Opfer und Täter im SED-Staat.

Opfer und Täter im SED-Staat. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Der vorliegende Sammelband enthält die Referate der 7. Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung e. V., die zusammen mit der Akademie für Politische Bildung, Tutzing, zum Thema »Opfer und Täter im SED-Staat« im März 1997 veranstaltet wurde. Wer ist Opfer, wer ist Täter? Zu den politischen Intentionen der SED-Führer und denen ihres Ministeriums für Staatssicherheit gehörte es, möglichst viele DDR-Bürger durch Zwang und Verführung zu ungesetzlichen Handlungen letztlich in kriminelles Handeln zu verstricken und dadurch für ihre Ziele zu instrumentalisieren und operationalisieren, um so das Machtmonopol der Parteiführer zu stabilisieren. Zum einen lassen sich Unrechtssysteme nur mit Unrecht errichten und erhalten: Je mehr Mittäter, um so gesicherter war das Unrechtssystem. Diese Quintessenz der kommunistischen Ideologie belegen die einzelnen Referate für verschiedene Bereiche der DDR-Gesellschaft nachdrücklich. Viele Millionen wurden Opfer der SED-Diktatur. Etwa vier Millionen Menschen flohen aus der DDR. Wer blieb, konnte sich dem permanenten Druck kommunistischer Diktatur und allgegenwärtiger Indoktrination in der Regel nicht entziehen. Die schlimmste Folge aus vielen Jahrzehnten verbrecherischer Diktatur ist, daß sie die Menschen tief zeichnete, ihre Persönlichkeit verbog, verkrüppelte und zerstörte. Ganze Generationen wurden um Lebensglück und Freiheit betrogen, wurden der Arbeit entfremdet und jeder demokratischen Tradition und Erfahrung beraubt. Erziehung zum Haß, Zersetzung, Entführung, Mord etc. waren gängige Arbeitsmethoden des SED-Geheimdienstes. Recht wurde in der DDR zur Beliebigkeit. Die Konsequenzen daraus werden in den verschiedenen Beiträgen für unterschiedliche Gesellschaftsbereiche dokumentiert und analysiert.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Minderheiten in und Übersiedler aus der DDR.

Minderheiten in und Übersiedler aus der DDR. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Vorwort Es gehört »zu den wichtigsten praktischen Aufgaben der Soziologie..., denjenigen ihre Stimme zu leihen, die selbst zu schwach sind, um sich Geltung zu verschaffen« (Helge Pross). Diese Aussage meiner akademischen Lehrerin hat mein Verständnis für die praktischen Seiten dieser Wissenschaft und meines Berufes wesentlich beeinflußt. Soziologisches Wissen kann ein mächtiger Hebel gegen Unrecht und Unterdrückung sein. Vor diesem Hintergrund war auch die vierte Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung konzipiert. Sie wurde dann auch durch die Wirklichkeit der Entwicklung in der DDR eingeholt: aus Mitgliedern von Randgruppen und Geknechteten formen sich freie Menschen. Wir mußten unser Vorhaben entsprechend ändern. Dieser Band enthält die überarbeiteten Referate, die auf der Fachtagung an der Politischen Akademie Tutzing im März 1990 zum Thema: »Minderheiten in und Übersiedler aus der DDR« vorgetragen worden sind.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Umgestaltung und Erneuerung im vereinigten Deutschland.

Umgestaltung und Erneuerung im vereinigten Deutschland. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Sammelband vereint die überarbeiteten Beiträge einer Tagung der Fachgruppe Geschichtswissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung e. V., die vom 7. bis 9. November 1991 - zwei Jahre nach der spektakulären Öffnung der Mauer - im Berliner Deutschlandhaus stattgefunden hat. Nach Tagungen über den Prozeß der Wiederbewaffnung in Nachkriegsdeutschland 1984 in Vlotho und über die Geschichtsschreibung in der DDR 1987 in Berlin war es die dritte Zusammenkunft der Fachgruppe, die diesmal - neben bilanzierenden Referaten über die Geschichtswissenschaft in der DDR - hauptsächlich der Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland gewidmet war. Damit wurde die Vorgeschichte des zweiten deutschen Staates nach 1945, der Deutschen Demokratischen Republik, in den Mittelpunkt gerückt, für die in der Geschichtsschreibung der DDR die Formel von der »antifaschistisch-demokratischen Umwälzung« bereitgehalten wurde. Referate und Diskussionen wurden wesentlich von der Frage geprägt, welche Rolle die sowjetische Besatzungsmacht bei der Etablierung eines neuen Deutschland nach dem Ende des »Dritten Reiches« spielte. Dabei war z.B. zu untersuchen, inwieweit nicht schon zwischen 1945 und 1949 jene politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen geschaffen worden sind, wie sie nach dem 7. Oktober 1949 den »Arbeiter- und Bauernstaat« DDR bis zu seinem Untergang im Jahre 1990 geprägt haben. Es sollte zudem geprüft werden, warum nach der Beseitigung der NS-Diktatur auch von deutschen Politikern die Weichen für die zukünftige Entwicklung in Deutschland in Richtung auf eine Auffassung von Demokratie gestellt wurden, von der ein »Aktivist der ersten Stunde« wie Johannes Dieckmann, der spätere langjährige Präsident der Volkskammer der DDR, schon im August 1945 zu sagen wußte, daß sie - »wenn sie sich gestalten kann und gestaltet hat« - vermutlich »der russischen Auffassung näher verwandt« sein werde »als der des Westens«. Den Reigen der Beiträge zur Geschichte der SBZ eröffnet Günther Heydemann (München) mit einer quellengesättigten Untersuchung über die Beobachtung und die Beurteilung der Entwicklung im sowjetischen Besatzungsgebiet durch die britische Besatzungsmacht. Heinrich Bodensieck (Dortmund) setzt sich kritisch mit der bisherigen Interpretation eines möglichen Schlüsseldokumentes für die Deutschlandpolitik Stalins, den Aufzeichnungen Wilhelm Piecks vom 4. Juni 1945, auseinander, und Jochen Laufer (Berlin) kann aufgrund der Auswertung bisher unveröffentlichter Materialien aus russischen Archiven präzisere Aussagen als bisher über einen wichtigen Teilbereich der sowjetischen Deutschlandpolitik, die Reparationspolitik, machen. Lothar Dralle (Gießen) beschäftigt sich mit dem Versuch, mit Hilfe einer eigens zu diesem Zweck geschaffenen Gesellschaft deutsch-sowjetischer Freundschaft sozusagen von Amts wegen zu organisieren. Über Vorgeschichte, Weichenstellungen und Bestimmungsfaktoren der wirtschaftlichen Entwicklung im sowjetischen Besatzungsgebiet informiert Werner Matschke (Nörten-Hardenberg). Einem in der DDR lange Zeit tabuisierten Thema, dem Schicksal der Flüchtlinge und Vertriebenen in der SBZ, widmet Regine Just (Dillingen, früher Dresden) einen Beitrag unter besonderer Berücksichtigung von Erfahrungen und Entscheidungen im Land Sachsen. Von Karl Wilhelm Fricke (Köln) wird der Nachweis erbracht, daß alle wesentlichen Erscheinungsformen politischer Verfolgung zu jenem tiefgreifenden Umwälzungsprozeß gehörten, der 1945 in den fünf Ländern des sowjetischen Besatzungsgebietes eingeleitet wurde. Schließlich behandelt Peter Hübner (Potsdam) mit der Lebens- und Arbeitssituation der Industriearbeiterschaft »von den ersten Tagen der sowjetischen Besatzungszone an« ein wichtiges sozialgeschichtliches Thema, während Petra Clemens (Potsdam) Beobachtungen im Rahmen eines Projektes über Frauen in der Textilindustrie der SBZ/ DDR schon Probleme aufnehmen, die für den schwierigen Prozeß der Wiedervereinigung Deutschlands charakteristisch sind. Die Beiträge zur Historiographie in der DDR stellen Versuche dar, von unterschiedlichen Positionen aus für diesen umstrittenen und belasteten Wissenschaftsbereich erste Bilanzen zu ziehen: Bei Karlheinz Blaschke (Dresden), einem renommierten Landesgeschichtler aus der Leipziger Schule von Hellmut Kretzschmar, gerät dies zu einer unerbittlichen Abrechnung, während Wolfgang Küttler (Berlin) vorsichtig »die kreativen Potenzen eines gemeinsamen Neubeginns« geschichtswissenschaftlicher Forschung im neuen, größeren Deutschland anmahnt. Aus der Sicht eines jüngeren Historikers, der seine Ausbildung in der DDR erfahren hat, werden schließlich von Rainer Eckert (Berlin) die Aufstiegschancen und Entwicklungsbarrieren für den geschichtswissenschaftlichen Nachwuchs in der DDR verdeutlicht. Für die veranstaltende Gesellschaft für Deutschlandforschung ist seit ihrer Gründung im Jahre 1978 die Bewahrung des gesamtdeutschen Bewußtseins ein zentrales Anliegen gewesen. Schon von daher war es selbstverständlich, daß zwei Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer auch - in der Mehrzahl jüngere - Referenten und Teilnehmer aus der ehemaligen DDR vertreten waren. So wurde mitten in der Phase der Evaluierung und Abwicklung der DDR-Geschichtswissenschaft ein Zeichen dafür gesetzt, daß bei ernsthaften und vorurteilsfreien Bemühungen die notwendige gemeinsame Aufarbeitung der jüngeren deutschen Vergangenheit kein unüberwindliches Problem darstellt. Daß dabei übrigens keinerlei Gedanken daran verschwendet wurden, über Sieger oder Besiegte in der geschichtswissenschaftlichen Auseinandersetzung zwischen »bürgerlicher« und marxistisch-leninistischer Geschichtswissenschaft zu befinden, bedarf in Anbetracht des zunehmend deutlicher vernehmbaren larmoyanten Wehklagens eines manchen »unterlegenen« Altkaders der früheren DDR-Geschichtswissenschaft der besonderen Erwähnung.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR.

Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR. von Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Band enthält die überarbeiteten Vorträge einer Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung an der Politischen Akademie Tutzing im März 1988 zum Thema "Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR". Erstmals stellt damit die Gesellschaft für Deutschlandforschung die Frau in den Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Fachtagung. Die Beiträge machen deutlich, daß Qualifikationsmöglichkeiten und Berufstätigkeit zentrale Schlüssel auf dem langen Weg der Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts sind. Die einzelnen Vorträge sind in diesem Band dem Tagungsablauf entsprechend wiedergegeben. Sie lassen sich folgenden inhaltlichen Schwerpunkten zuordnen: Mit den Beiträgen von Lothar Mertens "Die Entwicklung des Frauenstudiums in Deutschland" sowie von Gertrud Pfister und Hannelore Belitz-Demiriz zum Bildungsverlauf promovierter Frauen in der DDR wird vorrangig die bildungssoziologische Dimension des Tagungsthemas von umfangreichem Zahlenmaterial verdeutlicht. Vier Vorträge befassen sich mit der Arbeitssituation von Frauen allgemein oder in konkreten Tätigkeitsfeldern: "Einstellungen von Frauen zu einer Karriere als Führungskraft" (Werner Casper), zur Darstellung und Stellenwert weiblicher Erwerbstätigkeit in Erfahrungsberichten und Lebensprotokollen von Frauen aus der DDR (Susanne Diemer), "Selbstbilder karriereorientierter Frauen in der Bundesrepublik und in der DDR" (Magdalene Deters/Susanne Weigandt) sowie "Image und Alltag der Journalistin in der Bundesrepublik" (Barbara Baerns). Horst Laatz gibt in seinem Aufsatz "Klassenkampf und individuelle Wertorientierung" einen Überblick über die Entwicklung der soziologischen Forschung über Frauen in der DDR. Darüber hinaus enthält dieser Band das Referat von Sabine Gries und Dieter Voigt über "Kindesmißhandlung in Deutschland".
Aktualisiert: 2023-06-15
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Die Gesellschaft der DDR.

Die Gesellschaft der DDR. von Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Band enthält die überarbeiteten Referate einer Fachtagung an der Politischen Akademie in Tutzing zum Thema "Sozialstruktur der DDR". Friedrich Fürstenberg nennt in seinem Buch "Die Sozialstruktur der Bundesrepublik Deutschland" (1976, S.11) die vier Voraussetzungen, "die erfüllt sein müssen, um bei soziologischen Strukturanalysen einen optimalen Aussagewert zu erhalten: Die Untersuchung muß erstens etwas über wahrnehmbare Tatsachen aussagen. Ihre Ergebnisse müssen zweitens empirisch nachprüfbar sein. Sie müssen drittens soziologisch bedeutsam sein und viertens den sozialen Wandel berücksichtigen". Damit ist unser methodischer Standard vorgezeichnet, und wir wissen, an welchem Maßstab Sozialstrukturforschung der DDR zu messen ist. Indes, der hohe Anspruch ist schwer einlösbar. Die Selbstdarstellungen der SED sind "allgegenwärtig", nur DDR-Bürger und "Kenner der Materie" können aus der Parteisprache auf die soziale Wirklichkeit schließen. Die empirische Erforschung der sozialen Struktur der DDR bereitet dem westlichen Wissenschaftler erhebliche Schwierigkeiten. Möglich ist sie allemal. Aber die Arbeit gestaltet sich mühsam, setzt Erfahrung und Fachkenntnis voraus, fordert interdisziplinäre Kooperation, Einfallsreichtum und hohen Aufwand. Leicht ist es dagegen, den Selbstzeugnissen der SED zu folgen; an solchen "Untersuchungen" mangelt es nicht. Die hier gesammelten Aufsätze bilden ein Mosaik zur Sozialstruktur der DDR; es soll wichtige, z.T. vernachlässigte gesellschaftliche Tatbestände erfassen und so einen Beitrag zur Erforschung der sozialen Wirklichkeit leisten.
Aktualisiert: 2023-06-15
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DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit.

DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Band enthält überarbeitete Referate, die auf der sechsten Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft in der Politischen Akademie Tutzing im März 1994 zum Thema: »DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit« gehalten wurden. Die Ergebnisse der Beiträge stimmen überein bzw. ergänzen sich. Mehr als ein halbes Jahrhundert nationalsozialistischer und kommunistischer Diktatur hat die in der DDR verbliebenen Menschen verhängnisvoll geprägt. Akademiker - vorzüglich auf den Gebieten Gesellschaftswissenschaft, Pädagogik, Soziologie, Ökonomie, Jura, Philosophie, Journalistik, Geschichte, Psychologie - wurden dadurch weit stärker getroffen als Techniker oder gar Facharbeiter und Hilfskräfte. Wissenschaft verstanden die SED-Führer als Instrument zur Erhaltung ihres Machtmonopols. Akademiker in Leitungspositionen waren fast immer hoch priviligierte Werkzeuge der Partei. Die Berufskarriere der DDR-Akademiker begründeten weniger Bildung und wissenschaftliche Leistung als vielmehr treuer Dienst für die SED. Habilitationsschriften, Doktorarbeiten, Diplom- und Examensarbeiten, die Berichte der »wissenschaftlichen« Reisekader und die enge Verstrickung von Akademikern mit dem SED-Geheimdienst belegen eindeutig: Das Gros der DDR-Intelligenz - sofern seine Vertreter nicht geflohen waren oder in »niederen« Diensten wirkten - war durch hohe Privilegien korrumpiert und diente zuverlässig den Parteiführern. So waren z.B. MfS-Juristen Anstifter für Mordversuche (Beispiel der Fall Welsch), Entführung und andere Verbrechen; sie schrieben dafür Drehbücher, promovierten und habilitierten sich mit solchen Leistungen und setzten schließlich als Führungsoffiziere ihre »Wissenschaft« in Praxis um. Kommunistische Ideologie trat an die Stelle von Wissenschaft und wurde unter dem »Deckmantel« von Wissenschaft verbreitet. Anders als bei den Naturwissenschaftlern war das Leistungsvermögen der Partei-Intelligenzgruppen nach der Wende entwertet. Diese SED-Akademiker trugen das menschenverachtende DDR-System. Heute bilden diese »Intellektuellen« das entscheidende Wähler- und Handlungspotential der PDS. Während der Zeit des Hitlerfaschismus war die Intelligenz gespalten; deren beste Denker emigrierten, viele kamen in Konzentrationslagern um. Auch aus der DDR flohen bis zum 13. August 1961 und bis zur Wende im Herbst 1989 die fähigsten Köpfe - weit mehr als drei Millionen Menschen verließen diesen Staat. Die schlimmste Folge aus vielen Jahrzehnten verbrecherischer Diktatur ist, daß sie die Menschen tief zeichnete, ihre Persönlichkeit verbog, verkrüppelte und zerstörte. Ganze Generationen wurden um Lebensglück und Freiheit betrogen, wurden der Arbeit entfremdet und jeder demokratischen Tradition und Erfahrung beraubt. Genau wissen das die, die aus dem Leben in der DDR flohen. Für sie waren die Diktatur der SED, die ständige Unfreiheit und Heuchelei unerträglich. Treffend charakterisierte die Schriftstellerin Monika Maron (Der Spiegel, Nr. 35/1992, S. 136 ff.) die Folgen kommunistischer Sozialisation: »Am wenigsten ertrage ich an meinen ehemaligen Staatsbürgerschaftsgefährten, daß sie glauben, alle Welt sei ihnen etwas schuldig, insbesondere schulde man ihnen ihre Würde. Sie haben scheinbar vergessen, daß viele von ihnen mit ihrer Würde bis vor drei Jahren ziemlich leichtfertig umgegangen sind und sie auf die Art eines Tages verloren haben. Nun denken sie, Helmut Kohl und die Treuhand hätten sie gefunden und wollten sie nur nicht wieder rausrücken. Das Ungewöhnliche an dieser Würde ist, daß ihr Wert sich ganz einfach in Geld ausrechnen läßt. Soviel Würde, wie jetzt Geld gebraucht wird, kann es in diesem Land unmöglich gegeben haben, sonst sähe es anders aus. Wahrscheinlich meinen sie etwas anderes: Sie vermissen ihre gewohnte Gleichheit. Als sie noch alle eher wenig als viel, eben nur gleich viel hatten, fühlten sie sich offenbar auch gleich wert. Eine der häufigsten Fragen in diesem Land war: Du glaubst wohl, du bist was Besseres?. Was Besseres war niemand, und so schlau wie der war man allemal. In Fragen des Geschmacks und der Bildung war die Behauptung, man lebe in der Diktatur des Proletariats, keine Lüge. Und so plötzlich ist das vorbei; die Kränkung ist die tiefste und kann nicht vermieden werden. Solange ich unter ihnen lebte, ist mir die außergewöhnliche Empfindsamkeit meiner ostdeutschen Mitmenschen verborgen geblieben. Im Gegenteil: Ich bin an ihrer Dumpfheit und Duldsamkeit, an ihrer Duckmäuserei und ihrem feigen Ordnungssinn oft verzweifelt. Eigentlich sollte ich mich freuen, daß sie plötzlich eine Ungerechtigkeit eine Ungerechtigkeit nennen und eine Lüge eine Lüge. Wenn ich aber sehe, wie sie sich empören, wie sie wieder und wieder in die Kamera sächseln, daß sie sich nicht verarschen lassen und schon gar nicht verkohlen, wenn sie in ihrem ganzen ostdeutschen Mannesmut jedem, der sie vorher nicht gekannt hat und es darum besser weiß, den Eindruck vermitteln müssen, einem Aufrührer, einem Michael Kohlhaas zu begegnen, dann kann ich nicht verhindern, daß ich sie wieder vor mir sehe, wie sie zu den Wahlurnen geschlichen sind, wie sie mit gesenktem Blick in den Versammlungen gesessen haben, verarscht, verkohlt, gedemütigt. Damals wären sie nicht auf die Idee gekommen zu streiken. Und jetzt, will es mir scheinen, ist ihnen das Recht zu streiken nicht mehr die Schwierigkeiten wert, die es kostet, diesen Schrotthaufen von einem Land in eine nach europäischem Maß vernünftige Gesellschaft zu verwandeln. Für jede Unbill wird ein Feinbild gebraucht. In Ermangelung von Phantasie nehmen sie das, was ihnen Jahrzehnte eingebleut wurde: Der Westen ist schuld. Der Westen zahlt zuwenig, der Westen schickt die falschen Leute, der Westen verramscht die verrotteten Kostbarkeiten. Dabei müßten sie nur nach Osten sehen, um zu wissen, wie schlecht es ihnen gehen könnte. 'Der Kohl hat es uns schließlich versprochen' - das ist der peinlichste, blamabelste, lächerlichste Satz der letzten beiden Jahre. Der arroganteste Westdeutsche könnte den Ostdeutschen nicht mehr Unmündigkeit vorwerfen, als sie sich mit diesem Satz selbst bescheinigen. Jeder SPD-Politiker, der ihn gegen Helmut Kohl benutzt, sollte wissen, daß er die Ostdeutschen damit zu einem Haufen blöder, enttäuschter Kinder erklärt, die greinen, weil sie zu Weihnachten das falsche Geschenk bekommen haben. Und was hätten sie eigentlich anders entschieden, wenn sie ihm nicht geglaubt hätten? Hätten sie auf die Währungsunion verzichten wollen und auf die Einheit und auf die Hunderte Milliarden, die in dieses Ländlein fließen, während das Riesenreich der Russen um die Stundung der Zinsen für einen Hundertmilliardenkredit betteln muß? Damals haben sie selbst nicht an das Überleben ihrer Betriebe geglaubt, deren Produkte sie auch selbst nicht kaufen wollten. Inzwischen ist dank der wortgewaltigen Unterstützung einiger Wirtschaftsexperten unter Deutschlands Schriftstellern die Legende verbreitet worden, erst die Treuhand habe die Wirtschaft der DDR ruiniert. Niemand ist mehr verantwortlich für den wirtschaftlichen und politischen Ruin des Landes außer der Treuhand. Unter der SED waren wenigstens die Mieten billig, und alle hatten Arbeit. Und Adolf Hitler war der Mann, der die Autobahnen gebaut hat. Was glauben all jene, die noch immer das Bewahrenswerte der DDR beschwören, wie lange das Kartenhaus DDR noch gestanden hätte? Nicht einen Tag länger als die Sowjetunion. Manchmal denke ich, die Gegner der Einheit hatten recht: Die Ostdeutschen hätten durch die ganze Misere, die dem Zusammenbruch folgen mußte, allein gehen sollen, damit sie endlich hätten lernen können, das das eigene Tun und Nichttun Folgen hat, auch das Dulden und das Schweigen«.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Elite in Wissenschaft und Politik.

Elite in Wissenschaft und Politik. von Voigt,  Dieter
Vorwort Wissenschaft und Politik sind für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft und ihr Fortbestehen von elementarer Bedeutung. Es liegt deshalb nahe, ihre Träger - Repräsentanten von Geist und Macht - empirisch zu untersuchen. Mit diesem Band 21 werden erste Befunde aus größeren Forschungsvorhaben vorgelegt, die noch ein anderes wesentliches Erkenntnisziel verfolgen: die Einordnung der Elitediskussion in die Ost-West-Forschung. Wissen über Führungsgruppen, über ihre Entwicklung und Stellung im sozialen Gefüge erlaubt wesentlichen Einblick in die betreffende Gesellschaft und schafft Voraussetzungen für Prognosen. Dieser Band enthält die überarbeiteten Referate, die auf einer Fachtagung an der Politischen Akademie Tutzing im März 1986 zum Thema "Elite in Wissenschaft und Politik. Empirische Untersuchungen und theoretische Ansätze" vorgetragen worden sind. Ein Treffen, auf dem Spezialisten Ergebnisse ihrer jahrelangen Forschungsarbeit austauschen und vortragen, ist wohl immer angefüllt mit komprimierten Erkenntnissen. Hypothesen verschiedenster Art, empirische Feinanalysen, Versuche zur Theoriebildung, eine nahezu erdrückende Fülle von Einzelbefunden und schließlich Gedankengänge auf hohem Abstraktionsniveau stehen nebeneinander und drängen auf wechselseitigen Bezug.Vorliegender Sammelband kann daraus nur einen Ausschnitt widerspiegeln.
Aktualisiert: 2023-06-15
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DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit.

DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Band enthält überarbeitete Referate, die auf der sechsten Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft in der Politischen Akademie Tutzing im März 1994 zum Thema: »DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit« gehalten wurden. Die Ergebnisse der Beiträge stimmen überein bzw. ergänzen sich. Mehr als ein halbes Jahrhundert nationalsozialistischer und kommunistischer Diktatur hat die in der DDR verbliebenen Menschen verhängnisvoll geprägt. Akademiker - vorzüglich auf den Gebieten Gesellschaftswissenschaft, Pädagogik, Soziologie, Ökonomie, Jura, Philosophie, Journalistik, Geschichte, Psychologie - wurden dadurch weit stärker getroffen als Techniker oder gar Facharbeiter und Hilfskräfte. Wissenschaft verstanden die SED-Führer als Instrument zur Erhaltung ihres Machtmonopols. Akademiker in Leitungspositionen waren fast immer hoch priviligierte Werkzeuge der Partei. Die Berufskarriere der DDR-Akademiker begründeten weniger Bildung und wissenschaftliche Leistung als vielmehr treuer Dienst für die SED. Habilitationsschriften, Doktorarbeiten, Diplom- und Examensarbeiten, die Berichte der »wissenschaftlichen« Reisekader und die enge Verstrickung von Akademikern mit dem SED-Geheimdienst belegen eindeutig: Das Gros der DDR-Intelligenz - sofern seine Vertreter nicht geflohen waren oder in »niederen« Diensten wirkten - war durch hohe Privilegien korrumpiert und diente zuverlässig den Parteiführern. So waren z.B. MfS-Juristen Anstifter für Mordversuche (Beispiel der Fall Welsch), Entführung und andere Verbrechen; sie schrieben dafür Drehbücher, promovierten und habilitierten sich mit solchen Leistungen und setzten schließlich als Führungsoffiziere ihre »Wissenschaft« in Praxis um. Kommunistische Ideologie trat an die Stelle von Wissenschaft und wurde unter dem »Deckmantel« von Wissenschaft verbreitet. Anders als bei den Naturwissenschaftlern war das Leistungsvermögen der Partei-Intelligenzgruppen nach der Wende entwertet. Diese SED-Akademiker trugen das menschenverachtende DDR-System. Heute bilden diese »Intellektuellen« das entscheidende Wähler- und Handlungspotential der PDS. Während der Zeit des Hitlerfaschismus war die Intelligenz gespalten; deren beste Denker emigrierten, viele kamen in Konzentrationslagern um. Auch aus der DDR flohen bis zum 13. August 1961 und bis zur Wende im Herbst 1989 die fähigsten Köpfe - weit mehr als drei Millionen Menschen verließen diesen Staat. Die schlimmste Folge aus vielen Jahrzehnten verbrecherischer Diktatur ist, daß sie die Menschen tief zeichnete, ihre Persönlichkeit verbog, verkrüppelte und zerstörte. Ganze Generationen wurden um Lebensglück und Freiheit betrogen, wurden der Arbeit entfremdet und jeder demokratischen Tradition und Erfahrung beraubt. Genau wissen das die, die aus dem Leben in der DDR flohen. Für sie waren die Diktatur der SED, die ständige Unfreiheit und Heuchelei unerträglich. Treffend charakterisierte die Schriftstellerin Monika Maron (Der Spiegel, Nr. 35/1992, S. 136 ff.) die Folgen kommunistischer Sozialisation: »Am wenigsten ertrage ich an meinen ehemaligen Staatsbürgerschaftsgefährten, daß sie glauben, alle Welt sei ihnen etwas schuldig, insbesondere schulde man ihnen ihre Würde. Sie haben scheinbar vergessen, daß viele von ihnen mit ihrer Würde bis vor drei Jahren ziemlich leichtfertig umgegangen sind und sie auf die Art eines Tages verloren haben. Nun denken sie, Helmut Kohl und die Treuhand hätten sie gefunden und wollten sie nur nicht wieder rausrücken. Das Ungewöhnliche an dieser Würde ist, daß ihr Wert sich ganz einfach in Geld ausrechnen läßt. Soviel Würde, wie jetzt Geld gebraucht wird, kann es in diesem Land unmöglich gegeben haben, sonst sähe es anders aus. Wahrscheinlich meinen sie etwas anderes: Sie vermissen ihre gewohnte Gleichheit. Als sie noch alle eher wenig als viel, eben nur gleich viel hatten, fühlten sie sich offenbar auch gleich wert. Eine der häufigsten Fragen in diesem Land war: Du glaubst wohl, du bist was Besseres?. Was Besseres war niemand, und so schlau wie der war man allemal. In Fragen des Geschmacks und der Bildung war die Behauptung, man lebe in der Diktatur des Proletariats, keine Lüge. Und so plötzlich ist das vorbei; die Kränkung ist die tiefste und kann nicht vermieden werden. Solange ich unter ihnen lebte, ist mir die außergewöhnliche Empfindsamkeit meiner ostdeutschen Mitmenschen verborgen geblieben. Im Gegenteil: Ich bin an ihrer Dumpfheit und Duldsamkeit, an ihrer Duckmäuserei und ihrem feigen Ordnungssinn oft verzweifelt. Eigentlich sollte ich mich freuen, daß sie plötzlich eine Ungerechtigkeit eine Ungerechtigkeit nennen und eine Lüge eine Lüge. Wenn ich aber sehe, wie sie sich empören, wie sie wieder und wieder in die Kamera sächseln, daß sie sich nicht verarschen lassen und schon gar nicht verkohlen, wenn sie in ihrem ganzen ostdeutschen Mannesmut jedem, der sie vorher nicht gekannt hat und es darum besser weiß, den Eindruck vermitteln müssen, einem Aufrührer, einem Michael Kohlhaas zu begegnen, dann kann ich nicht verhindern, daß ich sie wieder vor mir sehe, wie sie zu den Wahlurnen geschlichen sind, wie sie mit gesenktem Blick in den Versammlungen gesessen haben, verarscht, verkohlt, gedemütigt. Damals wären sie nicht auf die Idee gekommen zu streiken. Und jetzt, will es mir scheinen, ist ihnen das Recht zu streiken nicht mehr die Schwierigkeiten wert, die es kostet, diesen Schrotthaufen von einem Land in eine nach europäischem Maß vernünftige Gesellschaft zu verwandeln. Für jede Unbill wird ein Feinbild gebraucht. In Ermangelung von Phantasie nehmen sie das, was ihnen Jahrzehnte eingebleut wurde: Der Westen ist schuld. Der Westen zahlt zuwenig, der Westen schickt die falschen Leute, der Westen verramscht die verrotteten Kostbarkeiten. Dabei müßten sie nur nach Osten sehen, um zu wissen, wie schlecht es ihnen gehen könnte. 'Der Kohl hat es uns schließlich versprochen' - das ist der peinlichste, blamabelste, lächerlichste Satz der letzten beiden Jahre. Der arroganteste Westdeutsche könnte den Ostdeutschen nicht mehr Unmündigkeit vorwerfen, als sie sich mit diesem Satz selbst bescheinigen. Jeder SPD-Politiker, der ihn gegen Helmut Kohl benutzt, sollte wissen, daß er die Ostdeutschen damit zu einem Haufen blöder, enttäuschter Kinder erklärt, die greinen, weil sie zu Weihnachten das falsche Geschenk bekommen haben. Und was hätten sie eigentlich anders entschieden, wenn sie ihm nicht geglaubt hätten? Hätten sie auf die Währungsunion verzichten wollen und auf die Einheit und auf die Hunderte Milliarden, die in dieses Ländlein fließen, während das Riesenreich der Russen um die Stundung der Zinsen für einen Hundertmilliardenkredit betteln muß? Damals haben sie selbst nicht an das Überleben ihrer Betriebe geglaubt, deren Produkte sie auch selbst nicht kaufen wollten. Inzwischen ist dank der wortgewaltigen Unterstützung einiger Wirtschaftsexperten unter Deutschlands Schriftstellern die Legende verbreitet worden, erst die Treuhand habe die Wirtschaft der DDR ruiniert. Niemand ist mehr verantwortlich für den wirtschaftlichen und politischen Ruin des Landes außer der Treuhand. Unter der SED waren wenigstens die Mieten billig, und alle hatten Arbeit. Und Adolf Hitler war der Mann, der die Autobahnen gebaut hat. Was glauben all jene, die noch immer das Bewahrenswerte der DDR beschwören, wie lange das Kartenhaus DDR noch gestanden hätte? Nicht einen Tag länger als die Sowjetunion. Manchmal denke ich, die Gegner der Einheit hatten recht: Die Ostdeutschen hätten durch die ganze Misere, die dem Zusammenbruch folgen mußte, allein gehen sollen, damit sie endlich hätten lernen können, das das eigene Tun und Nichttun Folgen hat, auch das Dulden und das Schweigen«.
Aktualisiert: 2023-06-01
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Umgestaltung und Erneuerung im vereinigten Deutschland.

