Apathie bei Demenzen
Verlauf, Korrelate und Beeinflussbarkeit durch psychosoziale Interventionen auf Seiten der Pflegenden
Lena Köller
Im Verlauf einer Demenzerkrankung treten neben kognitiven Beeinträchtigungen üblicherweise auch neuropsychiatrische Symptome auf. Apathie erweist sich in zahlreichen Untersuchungen als das häufigste bzw. als eines der häufigsten neuropsychiatrischen Symptome bei Demenzen. Sie ist mit unterschiedlichen nachteiligen und unerwünschten Konsequenzen für die Gesundheit der Betroffenen assoziiert, jedoch mittels medikamentöser Therapien nur sehr begrenzt behandelbar. Die Apathy Evaluation Scale (AES) ist eine der psychometrisch robustesten Skalen zur Erfassung der Apathie. Die deutschsprachige Übersetzung (AESD) verfügt ebenfalls über angemessene psychometrische Eigenschaften. In dieser Studie wurde mit Hilfe der deutschsprachigen Fremdeinschätzungsversion, der AESD-I, eine Stichprobe von 100 in Privathaushalten lebenden Menschen mit Demenzen und 80 pflegenden Angehörigen untersucht. Erstmals wurde die interne Konsistenz der AESD-I an einer solchen Stichprobe überprüft. Zudem wurde die Prävalenz der Apathie ermittelt. Weiterhin wurde der Verlauf der Apathie über einen mittleren Zeitraum von 6,83 Monaten analysiert. Für die Lebenssituation von Menschen mit Demenzen bedeutende Variablen wie die kognitive Leistungsfähigkeit, die Fähigkeit zur Durchführung der Aktivitäten des täglichen Lebens, die Lebensqualität und die subjektive Belastung der pflegenden Angehörigen wurden in Hinblick auf mögliche Korrelationen mit der Apathie untersucht. Des Weiteren wurde geprüft, ob sich für die Therapie neuropsychiatrischer Symptome bereits bewährte psychosoziale Interventionsmaßnahmen wie Kommunikationstrainings für pflegende Angehörige und Pflegekräfte und der Einsatz speziell geschulter Ehrenamtlicher ebenfalls als wirksam bei der Behandlung der Apathie erwiesen. Die AESD-I wurde zur Beantwortung der hier behandelten Fragestellungen in publizierten Studien bisher nur in Einzelfällen bzw. noch gar nicht eingesetzt. Erkenntnisse wie die aus dieser Studie können dazu beitragen, die Erkrankten und ihre Angehörigen aufzuklären und Therapien bestmöglich einzusetzen.