Afrikanisches Christentum – Anspruch und Theologie
Ein Beitrag zum Verhältnis von Offenbarung und Kontext
Simon Matondo-Tuzizila
Der Autor setzt sich mit der geschichtlichen Wirklichkeit der christlichen Zugehörigkeit der Afrikaner und der ihr zugrunde liegenden Offenbarungstheologie auseinander. Hierzu greift er den von Papst Paul VI. legitimierten Begriff eines „afrikanischen Christentums“ auf mit dem Ziel, ein geschichtlich und anthropologisch angemessenes Verständnis dieser Wirklichkeit herauszuarbeiten und ihren theologischen Anspruch mitzudenken. Dem entsprechen die zwei Teile der Studie. Der erste Teil thematisiert das christliche Selbstverständnis der Afrikaner, wie es sich auf der Ebene des einfachen Volkes artikuliert und wie es in den kirchlichen Dokumenten und den theologischen Abhandlungen zum Vorschein kommt. Das Ergebnis dieses Teils ist: Christsein bedeutet für die Afrikaner Geschichtsmächtigkeit der afrikanischen Völker und Heilsbedeutsamkeit für Afrika. Dies sehen sie im Ereignis der Offenbarung selbst begründet. Diesem Anspruch geht der zweite Teil nach. Es wird gezeigt, dass der ihm zugrunde liegenden Problematik – nämlich wie sich eine geschichtlich- partikuläre Gestalt des christlichen Glaubens zur ihrer christlichen Identität verhält bzw. welches Verständnis des christlichen Glaubens sich daraus ergibt, dass die Gläubigen ihn nur im Zuge einer ganz bestimmten Geschichte bekennen – letztendlich mit den üblichen theologischen Paradigmen von Inkulturation, Befreiung und Wiederaufbau nicht beizukommen ist. Einen Ausweg bietet das hermeneutische Prinzip der Kontextualität der Offenbarung: Vor dem Hintergrund des biblisch bezeugten Offenbarungsgeschehens und seiner Wiederentdeckung auf dem II. Vatikanum zeigt sich, dass Gottes Offenbarung in direktem Zusammenhang mit der je konkreten Erfahrung der Völker steht, zu denen die Menschen gehören, die den „christlichen Anspruch“ angenommen haben.