„Ossis Stein oder Der werfe das erste Buch“ erlebte 2012 am Radu-Stanca-Nationaltheater in Hermannstadt/ Sibiu seine Uraufführung.
In der Heimatstadt des 1926 geborenen Oskar Pastior, der im Freundeskreis „Ossi“ genannt wurde und von der Securitate den Decknamen „Otto Stein“ erhielt. Frieder Schuller kannte Oskar Pastior in den Jahren nach dessen Rückkehr von der Zwangsarbeit in der Sowjet-
union, als der Dichter sein Brot als Rundfunkreporter verdiente. Frieder Schuller lernte aber auch die Durch- triebenheit der Securitate-Mitarbeiter kennen.
Das heikle Sujet um Widerstand, Erpressbarkeit, Würde, Not, Kompromiss, Verstrickung und Mitläufertum in einem totalitären Regime mit vergifteten Tentakeln versetzte der Autor in ein Skript, in das die Lyriksprache von Pastior und auch Gedichte von ihm einflossen.
„Ich bin Schriftsteller, außerhalb meiner Gedichte existiere ich nicht“, verkündet Ossi. Eine verzweifelte Ausflucht?!
Die Darstellung des Spannungsfeldes zwischen dem Streben, Literatur zu schreiben, und den Kompromissen, die eingegangen wurden, um veröffentlichen zu dürfen, ist gelungen.
Das Drama erlebt seinen Höhepunkt und das Ende mit der Vergewaltigung der Poesie durch den in Offiziersuniform gekleideten Genossen Dan, während der Dichter mundtot gemacht wird:
Handlanger Paul presst ihm eine Zeitung auf den Mund.
Geworfen wird kein Stein auf Ossi in der Inszenierung in Hermannstadt. Gezeigt wird der Stolperweg eines genialen Dichters und Menschen in Grenzsituationen.
Aktualisiert: 2023-05-30
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nstatt einem Nachwort:
Der Dorfschreiberpreis von Katzendorf
In den Pfarrhäusern im siebenbürgischen Hügelland wurden viele Bücher geschrieben. Die Pfarrherren kamen nach ihrem Studium in Deutschland in die Heimat zurück, waren oft Lehrer in der Stadt oder auf dem Land, bis sie es in reiferen Jahren schafften, eine vakante Pfarrstelle in einer Gemeinde der evangelisch-deutschen Landeskirche AB (Augsburger Bekenntnis) in Rumänien als Ruhepol zu beziehen. Hier konnten sie neben den vertrauten spärlichen Gotteshandlungen Rosen ziehen, Bienen betreuen und Bücher schreiben. Es wurde viel zu Papier gebracht in Transsilvanien, an lauen Nachmittagen oder in langen Abendstunden. Briefe zockelten in Postkutschen oder mit der k.u.k. Eisenbahn an ferne Adressaten, wobei auch die Brüder Grimm einmal zu diesen zählten. Allerdings brachte es keine Geschichte aus dieses Land zu Weltruhm, dies war einer Geschichte über dies Land beschieden, und der Ire Bram Stoker war ihr Weltmeister.
Nach dem zweiten Weltkrieg wanderten erst die treuen Kirchenbesucher in den Westen aus, dann folgten ihnen auch die vereinsamten Pfarrer. Die Pfarrhäuser, oft an die Mauer einer Kirchenburg gelehnt, versanken in einen kalten Schlaf, Tinte und Papier waren verschwunden. Heute übt sich Rumänien in der Demokratie, Leute kommen und gehen, schauen in die verriegelten Kirchen und finden die einsamen Pfarrhäuser mit ihren verwilderten Gärten als Landsitz nicht unattraktiv. Das Pfarrhaus von Katzendorf, rumänisch Cata, machte einen Anfang. In diesem Hause wurde ich einst als Pfarrersohn geboren, kam wie viele andere nach Deutschland, kehrte allein und mit Filmteam immer wieder zurück, und 1990 war es endlich soweit. Ich übernahm das baufällige Anwesen und gestaltete hier in jahrelanger Verbundenheit und Arbeit ein Refugium für Freunde und bald für Gäste aus aller Welt. Das Tintenfass wurde durch den Laptop ersetzt, und der Gedanke lag nahe, dass sich in der ehemaligen Sommerküche unter dem uralten Turm ein Dichter häuslich einrichten könnte. Es entstand der „Dorfschreiberpreis von Katzendorf“. Seit 2011 vergibt eine Jury diesen Preis an Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die hier nach Schaffenslust bis zu einem Jahr wohnen und träumen können. Das tägliche Brot und ein geheizter Kachelofen im Winter sind das Preisgeld.
