Albert Thebell, Physiker und Fälscher
Roman
Ursi Anna Aeschbacher, Gianfranco D'Anna, Roland Kollert, Barbara Sauser
Dieser Roman basiert auf einer wahren Begebenheit: Zwischen Januar 2000 und April 2002 wurde in fünfzehn Artikeln in den grössten wissenschaftlichen Zeitschriften, Nature und Science, von spektakulären Entdeckungen in der Festkörperphysik berichtet, durch die sich neue technologische Perspektiven eröffnen würden – fähig, die Geschichte der Wissenschaft zu verändern. Unterzeichnet waren sie von einem jungen Forscher, einem Angestellten eines bekannten amerikanischen Labors, während angesehene Wissenschaftler als Koautoren figurierten.
Ab Mai 2002 stellte sich heraus, dass die Daten gefälscht waren. Die Hoffnungen der internationalen Wissenschaftsgemeinde lösten sich in Luft auf.
Alle fragten sich, wie so etwas möglich gewesen war. Man gab dem Karrieredenken die Schuld, dem Wettlauf um Publikationen in renommierten Zeitschriften, der Nachlässigkeit der Experten; man definierte Verhaltenskodizes und Bildungsprogramme für junge Forscher.
Der Autor, selbst Physiker und indirekter Zeuge der Geschichte, rekonstruiert – fiktional, aber plausibel – die Fakten und macht Ambitionen und Fehler sichtbar. Situationen, Rollen und Figuren entspringen der Fantasie, während die wissenschaftlichen Fälschungen der Wirklichkeit entsprechen.
‚Die Ehrlichkeit muss als Eckpfeiler der wissenschaftlichen Ethik betrachtet werden. Nicht nur im Ruf des Wissenschaftlers …, sondern auch im Bild und der Glaubwürdigkeit des Berufs des Physikers in den Augen der Kollegen, Regierungen und der Öffentlichkeit widerspiegelt sich die Lauterkeit bei der Formulierung, Durchführung und Auswertung wissenschaftlicher Forschung. Es ist wichtig, dass die Tradition des ethischen Verhaltens sorgfältig eingehalten und künftigen Generationen mit Begeisterung vermittelt wird.‘ (American Physical Society)
Die deutsche Erstveröffentlichung erscheint im Rahmen der ch-reihe. Das italienische Original wurde bei Mursia unter dem Titel Il Falsario veröffentlicht.
Gianfranco D’Anna, 1960 in Zürich geboren, ist im Tessin aufgewachsen. Er hat einen Doktortitel der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) in Physik. Heute ist er Physikdozent und schreibt. Albert Thebell, Physiker und Fälscher ist sein erster Roman.
Die Übersetzerin Barbara Sauser, 1974 in Bern geboren, lebt in Bellinzona. Seit 2009 ist sie freiberufliche Lektorin und Übersetzerin aus dem Italienischen, Russischen und Polnischen.
Aus dem Inhalt:
‚Nun setzte sich ein unvermeidlicher Prozess in Gang – oder war es eine Entscheidung? In bestimmten Augenblicken ist es illusorisch zu glauben, dass man noch eine Entscheidung treffen kann. Wenn eine ganze Reihe von Schaltern nur noch darauf wartet, von Null auf Eins gestellt zu werden, von zu auf offen. Thebells Gleichgewicht war höchst instabil und eine winzige emotionale Störung reichte, damit der Übergang von selbst eintrat. Rasend schnell, ja, in einem einzigen Augenblick durchpflügte nun eine Lawine erstaunlicher Umwälzungen sein Bewusstsein. Und es lag ausserhalb menschlicher Fähigkeiten, das zu verhindern.‘