Aufgezeichnete Erinnerungen
Schriftinszenierungen im Spätwerk Erica Pedrettis
Regula Bigler
Die vorliegende Studie macht das noch wenig bekannte Spätwerk Erica Pedrettis zugänglich, in dem die Künstlerin ihre beiden Ausdrucksseiten als Autorin und bildende Künstlerin verbindet. In den drei Zyklen „Heute“ (2001), „Von Hinrichtungen und Heiligen“ (2001) und „Szenenwechsel“ (2005) überschreibt Pedretti Zeitungsblätter, Heiligenbilder und eigene Fotos handschriftlich, den kurzen biographischen Text „fremd genug“ (2010) unterbrechen skizzenhafte Illustrationen. Die sprachlichen Einheiten treten in ein Wechselspiel mit anderen Medien, die Schrift kann gelesen und auch betrachtet werden.
Die werknahen Analysen führen vor, wie Pedretti ihre zentralen Motive (Erinnerung, Heimat, Exil) und literarischen Stilmittel (Collage, Montage, Wiederholungen, Bildlichkeit), die ihre Arbeiten vor 2000 kennzeichnen, neu auch intermedial ausgestaltet und welche Funktion das Medium der Handschrift als Kippfigur zwischen Text und Bild dabei übernimmt.
Die Studie reflektiert Pedrettis Werk an der Schnittstelle von zwei zentralen Leitmotiven unserer Kultur: Schrift und Erinnerung. Sie stellt die unterschiedlichen Spielformen Pedrettis vor, die in einer computergeprägten, scheinbar durchdigitalisierten Welt die zeitlosen Fragen nach individuellen und kollektiven Prozessen des Erinnerns und deren Darstellung stellt.