Annäherung ans Fremde durch sprachliche Bilder
Die Region Polen und ihre Ritter in Dichtungen des Hochmittelalters
Martin-M. Langner
Polnische Ritter in mittelalterlichen Dichtungen deutscher Adliger? Unerwartet ist diese Frage! Man vermutet vielleicht, dass die Erwähnungen von Rittern aus der Region Polens in unbekannten, abgelegenen Texten des Mittelalters auftreten. Jedoch ist erstaunlich festzustellen, dass es einige prominente Texte sind, die diese Ritter aus dem östlichen Europa nennen: das Nibelungenlied, das Rolandslied, die Klage, sie treten in einigen Dietrich-Epen auf und werden in Liedern des Hoch- und Spätmittelalters besungen. Jede einzelne Nennung scheint unbedeutend und ohne Belang. Zusammengenommen jedoch und miteinander in Verbindung gesetzt, ergibt sich ein deutliches Bild polnischer Ritter, die sich freundschaftlich zu anderen Rittern verhalten, die freigiebig, stark und kampfbereit sind. Der vorliegende Band zeichnet das Bild polnischer Ritter zum ersten Mal nach und präsentiert überraschende und interessante Ergebnisse. Zunächst entwickelt der Autor eine theoretische Vorstellung davon, was ein literarisches und sprachliches Bild bedeutet und leistet, dann wendet er diese Bestimmung des sprachlichen Bildes konsequent auf die Interpretation der Äußerungen über polnische Ritter in der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters an. Die Ergebnisse des Bandes regen an, den Bildern von Rittern aus anderen Regionen Europas in der deutschsprachigen Literatur nachzugehen.