Archivare zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik
Institutionen, Schriftgut, Geschichtskultur
Markus Friedrich, Sarah Schmidt, Jessica von Seggern
Der vorliegende Band versammelt die Beiträge der Tagung „Weimars (un)getreue Archivare?“, die am 26. und 27. November 2020 als gemeinsame Tagung der Universität Hamburg und des Staatsarchivs Hamburg stattfand.
Archivgeschichte wird in der Weimarer Republik oft von ihrem Ende her, von den persönlichen Kontinuitäten und Diskontinuitäten nach 1933, gedacht. Im vorliegenden Band wird die Zäsurerfahrung 1918/19, die das Ende des wilhelminischen Kaiserreiches markierte, ins Zentrum der Diskussion gestellt. Welche theoretischen, methodischen und personalpolitischen Einschnitte im Archivwesen gingen mit der politischen Neukonfigurierung unter föderalen und republikanischen Vorzeichen einher? Aufgezeigt wird die Heterogenität der staatlichen und nichtstaatlichen Archivlandschaft im Kaiserreich wie auch in der Weimarer Republik. Diese blieb in ihrer Komplexität erhalten und war – in Weimar – von Konflikten gekennzeichnet, in deren Zentrum nicht selten die archivalische Überlieferung selbst stand.
Die Beiträge verfolgen daher weniger das Ziel zu erklären, wie aus Weimars Archivaren Nationalsozialisten oder Gegner des Nationalsozialismus wurden; stattdessen spüren sie ausgehend von den zentralen oft mannigfaltig verbundenen Akteuren der Reaktion von Archivaren auf den „Systemwechsel” 1918/19 und ihrer gesellschaftlichen Positionssuche in der Weimarer Republik nach.