Elmar Schenkel, der bewanderte Anglist aus Leipzig, war 2011 der erste Preisträger und in seinem Buch „Mein Jahr hinter den Wäldern“ begegnet eine wachsende Leserschar dem erzählten Katzednorf. Ihm folgte Jürgen Israel, der mit dem Fahrrad und zu Fuß die Landschaft und seine Hirten erkundete. 2014 kam Carmen Francesca Banciu, die einst aus Rumänien wegging und jetzt mit Originalaufnahmen aus Katzendorf im Deutschlandfunk ihre alte Heimat wieder aufleben ließ. Seit Frühjahr 2016 verfügt die Berlinerin Tanja Dückers über die Dichterklause unter dem Turm, und die noch ungeschriebenen Worte klopfen an die Tür. Natürlich ist es wünschenswert, wenn nach dem Weggang des jeweiligen Dorfschreibers die Krähen auf dem Turm von einem Manuskript verkünden, das wie ein frischgebackenes Brot auf dem Tisch liegt. Denn die Bewohner der Dichterklause sollen erzählen und berichten. Vielleicht auch von einem Pfarrer in den Jahren um 1940, der neben seinen Bienen, Pferden und seiner Geige die Gottespflicht nicht vergaß, sich den Nazihäschern widersetzte, Kopf und Kragen riskierte, seine Gemeinde auf der Flucht 1944 mit der Kutsche bis vor Wien anführte, die Dorfbewohner ein Jahr darauf nach Katzendorf zurück brachte und weiterhin an seinen siebenbürgischen Predigten zimmerte. Auch von diesem Andenken lebt der Dorfschreiberpreis von Katzendorf.
Frieder Schuller, 22 November 2016, Berlin
Aktualisiert: 2023-05-30
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Die Texte im vorliegenden Band berühren, informieren, beschreiben, blicken in ein Hermannstadt, das es heute so nicht mehr gibt. Sie sind zum Teil gut recherchiert und dokumentiert oder verlieren sich einfach in Erinnertem. Die Straßen sind die Adern der Stadt und schwemmen Erinnerungen und Erlebtes an oder weg, übergeben all dies der Stadt, und so werden es nicht mehr unsere Erinnerungen sein, sondern die der Stadt. Momentaufnahmen, die Bilder entstehen lassen.
Das letzte Haus war auch ein Einfamilienhaus und war das Eckhaus zum Philosophengang auf der linken Seite. Es trägt schwer an einer Erinnerung. Christel, die zweitälteste Tochter der Konrads, war Studentin in Klausenburg. Der politische Geheimdienst hatte sie unter Druck gesetzt. Er forderte von ihr, über ihre Kommilitonen und Freunde zu berichten. Sie eigerte sich.
Hannes Elischer, Die Walkmühlgasse
Wenn aber der laue Sommerwind das Laub der Linden im Garten von Fräulein Schullerus und das des uralten Nussbaumes im Hof von Tante Clara, unserer lieben Nachbarin, sanft streichelt, erreicht das geheimnisvolle Rauschen über Hunderte und Tausende Kilometer Entfernung unsere Seelen und erinnert uns an die Kinder, die wir einmal waren ...
