America First?
Die US-Kirchen und ihre Haltung zum Zweiten Weltkrieg
Christian Werner
»America First« ist keine Erfindung des US-Präsidenten Donald Trump. Es war der Slogan einer Bewegung um den Luftfahrtpionier Charles Lindbergh in den Jahren 1939 bis 1941. Mit Millionen Amerikanern lehnte er die Beteiligung an dem aufziehenden Konflikt in Europa und Asien ab. Aber für den US-Präsidenten Franklin Delano Roosevelt war der Nationalsozialismus eine existenzielle Herausforderung. Wie Lindbergh und Roosevelt sehr unterschiedliche Positionen vertraten, ging der Riss in dieser Frage durch die ganze amerikanische Gesellschaft und spaltete auch die Kirchen.
Theologen wie Reinhold Niebuhr bemühten sich, durch religiöse, ethische und politische Impulse die Außenpolitik der USA mitzugestalten. Amerikanische Präsidenten von Eisenhower bis Obama bezogen sich wiederholt auf die »Niebuhrianische Wende«. Wenn wir heute das »andere Amerika« jenseits von Donald Trump begreifen wollen, müssen wir uns mit den Wurzeln der deutsch-amerikanischen Beziehungen und der besondere Rolle amerikanischer Kirchen in der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen.
Theologians like Reinhold Niebuhr tried to contribute to the US foreign policy by providing religious, ethical and political impulses. American presidents from Eisenhower to Obama repeatedly referred to the »Niebuhrian turn« in explaining their foreign policy. If we want to understand the »other America« beyond Donald Trump we have to look at the roots of the German-American relations and at the special role of American churches during the time of National Socialism.