Bei der Subprime- und der aus ihr folgenden Finanz-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise handelt es sich um ein globales Ereignis, welches aufgrund seines Ausmaßes mit der großen Depression des letzten Jahrhunderts vergleichbar ist. Selten standen Banken, Geld- und Fiskalpolitik so im Rampenlicht – und in der Kritik. Letztere wirft Fragen auf und hat, neben Neuen, auch historischen Theorien wie die von Keynes wieder aufleben lassen. Dabei wurden bisher gültige Paradigmen der Geldpolitik auf den Prüfstand gestellt, wodurch sich entscheidende wirtschaftswissenschaftliche Postulate herauskristallisierten, welche den Praxistest nicht bestanden haben. Hierzu zählt die Annahme, dass Finanzmärkte stabil sind und ohne Friktionen funktionieren. Zudem hat sich gezeigt, dass beide die geldpolitischen Ziele und die Wirkung der Geldpolitik selbst beeinflussen. Letzteres gilt auch für Vermögenspreisschocks. Die daraufhin entstanden Debatten zur Krisenbekämpfung und -prävention beschäftigten sich im groben mit vier Punkten: erstens mit der geldpolitischen Rolle der Vermögenspreise, zweitens mit der damit verbundenen Rolle der Finanzmärkte, drittens mit den Zielsetzungen der Zentralbanken und viertens mit den getroffenen Maßnahmen. Bezüglich der ersten Debatte besteht dahingehend Einigkeit, dass Vermögenspreise im Allgemeinen eine bedeutende Rolle für die Geldpolitik spielen. Dies gilt im hohen Maße für Immobilienmärkte, da diese von allen Assetklassen das höchste Vermögens- und Kreditvolumen aufweisen. Allerdings zählen Immobilien zu der Assetklasse deren Bewertung die größten Fehldeutungspotenziale aufweisen. Während im anglo-amerikanischen Raum das Forschungsgebiet der „Real Estate Economics" sich mit diesbezüglichen Fragestellungen auseinandersetzt, wurden Immobilien unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten in Deutschland bislang kaum behandelt. Bemerkenswert ist dabei, dass insbesondere jene Länder mit den Folgen der Krise zu kämpfen haben, deren Immobilien- und Finanzmärkte Ähnlichkeiten mit den besser erforschten angloamerikanischen Märkten aufweisen. Bei der zweiten Debatte besteht gemäß Weber der Konsens, dass die Geldpolitik die Entwicklungen auf den Finanzmärkten in Zukunft genauer beobachten muss. Wie dies jedoch geschehen soll ist unklar, da nicht nur die Erfassung von kreditinduzierten Immobilienpreisblasen, sondern auch das Danaer der Kompetenzerweiterung an die Geldpolitik in Bezug auf Aufsicht und Regulierung Gefahren birgt. Die dritte Debatte befasst sich mit der Frage, ob die Zentralbanken überhaupt die richtigen Ziele verfolgen. Zwar gingen innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte die Inflationsraten weltweit tendenziell zurück, allerdings nahmen die Finanzmarktturbulenzen und die Schwankungen bei den Vermögenspreisen, welche jeweils mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten einhergingen, zu. Neben der Erweiterung der Zielkataloge durch „Finanzmarktstabilitäts-" und „Vermögenspreisblasenverhinderungsmandate", steht auch die Preisniveaustabilität auf dem Prüfstand. Gerade Letztere sorgte für Diskussionen, da diese, gemeinsam mit den ungewöhnlichen geldpolitischen Maßnahmen zur Krisenüberwindung, die Angst vor volkswirtschaftlichen Kollateralschäden schürt. Die Angst und der damit verbundene Aufruf nach einer passenden Exit- Strategie bildet die Basis der vierten Debatte. Dabei steht fest, dass eine Exit- Strategie institutionelle Aspekte wie Transparenz, Glaubwürdigkeit und Flexibilität umfassen muss. Sollte es den Zentralbanken nicht gelingen eine Entspannung der Märkte und einen Rückzug aus den Engagements zum richtigen Zeitpunkt zu realisieren, so könnte dies die Basis für eine noch gravierendere Krise als Subprime-Krise bilden.
Aktualisiert: 2021-12-03
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