Amazonen der Arena
Zirkusartistinnen und Dompteusen
Stefanie Haerdle
Während die bürgerliche Frau noch Korsett trug und in ihrem Bewegungsradius
auch sonst sehr eingeschränkt war, sprengten weibliche Herkulesse im Zirkus
die Ketten, betteten ihr Haupt ins Maul eines Löwen, zeigten Kunststücke
auf Pferderücken und am Trapez, wurden anerkannt und bewundert. Oftmals
unverheiratet, präsentierten sie ihren Körper und ihre Leistung in der Öffentlichkeit,
arbeiteten auch als Mütter weiter, verdienten ihren Lebensunterhalt
selbst und bereisten die ganze Welt. Sie waren kaltblütig und stark, mutig und
durchsetzungsfähig, selbstbewusst und unerschrocken. Ihr Künstlertum war
schillernd und unkonventionell, dabei aber weit weniger anrüchig als das von
Theaterschauspielerinnen, Sängerinnen und Tänzerinnen. Und doch war das
Leben im Zirkus hart und entbehrungsreich, ein »Drahtseilakt zwischen Freiheit
und Disziplin, Unabhängigkeit und Abhängigkeit«.
Es gibt wohl keine Berufswelt, in der Frauen so früh und gleichberechtigt
ihren Platz eingenommen haben wie in der Manege. In diesem reich bebilderten,
sorgfältig recherchierten Buch sind Biographien von erfolgreichen
Artistinnen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus allen Sparten der Zirkuskunst
versammelt. Darunter: Claire Heliot, Margarete Kreiser- Barum, Ida Krone,
Constance und Paula Busch und Hélène Dutrieu.