Analogie des Seienden
Gustav Siewerth
Dieser Traktat zeigt zunächst die wesentliche Bedeutung der Analogie für das Denken von Substanz und Akzidens, Akt und Potenz, Sein und Seiendem. Einmal mehr ertönt die Warnung vor der seinsvergessenen Begriffsunivozität, der nachthomanischen Scholastik, der Brutstätte des modernen rationalistischen Szientismus, dem das Analogiedenken – das einzig metaphysisch seinsgerechte und somit «exakte» – als ein unseriöses, dichterisches, für strenge Wissenschaft unverwendbares erscheint.
So steht auch dieser subtile, scheinbar weltfremde Traktat in Wahrheit mitten in den weltgeschichtlichen Entscheidungen der Menschheit; er ist durchwaltet von dem gleichen apokalyptischen Ernst wie «Das Schicksal der Metaphysik von Thomas zu Heidegger». Wenn Siewerth hier nebenbei, in fast telegrammartiger Kürze, die Systeme der Neuzeit an der Analogie des Seienden mißt und zu leicht befindet – Scotus und Suarez, Spinoza und Leibniz, Kant, Hegel und Husserl – so geht es diesem tief bejahenden Geist niemals um die Freude an Kritik und Polemik, sondern um die zentrale Vision des Seins, die den davon Faszinierten zeitlebens nicht losließ. Eingeordnet in das Gesamtwerk gibt der vorliegende Traktat erst seinen ganzen, konkreten Gehalt preis.