Aristoteles und die Pflanzen – So sind die Pflanzen, sie sind sehr unterschiedlich
Aristoteles, Peter Goedings
Die aristotelische Schrift „Über Pflanzen“ ist weniger bekannt als verschiedene andere Schriften von Aristoteles, wie über Ethik, Politik und Metaphysik. Dennoch findet man in ihr bemerkenswerte und für das heutige Naturverständnis noch immer anregende Sichtweisen auf die pflanzliche Natur und ihren Zusammenhang mit dem elementaren Umraum von Sonnenwärme, Luft, Wasser und Erde.
Aristoteles geht in dieser Schrift grundsätzlichen Fragen nach: inwiefern hat eine Pflanze eine Seele und gibt es eine pflanzliche Geschlechtlichkeit, welchen Stellenwert haben Blätter, Blüten und Früchte, und wie entstehen diese pflanzlichen Organe aus dem an der Sonnenwärme reifenden Saftstrom der Pflanze? Ebenso werden „ökologische“ Gesichtspunkte zum Einfluss von Boden- und Wasserqualität ausführlich behandelt. In jeder dieser Abhandlungen ist zu spüren, wie das damalige griechische Denken von einer organischen Auffassung der Natur, worin ein jegliches pflanzliches Organ zwar seine eigene Bedeutung, aber auch seinen spezifischen Stellenwert innerhalb der gesamten Pflanze und ihrer Umgebung hat, geprägt war.
Es wurde mit der neuen Übersetzung und Herausgabe beabsichtigt, diese organische Sichtweise auf die Pflanzenwelt zu beleuchten. Dazu wurde der Text absatzweise analysiert und mit Deutungsvorschlägen, botanischen Beispielen sowie Abbildungen der griechischen Flora ergänzt.
Aristoteles war ein sehr sorgfältiger Beobachter, und hat sich seine Begriffe an der Pflanze gewissenhaft gebildet. So kann auch heute noch diese Schrift zu einer erneuten Aufmerksamkeit und Begeisterung für die Pflanzenwelt beitragen. Es bleibt ein Genuss, im Nachvollzug dieses Textes zu erleben, wie Aristoteles, als Erster in der Geschichte der botanischen Wissenschaft, dank seiner großartigen Naturliebe eine der Pflanzenwelt gemäße, und für die damalige Zeit logische, denn in sich organische Ordnung anlegt.
Zum Autor: Dr. Peter Goedings hat nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium ein Studium der Chemie und Biologie absolviert, und ist in der klinischen Forschung der pharmazeutischen Industrie tätig.