Adrian Ernster, Die Grabengasse
Vorwort oder wenn alle Straßen erzählen
Hermannstadt ist die Stadt, die Fremde begeistert und ihren Bewohnern einen Stempel aufdrückte und aufdrückt. Ich wage zu behaupten, dass die Einwohner Hermannstadts mehr mit der Stadt verbunden sind als mit dem Land. Der Genius Loci hat sie geprägt, lässt im Rückblick das Paradies der hier verbrachten Kindheit wieder wach werden, verklärt auch ab und zu das Gewesene. Es wird verglichen, geurteilt, verurteilt, es werden Sehnsüchte geweckt.
36 Hermannstädter und solche, die hier einige Zeit verbracht haben, sind unserem Aufruf gefolgt und haben Texte zu Straßen verfasst: zu ihrer Straße, zu gegangenen Wegen, zu Erlebnissen und, und, und.
Ich weiß nicht, wie es bei den Bewohnern anderer Städte ist, bei den Hermannstädtern lautet in den meisten Fällen die erste Frage: Ober- oder Unterstadt? Und welche Straße? Ach, das Haus an der Ecke? Die Straße mit den Lindenbäumen? Sah man nicht die Turmuhr von dort?
Die Texte im vorliegenden Band berühren, informieren, beschreiben, blicken in ein Hermannstadt, das es heute so nicht mehr gibt. Sie sind zum Teil gut recherchiert und dokumentiert oder verlieren sich einfach in Erinnertem. Die Straßen sind die Adern der Stadt und schwemmen Erinnerungen und Erlebtes an oder weg, übergeben all dies der Stadt, und so werden es nicht mehr unsere Erinnerungen sein, sondern die der Stadt. Momentaufnahmen, die Bilder entstehen lassen.
Die Pandemie hat auch vor der Entstehung dieses Buches nicht Halt gemacht. Dadurch hat sich die geplante Veröffentlichung um fast zwei Jahre verzögert. Zwei der Autoren erleben die Veröffentlichung des Bandes leider nicht mehr: Hannes Elischer erlag einer schweren Krankheit und konnte so seinen Text über die Walkmühlstraße nicht mehr in gedruckter Form erleben, ebenso Adrian Ernster, mit dem ich interessante Gespräche in Israel geführt habe und der sich auf einen Besuch in Hermannstadt gefreut hat. In seinem Text setzt er der Grabengasse ein Denkmal.
Als Herausgeberin habe ich versucht, die Straßentexte zu gruppieren und ihnen einen Titel als Hut aufzusetzen. Nur in Ober- und Unterstadt zu unterteilen wäre zu wenig gewesen, Zentrum und Randviertel zu einfach. Es sind 11 Gruppen aus 36 Texten entstanden. Und da alles mit einem Schritt beginnt, der zu einem Weg führt, vereinen die ersten Texte „Wege“ durch die Stadt. Manch ein Titel ist subjektiv von mir gewählt worden und nicht ganz ernst zu nehmen. „Feine Straßen“ irritiert vielleicht. Doch für mich als Kind führte der Weg zu meiner Großmutter in eine „feine Straße“, wo es anders roch, die Bäume dufteten, die Gärten voller Blumen waren. Heute schmückt sich eine Straße mit dem Namen „Die schönste Straße Hermannstadts“ – ob sie es tatsächlich ist? Drei Autoren widmen ihr einige Zeilen. Doch es gibt auch Straßen „Im Herzen der Stadt“, „Hinter der Bahnlinie“, „Am Rande der Stadt“, der Leser darf sich in „Alte Straßen“ verirren, auf die „Konradwiese“ gelangen, in die „Unterstadt“, „In Richtung Josephstadt“ gehen oder „Mit fremdem Blick“ betrachten. Die Eintrittskarte zu allen Wegen ist der Hunsrück, kein Prosatext, sondern ein Gedicht.
