Alkohol und Eugenik
Ein Versuch über Gerhart Hauptmanns künstlerisches Selbstverständnis
Bernhard Tempel
Die Studie spannt einen weiten Bogen von Hauptmanns Anfängen als Dramatiker bis zu seinem Spätwerk. Die Untersuchung des Alkoholmotivs in seinem Werk und Leben – mit einem umfangreichen biographischen Kapitel – erweist sich als aufschlußreich für das künstlerische Selbstverständnis des schlesischen Dichters, der nur vorübergehend in den Bann der Abstinenzbewegung geriet, sich bald als inspiriertes Medium begriff und dem Alkohol kreativitatsfördernde Wirkung zuschrieb. Da Hauptmann sich durch die Eugeniker, die durchweg Alkoholgegner waren, in seiner künstlerischen Identität bedroht sah, kommt er zu einer Kritik von Eugenik, Rassenhygiene und NS-‚Euthanasie‘, die nicht primär moralisch, sondern in seinem künstlerischen Selbstverständnis begründet ist.