Umgestaltung und Erneuerung im vereinigten Deutschland. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Sammelband vereint die überarbeiteten Beiträge einer Tagung der Fachgruppe Geschichtswissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung e. V., die vom 7. bis 9. November 1991 - zwei Jahre nach der spektakulären Öffnung der Mauer - im Berliner Deutschlandhaus stattgefunden hat. Nach Tagungen über den Prozeß der Wiederbewaffnung in Nachkriegsdeutschland 1984 in Vlotho und über die Geschichtsschreibung in der DDR 1987 in Berlin war es die dritte Zusammenkunft der Fachgruppe, die diesmal - neben bilanzierenden Referaten über die Geschichtswissenschaft in der DDR - hauptsächlich der Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland gewidmet war. Damit wurde die Vorgeschichte des zweiten deutschen Staates nach 1945, der Deutschen Demokratischen Republik, in den Mittelpunkt gerückt, für die in der Geschichtsschreibung der DDR die Formel von der »antifaschistisch-demokratischen Umwälzung« bereitgehalten wurde. Referate und Diskussionen wurden wesentlich von der Frage geprägt, welche Rolle die sowjetische Besatzungsmacht bei der Etablierung eines neuen Deutschland nach dem Ende des »Dritten Reiches« spielte. Dabei war z.B. zu untersuchen, inwieweit nicht schon zwischen 1945 und 1949 jene politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen geschaffen worden sind, wie sie nach dem 7. Oktober 1949 den »Arbeiter- und Bauernstaat« DDR bis zu seinem Untergang im Jahre 1990 geprägt haben. Es sollte zudem geprüft werden, warum nach der Beseitigung der NS-Diktatur auch von deutschen Politikern die Weichen für die zukünftige Entwicklung in Deutschland in Richtung auf eine Auffassung von Demokratie gestellt wurden, von der ein »Aktivist der ersten Stunde« wie Johannes Dieckmann, der spätere langjährige Präsident der Volkskammer der DDR, schon im August 1945 zu sagen wußte, daß sie - »wenn sie sich gestalten kann und gestaltet hat« - vermutlich »der russischen Auffassung näher verwandt« sein werde »als der des Westens«. Den Reigen der Beiträge zur Geschichte der SBZ eröffnet Günther Heydemann (München) mit einer quellengesättigten Untersuchung über die Beobachtung und die Beurteilung der Entwicklung im sowjetischen Besatzungsgebiet durch die britische Besatzungsmacht. Heinrich Bodensieck (Dortmund) setzt sich kritisch mit der bisherigen Interpretation eines möglichen Schlüsseldokumentes für die Deutschlandpolitik Stalins, den Aufzeichnungen Wilhelm Piecks vom 4. Juni 1945, auseinander, und Jochen Laufer (Berlin) kann aufgrund der Auswertung bisher unveröffentlichter Materialien aus russischen Archiven präzisere Aussagen als bisher über einen wichtigen Teilbereich der sowjetischen Deutschlandpolitik, die Reparationspolitik, machen. Lothar Dralle (Gießen) beschäftigt sich mit dem Versuch, mit Hilfe einer eigens zu diesem Zweck geschaffenen Gesellschaft deutsch-sowjetischer Freundschaft sozusagen von Amts wegen zu organisieren. Über Vorgeschichte, Weichenstellungen und Bestimmungsfaktoren der wirtschaftlichen Entwicklung im sowjetischen Besatzungsgebiet informiert Werner Matschke (Nörten-Hardenberg). Einem in der DDR lange Zeit tabuisierten Thema, dem Schicksal der Flüchtlinge und Vertriebenen in der SBZ, widmet Regine Just (Dillingen, früher Dresden) einen Beitrag unter besonderer Berücksichtigung von Erfahrungen und Entscheidungen im Land Sachsen. Von Karl Wilhelm Fricke (Köln) wird der Nachweis erbracht, daß alle wesentlichen Erscheinungsformen politischer Verfolgung zu jenem tiefgreifenden Umwälzungsprozeß gehörten, der 1945 in den fünf Ländern des sowjetischen Besatzungsgebietes eingeleitet wurde. Schließlich behandelt Peter Hübner (Potsdam) mit der Lebens- und Arbeitssituation der Industriearbeiterschaft »von den ersten Tagen der sowjetischen Besatzungszone an« ein wichtiges sozialgeschichtliches Thema, während Petra Clemens (Potsdam) Beobachtungen im Rahmen eines Projektes über Frauen in der Textilindustrie der SBZ/ DDR schon Probleme aufnehmen, die für den schwierigen Prozeß der Wiedervereinigung Deutschlands charakteristisch sind. Die Beiträge zur Historiographie in der DDR stellen Versuche dar, von unterschiedlichen Positionen aus für diesen umstrittenen und belasteten Wissenschaftsbereich erste Bilanzen zu ziehen: Bei Karlheinz Blaschke (Dresden), einem renommierten Landesgeschichtler aus der Leipziger Schule von Hellmut Kretzschmar, gerät dies zu einer unerbittlichen Abrechnung, während Wolfgang Küttler (Berlin) vorsichtig »die kreativen Potenzen eines gemeinsamen Neubeginns« geschichtswissenschaftlicher Forschung im neuen, größeren Deutschland anmahnt. Aus der Sicht eines jüngeren Historikers, der seine Ausbildung in der DDR erfahren hat, werden schließlich von Rainer Eckert (Berlin) die Aufstiegschancen und Entwicklungsbarrieren für den geschichtswissenschaftlichen Nachwuchs in der DDR verdeutlicht. Für die veranstaltende Gesellschaft für Deutschlandforschung ist seit ihrer Gründung im Jahre 1978 die Bewahrung des gesamtdeutschen Bewußtseins ein zentrales Anliegen gewesen. Schon von daher war es selbstverständlich, daß zwei Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer auch - in der Mehrzahl jüngere - Referenten und Teilnehmer aus der ehemaligen DDR vertreten waren. So wurde mitten in der Phase der Evaluierung und Abwicklung der DDR-Geschichtswissenschaft ein Zeichen dafür gesetzt, daß bei ernsthaften und vorurteilsfreien Bemühungen die notwendige gemeinsame Aufarbeitung der jüngeren deutschen Vergangenheit kein unüberwindliches Problem darstellt. Daß dabei übrigens keinerlei Gedanken daran verschwendet wurden, über Sieger oder Besiegte in der geschichtswissenschaftlichen Auseinandersetzung zwischen »bürgerlicher« und marxistisch-leninistischer Geschichtswissenschaft zu befinden, bedarf in Anbetracht des zunehmend deutlicher vernehmbaren larmoyanten Wehklagens eines manchen »unterlegenen« Altkaders der früheren DDR-Geschichtswissenschaft der besonderen Erwähnung.
Aktualisiert: 2023-05-20
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Minderheiten in und Übersiedler aus der DDR.

Minderheiten in und Übersiedler aus der DDR. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Vorwort Es gehört »zu den wichtigsten praktischen Aufgaben der Soziologie..., denjenigen ihre Stimme zu leihen, die selbst zu schwach sind, um sich Geltung zu verschaffen« (Helge Pross). Diese Aussage meiner akademischen Lehrerin hat mein Verständnis für die praktischen Seiten dieser Wissenschaft und meines Berufes wesentlich beeinflußt. Soziologisches Wissen kann ein mächtiger Hebel gegen Unrecht und Unterdrückung sein. Vor diesem Hintergrund war auch die vierte Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung konzipiert. Sie wurde dann auch durch die Wirklichkeit der Entwicklung in der DDR eingeholt: aus Mitgliedern von Randgruppen und Geknechteten formen sich freie Menschen. Wir mußten unser Vorhaben entsprechend ändern. Dieser Band enthält die überarbeiteten Referate, die auf der Fachtagung an der Politischen Akademie Tutzing im März 1990 zum Thema: »Minderheiten in und Übersiedler aus der DDR« vorgetragen worden sind.
Aktualisiert: 2023-05-20
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Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR.

Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR. von Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Band enthält die überarbeiteten Vorträge einer Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung an der Politischen Akademie Tutzing im März 1988 zum Thema "Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR". Erstmals stellt damit die Gesellschaft für Deutschlandforschung die Frau in den Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Fachtagung. Die Beiträge machen deutlich, daß Qualifikationsmöglichkeiten und Berufstätigkeit zentrale Schlüssel auf dem langen Weg der Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts sind. Die einzelnen Vorträge sind in diesem Band dem Tagungsablauf entsprechend wiedergegeben. Sie lassen sich folgenden inhaltlichen Schwerpunkten zuordnen: Mit den Beiträgen von Lothar Mertens "Die Entwicklung des Frauenstudiums in Deutschland" sowie von Gertrud Pfister und Hannelore Belitz-Demiriz zum Bildungsverlauf promovierter Frauen in der DDR wird vorrangig die bildungssoziologische Dimension des Tagungsthemas von umfangreichem Zahlenmaterial verdeutlicht. Vier Vorträge befassen sich mit der Arbeitssituation von Frauen allgemein oder in konkreten Tätigkeitsfeldern: "Einstellungen von Frauen zu einer Karriere als Führungskraft" (Werner Casper), zur Darstellung und Stellenwert weiblicher Erwerbstätigkeit in Erfahrungsberichten und Lebensprotokollen von Frauen aus der DDR (Susanne Diemer), "Selbstbilder karriereorientierter Frauen in der Bundesrepublik und in der DDR" (Magdalene Deters/Susanne Weigandt) sowie "Image und Alltag der Journalistin in der Bundesrepublik" (Barbara Baerns). Horst Laatz gibt in seinem Aufsatz "Klassenkampf und individuelle Wertorientierung" einen Überblick über die Entwicklung der soziologischen Forschung über Frauen in der DDR. Darüber hinaus enthält dieser Band das Referat von Sabine Gries und Dieter Voigt über "Kindesmißhandlung in Deutschland".
Aktualisiert: 2023-05-15
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Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR.

Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR. von Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Band enthält die überarbeiteten Vorträge einer Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung an der Politischen Akademie Tutzing im März 1988 zum Thema "Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR". Erstmals stellt damit die Gesellschaft für Deutschlandforschung die Frau in den Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Fachtagung. Die Beiträge machen deutlich, daß Qualifikationsmöglichkeiten und Berufstätigkeit zentrale Schlüssel auf dem langen Weg der Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts sind. Die einzelnen Vorträge sind in diesem Band dem Tagungsablauf entsprechend wiedergegeben. Sie lassen sich folgenden inhaltlichen Schwerpunkten zuordnen: Mit den Beiträgen von Lothar Mertens "Die Entwicklung des Frauenstudiums in Deutschland" sowie von Gertrud Pfister und Hannelore Belitz-Demiriz zum Bildungsverlauf promovierter Frauen in der DDR wird vorrangig die bildungssoziologische Dimension des Tagungsthemas von umfangreichem Zahlenmaterial verdeutlicht. Vier Vorträge befassen sich mit der Arbeitssituation von Frauen allgemein oder in konkreten Tätigkeitsfeldern: "Einstellungen von Frauen zu einer Karriere als Führungskraft" (Werner Casper), zur Darstellung und Stellenwert weiblicher Erwerbstätigkeit in Erfahrungsberichten und Lebensprotokollen von Frauen aus der DDR (Susanne Diemer), "Selbstbilder karriereorientierter Frauen in der Bundesrepublik und in der DDR" (Magdalene Deters/Susanne Weigandt) sowie "Image und Alltag der Journalistin in der Bundesrepublik" (Barbara Baerns). Horst Laatz gibt in seinem Aufsatz "Klassenkampf und individuelle Wertorientierung" einen Überblick über die Entwicklung der soziologischen Forschung über Frauen in der DDR. Darüber hinaus enthält dieser Band das Referat von Sabine Gries und Dieter Voigt über "Kindesmißhandlung in Deutschland".
Aktualisiert: 2023-05-15
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Umgestaltung und Erneuerung im vereinigten Deutschland.