Wie heißt es so schön in England, wenn eine Frau heiratet? Something old and something new, something borrowed and something blue. Was das mit diesem Buch zu tun hat, mag sich der Leser fragen. Machen wir uns trotzdem diesen Spruch zu eigen für dies Buch. Die meisten der Texte beinhalten Erinnerungen. Um eine Verbindung zum heutigen Hermannstadt herzustellen, habe ich mich entschlossen, zum Großteil aktuelle Bilder zu verwenden. Und was ist geliehen? Wahrscheinlich die Erinnerungen, die irgendwann nicht mehr unser Eigentum sind, doch die Stadt leiht sie uns, lässt uns darin schwelgen. Und was ist blau? Ein „Vergiss Hermannstadt nicht“, die Augen der Stadt?
Ich danke allen, die mich bei der Herausgabe dieses Buches unterstützt haben.
Traian Pop hat die Veröffentlichung des Bandes in letzter Minute möglich gemacht. DANKE dafür!
Dagmar Dusil, im Juli 2022 in Hermannstadt
Aktualisiert: 2023-05-30
Autor:
Heinz Acker,
Marianne Acker,
Michael Astner,
Angela Baciu,
Peter Betsy,
Kurt H. Binder,
Sieglinde Bottesch,
Jutta Caplat,
Gerhard Dabi,
Dagmar Dusil,
Hannes Elischer,
Adrian Ernster,
Bernd Fabritius,
Horst Fleischer,
Monica Fronius,
Brigitte Hermann,
Heini Höchsmann,
Manfred Huber,
Marianne Hügel,
Emil Hurezeanu,
Nora Iuga,
Walter Johrend,
Rudi Klubitschko,
Ingrid Loew,
Traian Pop,
Monika Reiner,
Horst Samson,
Jürgen Schlezack,
Erika Schneider,
Frieder Schuller,
Gerlinde Schuller,
Erika Schunn,
Jürgen Schuster,
Hellmut Seiler,
Joachim Wittstock,
Kurt Thomas Ziegler,
Dietfried Zink
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Die Texte im vorliegenden Band berühren, informieren, beschreiben, blicken in ein Hermannstadt, das es heute so nicht mehr gibt. Sie sind zum Teil gut recherchiert und dokumentiert oder verlieren sich einfach in Erinnertem. Die Straßen sind die Adern der Stadt und schwemmen Erinnerungen und Erlebtes an oder weg, übergeben all dies der Stadt, und so werden es nicht mehr unsere Erinnerungen sein, sondern die der Stadt. Momentaufnahmen, die Bilder entstehen lassen.
Das letzte Haus war auch ein Einfamilienhaus und war das Eckhaus zum Philosophengang auf der linken Seite. Es trägt schwer an einer Erinnerung. Christel, die zweitälteste Tochter der Konrads, war Studentin in Klausenburg. Der politische Geheimdienst hatte sie unter Druck gesetzt. Er forderte von ihr, über ihre Kommilitonen und Freunde zu berichten. Sie eigerte sich.
Hannes Elischer, Die Walkmühlgasse
Wenn aber der laue Sommerwind das Laub der Linden im Garten von Fräulein Schullerus und das des uralten Nussbaumes im Hof von Tante Clara, unserer lieben Nachbarin, sanft streichelt, erreicht das geheimnisvolle Rauschen über Hunderte und Tausende Kilometer Entfernung unsere Seelen und erinnert uns an die Kinder, die wir einmal waren ...
Adrian Ernster, Die Grabengasse
Vorwort oder wenn alle Straßen erzählen
Hermannstadt ist die Stadt, die Fremde begeistert und ihren Bewohnern einen Stempel aufdrückte und aufdrückt. Ich wage zu behaupten, dass die Einwohner Hermannstadts mehr mit der Stadt verbunden sind als mit dem Land. Der Genius Loci hat sie geprägt, lässt im Rückblick das Paradies der hier verbrachten Kindheit wieder wach werden, verklärt auch ab und zu das Gewesene. Es wird verglichen, geurteilt, verurteilt, es werden Sehnsüchte geweckt.
36 Hermannstädter und solche, die hier einige Zeit verbracht haben, sind unserem Aufruf gefolgt und haben Texte zu Straßen verfasst: zu ihrer Straße, zu gegangenen Wegen, zu Erlebnissen und, und, und.
