Aspekte postmodernen Erzählens im amerikanischen Film der Gegenwart
Anthrin Steinke
Wer ist der Mörder von Renee in Lost Highway? Wie lässt sich erklären, dass Max in Videodrome von Fernsehgeräten aus angesprochen wird? Und: Welche Wahrheit wird in Fight Club erzählt?
Der amerikanische Film der Gegenwart (1980er bis Anfang der 2000er Jahre) führt Geschichten vor, die enigmatisch sind. Oft existieren mehrere Wirklichkeiten nebeneinander, die Zeit läuft nicht geradlinig, sondern ist divers strukturiert. Möbius-Bänder, Rhizome und „fluid borders“ sind allenfalls Konzepte, die aktuellen Filmen eine Form geben. Solch scheinbar unstrukturierte Filme sind Reflexionen der Postmoderne.
In der vorliegenden Arbeit wird das vage Konzept des postmodernen Kinos in einem Teilbereich, der Filmnarratologie, präzisiert. Dabei wird ein erzählanalytisches Modell für Filme entwickelt, das strukturalistisch fundiert ist und eine sinnvolle Alternative zum bewährten kognitiv-perzeptiven Modell darstellt. Es erweist sich als geeignetes Verfahren, mit dem die neu etablierte Filmform „postmodern erzählter Film“ erfassbar wird. Der postmodern erzählte Film liest sich wie ein Gegenprogramm zum klassischen Hollywoodfilm. Er ist eine strukturelle Reflexion unserer alltäglichen Realität ebenso wie eine Reaktion auf eine veränderte Art des filmischen Verstehens. Anhand einer Typologie werden seine Merkmale verdeutlicht: Zahlreiche Filme, von L’Année dernière à Marienbad (1961) bis Eternal Sunshine of the Spotless Mind (2004), werden in diesem Rahmen diskutiert.
Kritisch überprüft werden die Theorien des postmodernen Erzählens im amerikanischen Film anhand von Fallstudien zu Videodrome, Lost Highway und zu Fight Club. Gleichzeitig werden Antworten zu Fragen wie dem Mörder von Renee, dem Fernseh-Dialog mit Max und der Wahrheit in Fight Club entwickelt.