Autor: Georg Schulz

Karten sind verkleinerte, verebnete, inhaltlich ergänzte und über Legenden erläuterte geographisch-kartographische Grundrissbilder von Teilen der Erdoberfläche. Sie sind sofort lesbar und auswertbar. Zwar gibt es mittlerweile eine Flut von Satellitenbildern in Büchern und Atlanten, so dass aufgrund des geowissenschaftlichen Informationsreichtums von einer dritten Entdeckung der Erde gesprochen wird. Doch muss bis heute einschränkend gesagt werden, dass diese Bilder in der Geomorphologie nur begrenzt einsetzbar sind. Speziell wenn es um die Lage und Verbreitung bestimmter Formen und Formenkomplexe bezüglich der Höhe geht, wird der Mangel der Erfassung an vertikal- und horizontalräumlicher Meßbarkeit, auch jener einer flächendeckenden Erfassung bestimmter Höhenstufen mit den daran geknüpften Aussagen deutlich. Nur die kartographischen Karten mit ihren Höhenlinien ermöglichen ein schnelles, direktes Erkennen der Höhenwerte sowohl im Überblick als auch im kleinsten Detail. So wird auch zukünftig die kartographische Geländeerfassung für viele Folgearbeiten unersetzlich bleiben. Die Arbeit mit dem Medium Karte wird umso erfolgreicher sein, je mehr der schwierigste Teil einer Karteninterpretation beherrscht wird: der Blick von den Höhenlinien zum Erkennen der Formen. Angeregt durch jahrelanges Vermitteln von Fähigkeiten zur Karteninterpretation physisch-geographischer Sachverhalte in topographischen Karten soll hier eine Methode dargelegt werden, die von der Konzeption bisheriger Publikationen, die sich mit dem Gebiet der Karteninterpretation beschäftigen, erheblich abweicht. Nicht nur die Beschränkung auf den schwierigsten Gegenstand der Interpretation, der Geländeformenansprache nach Höhenlinienbildern, sondern auch die Anfertigung eines allgemeingültigen Interpretationsschlüssels in Verbindung mit einem alphabetischen Verzeichnis verwendeter Fachwörter, die im lexikalischen Hauptteil textlich und kartographisch erläutert werden, soll zum Erlangen einer sicheren Formenansprache im Eigenstudium und der lehrbegleiteten Vertiefung befähigen. Der Interpretationsschlüssel besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil (vgl. 2.1) wird eine systematische Auflistung wesentlicher Formen und Formenkomplexe nach ihrer Größe und ihrem Charakter (Voll-, Flächen-, Hohlform) vorgenommen, im zweiten Teil (vgl. 2.2) liegt das Schwergewicht aufgelisteter Begriffe bei den Prozessen und der dadurch entstandenen Formenvielfalt. Den Hauptteil bilden – lexikalisch geordnet – über 300 Begriffsdefinitionen und knappe Erläuterungen mit einer die Einzelform bevorzugt darstellenden Höhenlinienzeichnung. Zehn Beispielkarten typischer Formen und Prozessbereiche (Kap. 4.1–4.10) sind der Arbeit angefügt. Sie zeigen mit der textlichen Gliederung, wie da Begriffssystem des Interpretationsschlüssels zu schnellen und leichten Beschreibung aufgenommen werden kann. Unter Kap. 5 folgt eine Übersichtskarte zur Darstellung der morphologisch wirksamen Untergrundgegebenheiten für Mitteleuropa, die in ihrer didaktischen Reduktion einprägsam die Karteninterpretation stützen kann. Zentrales Anliegen ist die Formensprache nach Höhenlinienbildern. Abgesehen davon, dass die Formen in normalen topographischen Karten vielfach schwer zu erschließen sind, bereitet es dem Studenten auch bei Vorlage orohydrographischer Ausgaben Schwierigkeiten, Formen zu sehen und anzusprechen.