Anthropologie des Raumes
Untersuchungen zur Beziehung zwischen räumlicher und sozialer Ordnung im Süden Burkina Fasos
Andreas Dafinger, Beatrix Heintze, Karl-Heinz Kohl
Raum hat ohne Frage als sprachliches und damit auch normatives System zu gelten und wird in der vorliegenden Studie, auf diesem Gedanken aufbauend, als Prozess dargestellt – Raum weniger in seiner Existenz, denn vielmehr in seinem Geschehen zu begreifen. Der Akt räumlicher Gliederung wird hier in einer interdisziplinären und methodenübergreifenden Weise mit anderen Feldern sozialen Handelns verknüpft und die Wechselbeziehungen mit Fragen politischer und sozialer Grenzziehung, mit Prozessen der Identitätsbildung, religiösen und politischen Herrschaftsansprüchen in das Zentrum der räumlichen Analyse gestellt. Die Zwangsläufigkeit des Raums wird als steuerndes Element gesellschaftlicher Ordnung dargestellt.
Die Verschmelzung sozial konstituierter mit natürlichen Merkmalen führt zu einer Selbstverständlichkeit räumlicher Ordnung und der damit verknüpften sozialen Normen und Konzepte. Die Wahrnehmung und Reproduktion des Raums gestaltet sich als Teil eines zu weiten Strecken verdeckten sozialen Diskurses, in dessen Zentrum die Kontrolle über die gesellschaftliche Ordnung steht.
Ziel des Verfassers ist es aufzuzeigen, in welchem Maße diese soziale und herrschaftslegitimierte Dimension des Raums von den Angehörigen der untersuchten Gesellschaft thematisiert und instrumentalisiert wird. Die empirische Grundlage dieses Werkes stützt sich auf vier, insgesamt sechzehn Monate umfassende Feldforschungen, die der Autor zwischen Oktober 1994 und Januar 1998 bei den Bisa Burkina Fasos unternommen hat. Diese entstanden im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 268 „Westafrikanische Savanne“ an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Diese detailgenaue Studie bietet allen Ethnologen und Kulturwissenschaftlern, die an der Analyse räumlicher Ordnung und ihrer Reproduktion interessiert sind, umfangreiches Material zu weiteren vergleichenden Forschungen.