14. Bericht 1995-1996
Roland Böhmer, Miroslav Chramosta, Thomas Mueller, Zora Parici-Ciprys
Der vorliegende Bericht der Kantonalen Denkmalpflege gibt Rechenschaft über ihre Tätigkeit in den Jahren 1995/96. Gleich aufgebaut wie in den beiden letzten Bänden, werden ausführliche Darstellungen einzelner wichtiger Objekte der Auflistung stichwortartiger Kurzberichte gegenübergestellt. Damit entsteht ein Eindruck von Vielfalt und Fülle in einem Gebiet der Verwaltung, in dem sich der hoheitliche Auftrag besonders stark mit Kulturpflege und Kulturpolitik verbindet.
Das Verzeichnis der Publikationen im Anhang mit stattlichem Umfang dokumentiert die Fülle der Forschung in der Bau- und Kulturgeschichte des Kantons.
In einer Zeit, da ländliche Gebiete bald nur noch als Bebauungslücken erscheinen, ist das Hauptfeld der Denkmalpflege die gebaute neuere und neueste Umwelt, die vielfach anonym und gesichtslos oder angestrengt originell erscheint. Hier gilt es, die echten, originalen Zeugen der Architektur und Geschichte zu erhalten und oft auch zu retten.
Die Vielfalt der Probleme wird in den einzelnen Berichten deutlich. Grundsätzliche Konflikte bleiben oft unlösbar, wie beim Totalabbruch der Strafanstalt Regensdorf. An verschiedenen Beispielen wird gezeigt, dass auch bauliche Sonderfälle überlebten: So bei der Semper-Sternwarte in Zürich, bei dem als kirchlicher Annexbau getarnten Bunker in Schlieren, beim Löwenpavillon in Feldbach Hombrechtikon, bei der Ferggerei/Villa in Hausen, bei der Wallfahrtskirche St. Antonius in Egg und bei der Arbeitersiedlung Jägerstrasse in Winterthur.
Weitere interessante Einzelfälle stellen dar: die St. Oswaldkapelle in Nürensdorf, das Bienenhaus in Bonstetten, die Brücken in Andelfingen und Dürn-ten, das Guyer-Zeller-Grabmal in Bauma, die Trotte in Neftenbach. Oft liegt die Chance eines Gebäu-des in der besonderen Eignung für den Nutzungs-wechsel, so beim Geschäftssitz der Firma Volkart in Winterthur.
Spezielle Aufmerksamkeit galt der Erhaltung wertvoller Ausstattung oder Dekoration: spektakulär war die Rettung des Gemeindehauses in Embrach, das sich als ehemaliges Gesellenhaus mit reich beschnitzter spätgotischer Decke entpuppte. Zur gleichen Baugattung gehörte das wiederhergestellte Haus Zur Stube in Rheinau. Das sogenannte Meyerhaus in Knonau erwies sich als ehemaliger Gasthof. Bereits bekannte bedeutende Ausstattungselemente konnten gesichert werden im Unteren Leihof Wädenswil, im Weiler Rechberg bei Schönenberg, im Langhaus Mies Stäfa, im Gasthaus Hirschen Oberstammheim und im Kleinen Neuberg in Zürich.
Die Grund-Baugattungen im Kanton sind mit zahlreichen Beispielen vertreten: reformierte Kirchen in Bauma, Benken, Bubikon, Fehraltorf, Fischenthal, Hütten, Kilchberg; Bauernhäuser in Bachs, Bassersdorf, Bonstetten, Bubikon, Fischenthal, Flurlingen, Hochfelden, Kloten, Schlieren, Schönenberg; dazu kommen der Gasthof Hirschen in Oberstammheim, die ehemalige Mühle in Hombrechtikon/Feldbach und die sogenannte Küblerscheune in Ossingen.
Einige Male konnten auch Ensembles von Bauten gesichert werden, so im Rechberg Schönenberg und im Mies Stäfa oder im Dorf Bachs, im Kirchbezirk Uster oder beim Gemeindehaus Ossingen. Ein ’selbstverständliches‘ denkmalpflegerisches Engagement des Kantons wird in der Restaurierung des Zunfthauses Zur Saffran in Zürich oder des Frauengasthauses in Rheinau sichtbar, ein neues in der Betreuung der einzigartigen Fabrik- und Parkanlage Neuthal bei Bäretswil.
Selbstverständlich als Tradition, aber immer wieder bedenkenswert als besonderer Einsatz ist die Betreuung der Landhäuser, Villen und Schlösser, diesmal gezeigt in Erlenbach, Herrliberg (Verlust), Horgen, Regensberg und Wald. Als verhältnismässig seltene Fälle erscheinen Restaurierungen von Schulhäusern (Horgen) oder Erhaltung und Verlust von Trafostationen (Fischenthal, Ossingen, Schlieren).
In Küsnacht gelang die Erhaltung eines typischen Einfamilienhauses der vorletzten Jahrhundertwende (1903), während in Zollikon die Erhaltung eines markanten Zeugen des ‚Neuen Bauens‘ von 1932-1933 leider nicht gelang.