Auskunftei-Informationen zur Reduzierung des Zahlungsausfallrisikos im Online-Handel
Empirische Analyse und Ansatz zur Verbesserung der Auskunftei-Wahl
Marcus Siegl
Unternehmen im Online-Handel (B-to-C) in Deutschland stehen vor der wachsenden Herausforderung das Zahlungsausfallrisiko wirtschaftlich zu steuern. In der Praxis erfolgt dies gegenwärtig v. a. durch Restriktion des Angebots an Bezahlverfahren im Online-Shop eines Unternehmens. Dabei dominieren aktuell zwei Strategien: Unternehmen bieten entweder ausschließlich Bezahlverfahren an, bei denen aus Unternehmenssicht gar kein oder ein nur sehr geringes Zahlungsausfallrisiko besteht (z. B. Vorauskasse) oder sie entscheiden kundenindividuell ob z. B. Rechnungskauf angeboten wird. Dabei ist zu beachten, dass eine Strategie der Risikovermeidung durch grundsätzlichen Ausschluss bestimmter Bezahlverfahren sich in der Praxis aufgrund von Kundenpräferenzen häufig als suboptimal herausstellt, da in diesem Fall viele Konsumenten den Kaufvorgang abbrechen können. Alternativ setzt eine kundenindividuelle, risikoadjustierte Gestaltung des Angebots an Bezahlverfahren voraus, Konsumenten transaktionsspezifisch und in Echtzeit bezüglich ihres Zahlungsausfallrisikos zu bewerten. Zu diesem Zweck haben sich verschiedene Verfahren etabliert, bei denen insbesondere negative Zahlungserfahrungen mögliche Risikoindikatoren darstellen. Für eine entsprechende Informationsbereitstellung stehen spezialisierte Dienstleister, sog. Auskunfteien, zur Verfügung. Diese sammeln, verarbeiten und beauskunften in Echtzeit Zahlungserfahrungen, die insbesondere bei der Risikobewertung von Neukunden von hoher Bedeutung sein können. Das Werk präsentiert Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zur Reduzierung des Zahlungsausfallrisikos bei B-to-C-Transaktionen und unter Berücksichtigung von Auskunftei-Informationen marktführender Anbieter. Aufgrund syntaktischer und semantischer Unterschiede in der Auskunftserteilung wird eine Anbieter-übergreifende Vergleichsbasis für Auskunftei-Informationen vorgestellt. Diese bildet die Grundlage zur Überprüfung der These, dass die mit dem Bezug von Auskunftei-Informationen verbundenen Transaktionskosten – insbesondere aufgrund von Fehlklassifikationen – je nach gewählter Auskunftei variieren können. Zudem wird ein Ansatz präsentiert, mit dem ein Unternehmen diejenige Auskunftei ermitteln kann, bei der die zu erwartenden Transaktionskosten im Rahmen einer kundenindividuellen Steuerung des Zahlungsausfallrisikos voraussichtlich am geringsten sein werden.