Ich weiß nicht, wie es bei den Bewohnern anderer Städte ist, bei den Hermannstädtern lautet in den meisten Fällen die erste Frage: Ober- oder Unterstadt? Und welche Straße? Ach, das Haus an der Ecke? Die Straße mit den Lindenbäumen? Sah man nicht die Turmuhr von dort?
Die Texte im vorliegenden Band berühren, informieren, beschreiben, blicken in ein Hermannstadt, das es heute so nicht mehr gibt. Sie sind zum Teil gut recherchiert und dokumentiert oder verlieren sich einfach in Erinnertem. Die Straßen sind die Adern der Stadt und schwemmen Erinnerungen und Erlebtes an oder weg, übergeben all dies der Stadt, und so werden es nicht mehr unsere Erinnerungen sein, sondern die der Stadt. Momentaufnahmen, die Bilder entstehen lassen.
Die Pandemie hat auch vor der Entstehung dieses Buches nicht Halt gemacht. Dadurch hat sich die geplante Veröffentlichung um fast zwei Jahre verzögert. Zwei der Autoren erleben die Veröffentlichung des Bandes leider nicht mehr: Hannes Elischer erlag einer schweren Krankheit und konnte so seinen Text über die Walkmühlstraße nicht mehr in gedruckter Form erleben, ebenso Adrian Ernster, mit dem ich interessante Gespräche in Israel geführt habe und der sich auf einen Besuch in Hermannstadt gefreut hat. In seinem Text setzt er der Grabengasse ein Denkmal.
Als Herausgeberin habe ich versucht, die Straßentexte zu gruppieren und ihnen einen Titel als Hut aufzusetzen. Nur in Ober- und Unterstadt zu unterteilen wäre zu wenig gewesen, Zentrum und Randviertel zu einfach. Es sind 11 Gruppen aus 36 Texten entstanden. Und da alles mit einem Schritt beginnt, der zu einem Weg führt, vereinen die ersten Texte „Wege“ durch die Stadt. Manch ein Titel ist subjektiv von mir gewählt worden und nicht ganz ernst zu nehmen. „Feine Straßen“ irritiert vielleicht. Doch für mich als Kind führte der Weg zu meiner Großmutter in eine „feine Straße“, wo es anders roch, die Bäume dufteten, die Gärten voller Blumen waren. Heute schmückt sich eine Straße mit dem Namen „Die schönste Straße Hermannstadts“ – ob sie es tatsächlich ist? Drei Autoren widmen ihr einige Zeilen. Doch es gibt auch Straßen „Im Herzen der Stadt“, „Hinter der Bahnlinie“, „Am Rande der Stadt“, der Leser darf sich in „Alte Straßen“ verirren, auf die „Konradwiese“ gelangen, in die „Unterstadt“, „In Richtung Josephstadt“ gehen oder „Mit fremdem Blick“ betrachten. Die Eintrittskarte zu allen Wegen ist der Hunsrück, kein Prosatext, sondern ein Gedicht.
Wie heißt es so schön in England, wenn eine Frau heiratet? Something old and something new, something borrowed and something blue. Was das mit diesem Buch zu tun hat, mag sich der Leser fragen. Machen wir uns trotzdem diesen Spruch zu eigen für dies Buch. Die meisten der Texte beinhalten Erinnerungen. Um eine Verbindung zum heutigen Hermannstadt herzustellen, habe ich mich entschlossen, zum Großteil aktuelle Bilder zu verwenden. Und was ist geliehen? Wahrscheinlich die Erinnerungen, die irgendwann nicht mehr unser Eigentum sind, doch die Stadt leiht sie uns, lässt uns darin schwelgen. Und was ist blau? Ein „Vergiss Hermannstadt nicht“, die Augen der Stadt?
Ich danke allen, die mich bei der Herausgabe dieses Buches unterstützt haben.
Traian Pop hat die Veröffentlichung des Bandes in letzter Minute möglich gemacht. DANKE dafür!
