„als hättest du ein Stück Japan eingepackt“
Briefe von Mutsuko Ayano aus ihrer Studienzeit in Deutschland
Hilaria Gössmann, Maren Haufs-Brusberg
„Ich bemühe mich, in diese Gesellschaft hineinzuwachsen“, schreibt die Studentin Mutsuko Ayano (1956–1983) kurz nach ihrer Ankunft in Westdeutschland 1981 ihrer Familie in Japan. Diese Briefe zeichnen jenes Bestreben nach und sind vom Wunsch der jungen Frau geprägt, zur Verständigung zwischen Japan und Deutschland beizutragen. Die Aufnahme ihrer Promotion im Fach Germanistik an der Universität Trier hätte der Beginn eines jahrzehntelangen Einsatzes für die japanisch-deutsche Verständigung sein können. Doch Mutsuko Ayanos Hoffnungen und Zukunftsträume finden ein jähes Ende, als die 27-Jährige 1983 Opfer eines Raubüberfalls wird, an dessen Folge sie verstirbt. Ihre Briefe enthüllen das Bild einer neugierigen, lebenslustigen und zugleich nachdenklichen jungen Frau. Sie stellen ein Zeitzeugnis dar, das das Leben in Westdeutschland zu Beginn der 1980er Jahre, betrachtet durch die Augen einer Japanerin, lebendig werden lässt. Mutsuko Ayanos Beobachtungen zur deutschen und japanischen Gesellschaft sind inspirierend für jeden Kontakt mit dem „Anderen“.
Eindrucksvoll zeigen ihre Briefe, wie man in eine andere Gesellschaft hineinwachsen und zugleich die eigene Herkunftskultur bewahren und wertschätzen kann. Mutsuko Ayano verleiht vielen, bis heute aktuellen Fragen des interkulturellen Zusammenlebens eine Stimme und hinterlässt so trotz ihres frühen Todes einen wertvollen Beitrag zum Verständnis japanisch-deutscher Begegnungen und interkultureller Erfahrungen.