraft reiner Potenzialität.
Aktualisiert: 2022-05-01
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