Dagmar Dusil, im Juli 2022 in Hermannstadt
Aktualisiert: 2022-11-03
Autor:
Heinz Acker,
Marianne Acker,
Michael Astner,
Angela Baciu,
Peter Betsy,
Kurt H. Binder,
Sieglinde Bottesch,
Jutta Caplat,
Gerhard Dabi,
Dagmar Dusil,
Hannes Elischer,
Adrian Ernster,
Bernd Fabritius,
Horst Fleischer,
Monica Fronius,
Brigitte Hermann,
Heini Höchsmann,
Manfred Huber,
Marianne Hügel,
Emil Hurezeanu,
Nora Iuga,
Walter Johrend,
Rudi Klubitschko,
Ingrid Loew,
Traian Pop,
Monika Reiner,
Horst Samson,
Jürgen Schlezack,
Erika Schneider,
Frieder Schuller,
Gerlinde Schuller,
Erika Schunn,
Jürgen Schuster,
Hellmut Seiler,
Joachim Wittstock,
Kurt Thomas Ziegler,
Dietfried Zink
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„Ossis Stein oder Der werfe das erste Buch“ erlebte 2012 am Radu-Stanca-Nationaltheater in Hermannstadt/ Sibiu seine Uraufführung.
In der Heimatstadt des 1926 geborenen Oskar Pastior, der im Freundeskreis „Ossi“ genannt wurde und von der Securitate den Decknamen „Otto Stein“ erhielt. Frieder Schuller kannte Oskar Pastior in den Jahren nach dessen Rückkehr von der Zwangsarbeit in der Sowjet-
union, als der Dichter sein Brot als Rundfunkreporter verdiente. Frieder Schuller lernte aber auch die Durch- triebenheit der Securitate-Mitarbeiter kennen.
Das heikle Sujet um Widerstand, Erpressbarkeit, Würde, Not, Kompromiss, Verstrickung und Mitläufertum in einem totalitären Regime mit vergifteten Tentakeln versetzte der Autor in ein Skript, in das die Lyriksprache von Pastior und auch Gedichte von ihm einflossen.
„Ich bin Schriftsteller, außerhalb meiner Gedichte existiere ich nicht“, verkündet Ossi. Eine verzweifelte Ausflucht?!
Die Darstellung des Spannungsfeldes zwischen dem Streben, Literatur zu schreiben, und den Kompromissen, die eingegangen wurden, um veröffentlichen zu dürfen, ist gelungen.
Das Drama erlebt seinen Höhepunkt und das Ende mit der Vergewaltigung der Poesie durch den in Offiziersuniform gekleideten Genossen Dan, während der Dichter mundtot gemacht wird:
Handlanger Paul presst ihm eine Zeitung auf den Mund.
Geworfen wird kein Stein auf Ossi in der Inszenierung in Hermannstadt. Gezeigt wird der Stolperweg eines genialen Dichters und Menschen in Grenzsituationen.
Aktualisiert: 2020-07-23
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nstatt einem Nachwort:
Der Dorfschreiberpreis von Katzendorf
In den Pfarrhäusern im siebenbürgischen Hügelland wurden viele Bücher geschrieben. Die Pfarrherren kamen nach ihrem Studium in Deutschland in die Heimat zurück, waren oft Lehrer in der Stadt oder auf dem Land, bis sie es in reiferen Jahren schafften, eine vakante Pfarrstelle in einer Gemeinde der evangelisch-deutschen Landeskirche AB (Augsburger Bekenntnis) in Rumänien als Ruhepol zu beziehen. Hier konnten sie neben den vertrauten spärlichen Gotteshandlungen Rosen ziehen, Bienen betreuen und Bücher schreiben. Es wurde viel zu Papier gebracht in Transsilvanien, an lauen Nachmittagen oder in langen Abendstunden. Briefe zockelten in Postkutschen oder mit der k.u.k. Eisenbahn an ferne Adressaten, wobei auch die Brüder Grimm einmal zu diesen zählten. Allerdings brachte es keine Geschichte aus dieses Land zu Weltruhm, dies war einer Geschichte über dies Land beschieden, und der Ire Bram Stoker war ihr Weltmeister.
