Arbeitsrealitäten und Lernbedarfe wenig qualifizierter Menschen
Anne-Kristin Bindl, Joachim Schroeder, Marc Thielen
Die Arbeitsrealitäten und Lernbedarfe von Menschen, die als „funktionale Analphabeten“ bezeichnet werden, sind selten Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Die vorliegende Studie geht mit verschiedenen empirischen Zugängen den Lebenslagen, Bildungsverläufen und Erwerbskarrieren dieser gesellschaftlich stigmatisierten sozialen Gruppe nach.
Mit den Untersuchungsergebnissen kann der verbreiteten Auffassung entgegen getreten werden, dass Menschen mit geringer Grundbildung per se chancenlos auf dem Arbeitsmarkt seien. Desweiteren wird gezeigt, dass die Inanspruchnahme von Lese- und Schreibangeboten oftmals in einem engen Zusammenhang mit den Anforderungen in der Arbeitswelt steht, die bislang vorgehaltenen Grundbildungs- und Alphabetisierungskurse jedoch nur bedingt diesen beschäftigungsbezogenen Lerninteressen von Kursteilnehmenden gerecht werden.
Mit detaillierten Arbeitsplatzanalysen werden die Anforderungen an Schriftsprachlichkeit in „Einfachtätigkeiten“ beschrieben, also in Jobs, in denen Menschen mit geringen formalen Bildungsqualifikationen üblicherweise eine Beschäftigung finden. Es wird verdeutlicht, dass die an solchen Arbeitsplätzen abverlangten Literalitätskompetenzen in Fort- und Weiterbildungskonzepten bislang jedoch ebenso wenig berücksichtigt werden wie im schulischen und berufsvorbereitenden Unterricht.