Angeweht
Gedichte und Prosa
Werner Eduard Saemann
„Vom Gefühl nur so viel, dass es verstanden wird.“
Der Lyriker Werner Saemann und sein neustes Buch „Angeweht“
Als ich – vermittelt durch die Lyrikerin Brigitta Weiss – die langjährigen und vielfältigen Gedichte Werner Saemanns kennen lernte, hielt sich seine Prosa gleichsam noch im Nebenraum auf. Und doch war schon ersichtlich, dass sie einmal ihr eigenes Recht fordern würde. So dicht, so stimmig, so genau geriet diese Prosa zumal dann, wenn die autobiographische Substanz spürbar wurde. Und so kamen nach Jahren, in denen Werner Saemann in seinen ersten Büchern aus der Fülle seiner Lyrik schöpfte, jene, in denen seine ganz persönliche Prosa zum ganz eigenem Zeitdokument reifte. Nun tritt der Prosaist zur Seite, hält Ausschau nach den Gedichten der letzten Jahre – und stellt selbst staunend fest, dass da mehr gereift ist, sehr viel mehr als nur „Beiwerk“.
Ich erinnere mich der Poetin Carola Matthiesen, die einmal die Ansicht äußerte, den hohen Anspruchs des „Dichters“ könne der stellen, dem ein jedes Thema zur Lyrik würde. Womit wir wieder bei Werner Saemann wären. Sein poetisches Werk ist überaus heterogen, was die Formen, die Inhalte, ja, auch die Qualität betrifft. Gerade das ist sein Reichtum. Und ich lobe mir die alte romantische Poetik, der es nicht so sehr um das geht, was wir mit den Worten, als vielmehr um das, was die Worte mit uns machen.
„Urteile“ und „Antworten“ können genauer und kostbarer geraten, wenn ihnen das scharfe eigene Misstrauen begegnet. Wer nicht länger „alleine fragen“ will, dem bleibt nichts anderes übrig, als dass er sich als Lyriker mit seinen (kritischen! das dürfte gewollt sein) Lesern auf einen gemeinsamen Weg begibt. Hier spricht nicht mehr der Kapitän, hier spricht einer aus der Mannschaft. Der den anderen vielleicht noch eines voraus hat: das genaue, das treffende, das passende Wort!
Rüdiger Jung, Bad Endbach – Bottenhorn, den 18.02.2018