Nach dem zweiten Weltkrieg wanderten erst die treuen Kirchenbesucher in den Westen aus, dann folgten ihnen auch die vereinsamten Pfarrer. Die Pfarrhäuser, oft an die Mauer einer Kirchenburg gelehnt, versanken in einen kalten Schlaf, Tinte und Papier waren verschwunden. Heute übt sich Rumänien in der Demokratie, Leute kommen und gehen, schauen in die verriegelten Kirchen und finden die einsamen Pfarrhäuser mit ihren verwilderten Gärten als Landsitz nicht unattraktiv. Das Pfarrhaus von Katzendorf, rumänisch Cata, machte einen Anfang. In diesem Hause wurde ich einst als Pfarrersohn geboren, kam wie viele andere nach Deutschland, kehrte allein und mit Filmteam immer wieder zurück, und 1990 war es endlich soweit. Ich übernahm das baufällige Anwesen und gestaltete hier in jahrelanger Verbundenheit und Arbeit ein Refugium für Freunde und bald für Gäste aus aller Welt. Das Tintenfass wurde durch den Laptop ersetzt, und der Gedanke lag nahe, dass sich in der ehemaligen Sommerküche unter dem uralten Turm ein Dichter häuslich einrichten könnte. Es entstand der „Dorfschreiberpreis von Katzendorf“. Seit 2011 vergibt eine Jury diesen Preis an Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die hier nach Schaffenslust bis zu einem Jahr wohnen und träumen können. Das tägliche Brot und ein geheizter Kachelofen im Winter sind das Preisgeld.
Elmar Schenkel, der bewanderte Anglist aus Leipzig, war 2011 der erste Preisträger und in seinem Buch „Mein Jahr hinter den Wäldern“ begegnet eine wachsende Leserschar dem erzählten Katzednorf. Ihm folgte Jürgen Israel, der mit dem Fahrrad und zu Fuß die Landschaft und seine Hirten erkundete. 2014 kam Carmen Francesca Banciu, die einst aus Rumänien wegging und jetzt mit Originalaufnahmen aus Katzendorf im Deutschlandfunk ihre alte Heimat wieder aufleben ließ. Seit Frühjahr 2016 verfügt die Berlinerin Tanja Dückers über die Dichterklause unter dem Turm, und die noch ungeschriebenen Worte klopfen an die Tür. Natürlich ist es wünschenswert, wenn nach dem Weggang des jeweiligen Dorfschreibers die Krähen auf dem Turm von einem Manuskript verkünden, das wie ein frischgebackenes Brot auf dem Tisch liegt. Denn die Bewohner der Dichterklause sollen erzählen und berichten. Vielleicht auch von einem Pfarrer in den Jahren um 1940, der neben seinen Bienen, Pferden und seiner Geige die Gottespflicht nicht vergaß, sich den Nazihäschern widersetzte, Kopf und Kragen riskierte, seine Gemeinde auf der Flucht 1944 mit der Kutsche bis vor Wien anführte, die Dorfbewohner ein Jahr darauf nach Katzendorf zurück brachte und weiterhin an seinen siebenbürgischen Predigten zimmerte. Auch von diesem Andenken lebt der Dorfschreiberpreis von Katzendorf.
Frieder Schuller, 22 November 2016, Berlin
Aktualisiert: 2018-10-05
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alle kannten das lied/ es trieb sich auf den straßen herum/ kam auch schon mit aufs zimmer/ und legte sich mit der einsamkeit an/ jetzt wird es wie staub abgeschüttelt/ wir übergehen es wie einen spendenaufruf/ der text muß vor der türe bleiben/ die melodie aber schleicht sich herein/ sitzt auf dem schoß im genick/ liegt in den ohren das verrufene lied bringt kumpane mit/ die wüten im geschäft der gefühle/ hasardeure der erinnerung/ die kein verfallsdatum respektieren/ ein attentat ins blaue ist vorbereitet
Aktualisiert: 2020-02-28
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