Umgestaltung und Erneuerung im vereinigten Deutschland. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Sammelband vereint die überarbeiteten Beiträge einer Tagung der Fachgruppe Geschichtswissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung e. V., die vom 7. bis 9. November 1991 - zwei Jahre nach der spektakulären Öffnung der Mauer - im Berliner Deutschlandhaus stattgefunden hat. Nach Tagungen über den Prozeß der Wiederbewaffnung in Nachkriegsdeutschland 1984 in Vlotho und über die Geschichtsschreibung in der DDR 1987 in Berlin war es die dritte Zusammenkunft der Fachgruppe, die diesmal - neben bilanzierenden Referaten über die Geschichtswissenschaft in der DDR - hauptsächlich der Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland gewidmet war. Damit wurde die Vorgeschichte des zweiten deutschen Staates nach 1945, der Deutschen Demokratischen Republik, in den Mittelpunkt gerückt, für die in der Geschichtsschreibung der DDR die Formel von der »antifaschistisch-demokratischen Umwälzung« bereitgehalten wurde. Referate und Diskussionen wurden wesentlich von der Frage geprägt, welche Rolle die sowjetische Besatzungsmacht bei der Etablierung eines neuen Deutschland nach dem Ende des »Dritten Reiches« spielte. Dabei war z.B. zu untersuchen, inwieweit nicht schon zwischen 1945 und 1949 jene politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen geschaffen worden sind, wie sie nach dem 7. Oktober 1949 den »Arbeiter- und Bauernstaat« DDR bis zu seinem Untergang im Jahre 1990 geprägt haben. Es sollte zudem geprüft werden, warum nach der Beseitigung der NS-Diktatur auch von deutschen Politikern die Weichen für die zukünftige Entwicklung in Deutschland in Richtung auf eine Auffassung von Demokratie gestellt wurden, von der ein »Aktivist der ersten Stunde« wie Johannes Dieckmann, der spätere langjährige Präsident der Volkskammer der DDR, schon im August 1945 zu sagen wußte, daß sie - »wenn sie sich gestalten kann und gestaltet hat« - vermutlich »der russischen Auffassung näher verwandt« sein werde »als der des Westens«. Den Reigen der Beiträge zur Geschichte der SBZ eröffnet Günther Heydemann (München) mit einer quellengesättigten Untersuchung über die Beobachtung und die Beurteilung der Entwicklung im sowjetischen Besatzungsgebiet durch die britische Besatzungsmacht. Heinrich Bodensieck (Dortmund) setzt sich kritisch mit der bisherigen Interpretation eines möglichen Schlüsseldokumentes für die Deutschlandpolitik Stalins, den Aufzeichnungen Wilhelm Piecks vom 4. Juni 1945, auseinander, und Jochen Laufer (Berlin) kann aufgrund der Auswertung bisher unveröffentlichter Materialien aus russischen Archiven präzisere Aussagen als bisher über einen wichtigen Teilbereich der sowjetischen Deutschlandpolitik, die Reparationspolitik, machen. Lothar Dralle (Gießen) beschäftigt sich mit dem Versuch, mit Hilfe einer eigens zu diesem Zweck geschaffenen Gesellschaft deutsch-sowjetischer Freundschaft sozusagen von Amts wegen zu organisieren. Über Vorgeschichte, Weichenstellungen und Bestimmungsfaktoren der wirtschaftlichen Entwicklung im sowjetischen Besatzungsgebiet informiert Werner Matschke (Nörten-Hardenberg). Einem in der DDR lange Zeit tabuisierten Thema, dem Schicksal der Flüchtlinge und Vertriebenen in der SBZ, widmet Regine Just (Dillingen, früher Dresden) einen Beitrag unter besonderer Berücksichtigung von Erfahrungen und Entscheidungen im Land Sachsen. Von Karl Wilhelm Fricke (Köln) wird der Nachweis erbracht, daß alle wesentlichen Erscheinungsformen politischer Verfolgung zu jenem tiefgreifenden Umwälzungsprozeß gehörten, der 1945 in den fünf Ländern des sowjetischen Besatzungsgebietes eingeleitet wurde. Schließlich behandelt Peter Hübner (Potsdam) mit der Lebens- und Arbeitssituation der Industriearbeiterschaft »von den ersten Tagen der sowjetischen Besatzungszone an« ein wichtiges sozialgeschichtliches Thema, während Petra Clemens (Potsdam) Beobachtungen im Rahmen eines Projektes über Frauen in der Textilindustrie der SBZ/ DDR schon Probleme aufnehmen, die für den schwierigen Prozeß der Wiedervereinigung Deutschlands charakteristisch sind. Die Beiträge zur Historiographie in der DDR stellen Versuche dar, von unterschiedlichen Positionen aus für diesen umstrittenen und belasteten Wissenschaftsbereich erste Bilanzen zu ziehen: Bei Karlheinz Blaschke (Dresden), einem renommierten Landesgeschichtler aus der Leipziger Schule von Hellmut Kretzschmar, gerät dies zu einer unerbittlichen Abrechnung, während Wolfgang Küttler (Berlin) vorsichtig »die kreativen Potenzen eines gemeinsamen Neubeginns« geschichtswissenschaftlicher Forschung im neuen, größeren Deutschland anmahnt. Aus der Sicht eines jüngeren Historikers, der seine Ausbildung in der DDR erfahren hat, werden schließlich von Rainer Eckert (Berlin) die Aufstiegschancen und Entwicklungsbarrieren für den geschichtswissenschaftlichen Nachwuchs in der DDR verdeutlicht. Für die veranstaltende Gesellschaft für Deutschlandforschung ist seit ihrer Gründung im Jahre 1978 die Bewahrung des gesamtdeutschen Bewußtseins ein zentrales Anliegen gewesen. Schon von daher war es selbstverständlich, daß zwei Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer auch - in der Mehrzahl jüngere - Referenten und Teilnehmer aus der ehemaligen DDR vertreten waren. So wurde mitten in der Phase der Evaluierung und Abwicklung der DDR-Geschichtswissenschaft ein Zeichen dafür gesetzt, daß bei ernsthaften und vorurteilsfreien Bemühungen die notwendige gemeinsame Aufarbeitung der jüngeren deutschen Vergangenheit kein unüberwindliches Problem darstellt. Daß dabei übrigens keinerlei Gedanken daran verschwendet wurden, über Sieger oder Besiegte in der geschichtswissenschaftlichen Auseinandersetzung zwischen »bürgerlicher« und marxistisch-leninistischer Geschichtswissenschaft zu befinden, bedarf in Anbetracht des zunehmend deutlicher vernehmbaren larmoyanten Wehklagens eines manchen »unterlegenen« Altkaders der früheren DDR-Geschichtswissenschaft der besonderen Erwähnung.
Aktualisiert: 2023-05-15
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Elite in Wissenschaft und Politik.

Elite in Wissenschaft und Politik. von Voigt,  Dieter
Vorwort Wissenschaft und Politik sind für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft und ihr Fortbestehen von elementarer Bedeutung. Es liegt deshalb nahe, ihre Träger - Repräsentanten von Geist und Macht - empirisch zu untersuchen. Mit diesem Band 21 werden erste Befunde aus größeren Forschungsvorhaben vorgelegt, die noch ein anderes wesentliches Erkenntnisziel verfolgen: die Einordnung der Elitediskussion in die Ost-West-Forschung. Wissen über Führungsgruppen, über ihre Entwicklung und Stellung im sozialen Gefüge erlaubt wesentlichen Einblick in die betreffende Gesellschaft und schafft Voraussetzungen für Prognosen. Dieser Band enthält die überarbeiteten Referate, die auf einer Fachtagung an der Politischen Akademie Tutzing im März 1986 zum Thema "Elite in Wissenschaft und Politik. Empirische Untersuchungen und theoretische Ansätze" vorgetragen worden sind. Ein Treffen, auf dem Spezialisten Ergebnisse ihrer jahrelangen Forschungsarbeit austauschen und vortragen, ist wohl immer angefüllt mit komprimierten Erkenntnissen. Hypothesen verschiedenster Art, empirische Feinanalysen, Versuche zur Theoriebildung, eine nahezu erdrückende Fülle von Einzelbefunden und schließlich Gedankengänge auf hohem Abstraktionsniveau stehen nebeneinander und drängen auf wechselseitigen Bezug.Vorliegender Sammelband kann daraus nur einen Ausschnitt widerspiegeln.
Aktualisiert: 2023-05-15
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DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit.

DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Band enthält überarbeitete Referate, die auf der sechsten Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft in der Politischen Akademie Tutzing im März 1994 zum Thema: »DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit« gehalten wurden. Die Ergebnisse der Beiträge stimmen überein bzw. ergänzen sich. Mehr als ein halbes Jahrhundert nationalsozialistischer und kommunistischer Diktatur hat die in der DDR verbliebenen Menschen verhängnisvoll geprägt. Akademiker - vorzüglich auf den Gebieten Gesellschaftswissenschaft, Pädagogik, Soziologie, Ökonomie, Jura, Philosophie, Journalistik, Geschichte, Psychologie - wurden dadurch weit stärker getroffen als Techniker oder gar Facharbeiter und Hilfskräfte. Wissenschaft verstanden die SED-Führer als Instrument zur Erhaltung ihres Machtmonopols. Akademiker in Leitungspositionen waren fast immer hoch priviligierte Werkzeuge der Partei. Die Berufskarriere der DDR-Akademiker begründeten weniger Bildung und wissenschaftliche Leistung als vielmehr treuer Dienst für die SED. Habilitationsschriften, Doktorarbeiten, Diplom- und Examensarbeiten, die Berichte der »wissenschaftlichen« Reisekader und die enge Verstrickung von Akademikern mit dem SED-Geheimdienst belegen eindeutig: Das Gros der DDR-Intelligenz - sofern seine Vertreter nicht geflohen waren oder in »niederen« Diensten wirkten - war durch hohe Privilegien korrumpiert und diente zuverlässig den Parteiführern. So waren z.B. MfS-Juristen Anstifter für Mordversuche (Beispiel der Fall Welsch), Entführung und andere Verbrechen; sie schrieben dafür Drehbücher, promovierten und habilitierten sich mit solchen Leistungen und setzten schließlich als Führungsoffiziere ihre »Wissenschaft« in Praxis um. Kommunistische Ideologie trat an die Stelle von Wissenschaft und wurde unter dem »Deckmantel« von Wissenschaft verbreitet. Anders als bei den Naturwissenschaftlern war das Leistungsvermögen der Partei-Intelligenzgruppen nach der Wende entwertet. Diese SED-Akademiker trugen das menschenverachtende DDR-System. Heute bilden diese »Intellektuellen« das entscheidende Wähler- und Handlungspotential der PDS. Während der Zeit des Hitlerfaschismus war die Intelligenz gespalten; deren beste Denker emigrierten, viele kamen in Konzentrationslagern um. Auch aus der DDR flohen bis zum 13. August 1961 und bis zur Wende im Herbst 1989 die fähigsten Köpfe - weit mehr als drei Millionen Menschen verließen diesen Staat. Die schlimmste Folge aus vielen Jahrzehnten verbrecherischer Diktatur ist, daß sie die Menschen tief zeichnete, ihre Persönlichkeit verbog, verkrüppelte und zerstörte. Ganze Generationen wurden um Lebensglück und Freiheit betrogen, wurden der Arbeit entfremdet und jeder demokratischen Tradition und Erfahrung beraubt. Genau wissen das die, die aus dem Leben in der DDR flohen. Für sie waren die Diktatur der SED, die ständige Unfreiheit und Heuchelei unerträglich. Treffend charakterisierte die Schriftstellerin Monika Maron (Der Spiegel, Nr. 35/1992, S. 136 ff.) die Folgen kommunistischer Sozialisation: »Am wenigsten ertrage ich an meinen ehemaligen Staatsbürgerschaftsgefährten, daß sie glauben, alle Welt sei ihnen etwas schuldig, insbesondere schulde man ihnen ihre Würde. Sie haben scheinbar vergessen, daß viele von ihnen mit ihrer Würde bis vor drei Jahren ziemlich leichtfertig umgegangen sind und sie auf die Art eines Tages verloren haben. Nun denken sie, Helmut Kohl und die Treuhand hätten sie gefunden und wollten sie nur nicht wieder rausrücken. Das Ungewöhnliche an dieser Würde ist, daß ihr Wert sich ganz einfach in Geld ausrechnen läßt. Soviel Würde, wie jetzt Geld gebraucht wird, kann es in diesem Land unmöglich gegeben haben, sonst sähe es anders aus. Wahrscheinlich meinen sie etwas anderes: Sie vermissen ihre gewohnte Gleichheit. Als sie noch alle eher wenig als viel, eben nur gleich viel hatten, fühlten sie sich offenbar auch gleich wert. Eine der häufigsten Fragen in diesem Land war: Du glaubst wohl, du bist was Besseres?. Was Besseres war niemand, und so schlau wie der war man allemal. In Fragen des Geschmacks und der Bildung war die Behauptung, man lebe in der Diktatur des Proletariats, keine Lüge. Und so plötzlich ist das vorbei; die Kränkung ist die tiefste und kann nicht vermieden werden. Solange ich unter ihnen lebte, ist mir die außergewöhnliche Empfindsamkeit meiner ostdeutschen Mitmenschen verborgen geblieben. Im Gegenteil: Ich bin an ihrer Dumpfheit und Duldsamkeit, an ihrer Duckmäuserei und ihrem feigen Ordnungssinn oft verzweifelt. Eigentlich sollte ich mich freuen, daß sie plötzlich eine Ungerechtigkeit eine Ungerechtigkeit nennen und eine Lüge eine Lüge. Wenn ich aber sehe, wie sie sich empören, wie sie wieder und wieder in die Kamera sächseln, daß sie sich nicht verarschen lassen und schon gar nicht verkohlen, wenn sie in ihrem ganzen ostdeutschen Mannesmut jedem, der sie vorher nicht gekannt hat und es darum besser weiß, den Eindruck vermitteln müssen, einem Aufrührer, einem Michael Kohlhaas zu begegnen, dann kann ich nicht verhindern, daß ich sie wieder vor mir sehe, wie sie zu den Wahlurnen geschlichen sind, wie sie mit gesenktem Blick in den Versammlungen gesessen haben, verarscht, verkohlt, gedemütigt. Damals wären sie nicht auf die Idee gekommen zu streiken. Und jetzt, will es mir scheinen, ist ihnen das Recht zu streiken nicht mehr die Schwierigkeiten wert, die es kostet, diesen Schrotthaufen von einem Land in eine nach europäischem Maß vernünftige Gesellschaft zu verwandeln. Für jede Unbill wird ein Feinbild gebraucht. In Ermangelung von Phantasie nehmen sie das, was ihnen Jahrzehnte eingebleut wurde: Der Westen ist schuld. Der Westen zahlt zuwenig, der Westen schickt die falschen Leute, der Westen verramscht die verrotteten Kostbarkeiten. Dabei müßten sie nur nach Osten sehen, um zu wissen, wie schlecht es ihnen gehen könnte. 'Der Kohl hat es uns schließlich versprochen' - das ist der peinlichste, blamabelste, lächerlichste Satz der letzten beiden Jahre. Der arroganteste Westdeutsche könnte den Ostdeutschen nicht mehr Unmündigkeit vorwerfen, als sie sich mit diesem Satz selbst bescheinigen. Jeder SPD-Politiker, der ihn gegen Helmut Kohl benutzt, sollte wissen, daß er die Ostdeutschen damit zu einem Haufen blöder, enttäuschter Kinder erklärt, die greinen, weil sie zu Weihnachten das falsche Geschenk bekommen haben. Und was hätten sie eigentlich anders entschieden, wenn sie ihm nicht geglaubt hätten? Hätten sie auf die Währungsunion verzichten wollen und auf die Einheit und auf die Hunderte Milliarden, die in dieses Ländlein fließen, während das Riesenreich der Russen um die Stundung der Zinsen für einen Hundertmilliardenkredit betteln muß? Damals haben sie selbst nicht an das Überleben ihrer Betriebe geglaubt, deren Produkte sie auch selbst nicht kaufen wollten. Inzwischen ist dank der wortgewaltigen Unterstützung einiger Wirtschaftsexperten unter Deutschlands Schriftstellern die Legende verbreitet worden, erst die Treuhand habe die Wirtschaft der DDR ruiniert. Niemand ist mehr verantwortlich für den wirtschaftlichen und politischen Ruin des Landes außer der Treuhand. Unter der SED waren wenigstens die Mieten billig, und alle hatten Arbeit. Und Adolf Hitler war der Mann, der die Autobahnen gebaut hat. Was glauben all jene, die noch immer das Bewahrenswerte der DDR beschwören, wie lange das Kartenhaus DDR noch gestanden hätte? Nicht einen Tag länger als die Sowjetunion. Manchmal denke ich, die Gegner der Einheit hatten recht: Die Ostdeutschen hätten durch die ganze Misere, die dem Zusammenbruch folgen mußte, allein gehen sollen, damit sie endlich hätten lernen können, das das eigene Tun und Nichttun Folgen hat, auch das Dulden und das Schweigen«.
Aktualisiert: 2023-05-15
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Opfer und Täter im SED-Staat.

