Ausnahmen, Skalen, Komplimente & Co.
Der lösungsfokussierte Ansatz nach Steve de Shazer und Insoo Kim Berg
Verena Stollnberger
Lösungsorientierung ist heute eine im Umfeld von Psychotherapie und Coaching sehr gängige Ausrichtung. Probleme zu sezieren gilt nicht mehr als ‚in’, nach Ausnahmen vom Problem zu suchen und die Aufmerksamkeit auf mögliche Lösungen zu richten, entspricht viel mehr dem Zeitgeist. Solution focused brief therapy umfasst jedoch weit mehr als einen einfachen Fokuswechsel vom Problem zur Lösung. Ziel ist eher eine kleine Veränderung im Denken des Klienten zu bewirken, um dadurch große Veränderungen in seinem Leben in Gang zu setzen. Die Eröffnung neuer Möglichkeiten passiert über sprachliche Prozesse, denn mit dem Reden verändern Menschen ihre Ideen. Schilderungen des Problems führen zum Erstarren der sprachlichen Strukturen, alternative Optionen können dann kaum noch wahrgenommen werden. Eine Diskussion um die Möglichkeiten von Lösung eröffnet dagegen Wege einer Umsetzung derselben. Einer der maßgeblichen Pioniere bei der Entwicklung dieser Denkweise war der amerikanische Soziologe Steve de Shazer. Ausgehend von Milton Ericksons’ Zielorientierung entwickelte er in über 30 jähriger Forschung gemeinsam mit seiner Frau Insoo Kim Berg und dem Team des Brief Family Therapy Center in Milwaukee den „Lösungsfokussierten Ansatz“. Die wichtigsten Elemente der Methode, die de Shazer selbst als „simpel but not easy“ bezeichnete, sind tatsächlich schnell dargestellt, denn Klarheit und Einfachheit waren ihm immer ein Anliegen. Die sprachlichen Prozesse im Rahmen des Therapiegesprächs so zu gestalten, dass die erkundeten, analysierten und ausgeweiteten Ausnahmen vom Problem zur Lösung führen, bedarf dennoch großen therapeutischen Fingerspitzengefühls. Es gilt den Klienten zu ermächtigen und zu bestärken, seine Erfolge und Fähigkeiten, für welche die Ausnahmen stehen, als eigenen und ausbaufähigen Beitrag zu sehen. Das vorliegende Buch bietet einen theoretischen und praktischen Hintergrund, das Instrument der Sprache dahingehend zu nutzen, hierfür die richtigen Fragen zu stellen.