Opfer und Täter im SED-Staat. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Der vorliegende Sammelband enthält die Referate der 7. Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung e. V., die zusammen mit der Akademie für Politische Bildung, Tutzing, zum Thema »Opfer und Täter im SED-Staat« im März 1997 veranstaltet wurde. Wer ist Opfer, wer ist Täter? Zu den politischen Intentionen der SED-Führer und denen ihres Ministeriums für Staatssicherheit gehörte es, möglichst viele DDR-Bürger durch Zwang und Verführung zu ungesetzlichen Handlungen letztlich in kriminelles Handeln zu verstricken und dadurch für ihre Ziele zu instrumentalisieren und operationalisieren, um so das Machtmonopol der Parteiführer zu stabilisieren. Zum einen lassen sich Unrechtssysteme nur mit Unrecht errichten und erhalten: Je mehr Mittäter, um so gesicherter war das Unrechtssystem. Diese Quintessenz der kommunistischen Ideologie belegen die einzelnen Referate für verschiedene Bereiche der DDR-Gesellschaft nachdrücklich. Viele Millionen wurden Opfer der SED-Diktatur. Etwa vier Millionen Menschen flohen aus der DDR. Wer blieb, konnte sich dem permanenten Druck kommunistischer Diktatur und allgegenwärtiger Indoktrination in der Regel nicht entziehen. Die schlimmste Folge aus vielen Jahrzehnten verbrecherischer Diktatur ist, daß sie die Menschen tief zeichnete, ihre Persönlichkeit verbog, verkrüppelte und zerstörte. Ganze Generationen wurden um Lebensglück und Freiheit betrogen, wurden der Arbeit entfremdet und jeder demokratischen Tradition und Erfahrung beraubt. Erziehung zum Haß, Zersetzung, Entführung, Mord etc. waren gängige Arbeitsmethoden des SED-Geheimdienstes. Recht wurde in der DDR zur Beliebigkeit. Die Konsequenzen daraus werden in den verschiedenen Beiträgen für unterschiedliche Gesellschaftsbereiche dokumentiert und analysiert.
Aktualisiert: 2023-05-15
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Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR.

Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR. von Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Band enthält die überarbeiteten Vorträge einer Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung an der Politischen Akademie Tutzing im März 1988 zum Thema "Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR". Erstmals stellt damit die Gesellschaft für Deutschlandforschung die Frau in den Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Fachtagung. Die Beiträge machen deutlich, daß Qualifikationsmöglichkeiten und Berufstätigkeit zentrale Schlüssel auf dem langen Weg der Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts sind. Die einzelnen Vorträge sind in diesem Band dem Tagungsablauf entsprechend wiedergegeben. Sie lassen sich folgenden inhaltlichen Schwerpunkten zuordnen: Mit den Beiträgen von Lothar Mertens "Die Entwicklung des Frauenstudiums in Deutschland" sowie von Gertrud Pfister und Hannelore Belitz-Demiriz zum Bildungsverlauf promovierter Frauen in der DDR wird vorrangig die bildungssoziologische Dimension des Tagungsthemas von umfangreichem Zahlenmaterial verdeutlicht. Vier Vorträge befassen sich mit der Arbeitssituation von Frauen allgemein oder in konkreten Tätigkeitsfeldern: "Einstellungen von Frauen zu einer Karriere als Führungskraft" (Werner Casper), zur Darstellung und Stellenwert weiblicher Erwerbstätigkeit in Erfahrungsberichten und Lebensprotokollen von Frauen aus der DDR (Susanne Diemer), "Selbstbilder karriereorientierter Frauen in der Bundesrepublik und in der DDR" (Magdalene Deters/Susanne Weigandt) sowie "Image und Alltag der Journalistin in der Bundesrepublik" (Barbara Baerns). Horst Laatz gibt in seinem Aufsatz "Klassenkampf und individuelle Wertorientierung" einen Überblick über die Entwicklung der soziologischen Forschung über Frauen in der DDR. Darüber hinaus enthält dieser Band das Referat von Sabine Gries und Dieter Voigt über "Kindesmißhandlung in Deutschland".
Aktualisiert: 2023-05-15
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Die Gesellschaft der DDR.

Die Gesellschaft der DDR. von Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Band enthält die überarbeiteten Referate einer Fachtagung an der Politischen Akademie in Tutzing zum Thema "Sozialstruktur der DDR". Friedrich Fürstenberg nennt in seinem Buch "Die Sozialstruktur der Bundesrepublik Deutschland" (1976, S.11) die vier Voraussetzungen, "die erfüllt sein müssen, um bei soziologischen Strukturanalysen einen optimalen Aussagewert zu erhalten: Die Untersuchung muß erstens etwas über wahrnehmbare Tatsachen aussagen. Ihre Ergebnisse müssen zweitens empirisch nachprüfbar sein. Sie müssen drittens soziologisch bedeutsam sein und viertens den sozialen Wandel berücksichtigen". Damit ist unser methodischer Standard vorgezeichnet, und wir wissen, an welchem Maßstab Sozialstrukturforschung der DDR zu messen ist. Indes, der hohe Anspruch ist schwer einlösbar. Die Selbstdarstellungen der SED sind "allgegenwärtig", nur DDR-Bürger und "Kenner der Materie" können aus der Parteisprache auf die soziale Wirklichkeit schließen. Die empirische Erforschung der sozialen Struktur der DDR bereitet dem westlichen Wissenschaftler erhebliche Schwierigkeiten. Möglich ist sie allemal. Aber die Arbeit gestaltet sich mühsam, setzt Erfahrung und Fachkenntnis voraus, fordert interdisziplinäre Kooperation, Einfallsreichtum und hohen Aufwand. Leicht ist es dagegen, den Selbstzeugnissen der SED zu folgen; an solchen "Untersuchungen" mangelt es nicht. Die hier gesammelten Aufsätze bilden ein Mosaik zur Sozialstruktur der DDR; es soll wichtige, z.T. vernachlässigte gesellschaftliche Tatbestände erfassen und so einen Beitrag zur Erforschung der sozialen Wirklichkeit leisten.
Aktualisiert: 2023-05-15
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Minderheiten in und Übersiedler aus der DDR.

Minderheiten in und Übersiedler aus der DDR. von Mertens,  Lothar, Voigt,  Dieter
Vorwort Es gehört »zu den wichtigsten praktischen Aufgaben der Soziologie..., denjenigen ihre Stimme zu leihen, die selbst zu schwach sind, um sich Geltung zu verschaffen« (Helge Pross). Diese Aussage meiner akademischen Lehrerin hat mein Verständnis für die praktischen Seiten dieser Wissenschaft und meines Berufes wesentlich beeinflußt. Soziologisches Wissen kann ein mächtiger Hebel gegen Unrecht und Unterdrückung sein. Vor diesem Hintergrund war auch die vierte Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung konzipiert. Sie wurde dann auch durch die Wirklichkeit der Entwicklung in der DDR eingeholt: aus Mitgliedern von Randgruppen und Geknechteten formen sich freie Menschen. Wir mußten unser Vorhaben entsprechend ändern. Dieser Band enthält die überarbeiteten Referate, die auf der Fachtagung an der Politischen Akademie Tutzing im März 1990 zum Thema: »Minderheiten in und Übersiedler aus der DDR« vorgetragen worden sind.
Aktualisiert: 2023-05-15
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Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR.

Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR. von Voigt,  Dieter
Vorwort Dieser Band enthält die überarbeiteten Vorträge einer Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung an der Politischen Akademie Tutzing im März 1988 zum Thema "Qualifikationsprozesse und Arbeitssituation von Frauen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR". Erstmals stellt damit die Gesellschaft für Deutschlandforschung die Frau in den Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Fachtagung. Die Beiträge machen deutlich, daß Qualifikationsmöglichkeiten und Berufstätigkeit zentrale Schlüssel auf dem langen Weg der Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts sind. Die einzelnen Vorträge sind in diesem Band dem Tagungsablauf entsprechend wiedergegeben. Sie lassen sich folgenden inhaltlichen Schwerpunkten zuordnen: Mit den Beiträgen von Lothar Mertens "Die Entwicklung des Frauenstudiums in Deutschland" sowie von Gertrud Pfister und Hannelore Belitz-Demiriz zum Bildungsverlauf promovierter Frauen in der DDR wird vorrangig die bildungssoziologische Dimension des Tagungsthemas von umfangreichem Zahlenmaterial verdeutlicht. Vier Vorträge befassen sich mit der Arbeitssituation von Frauen allgemein oder in konkreten Tätigkeitsfeldern: "Einstellungen von Frauen zu einer Karriere als Führungskraft" (Werner Casper), zur Darstellung und Stellenwert weiblicher Erwerbstätigkeit in Erfahrungsberichten und Lebensprotokollen von Frauen aus der DDR (Susanne Diemer), "Selbstbilder karriereorientierter Frauen in der Bundesrepublik und in der DDR" (Magdalene Deters/Susanne Weigandt) sowie "Image und Alltag der Journalistin in der Bundesrepublik" (Barbara Baerns). Horst Laatz gibt in seinem Aufsatz "Klassenkampf und individuelle Wertorientierung" einen Überblick über die Entwicklung der soziologischen Forschung über Frauen in der DDR. Darüber hinaus enthält dieser Band das Referat von Sabine Gries und Dieter Voigt über "Kindesmißhandlung in Deutschland".
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