Austauschpädagogik und Austauscherfahrung
Sprach- und Kommunikationslernen durch Austausch
Siegfried Baur
In diesem Band geht es um Pädagogik, um Sprachen und Kulturen. Der Titel dieses Buches könnte dazu verleiten, die Dimension der Sichtweise einzuengen und an eine philanthropische Art zu denken Anderen zu begegnen. Dem ist nicht so. Austausch als Partnerschaft zwischen den Bürgerinnen und Bürger von Städten und Dörfern, Austausch als Partnerschaft zwischen Schulklassen, Austausch als Partnerschaft zwischen Erwachsenen und Jugendlichen verschiede-ner Sprachen und Kulturen führt nach anfänglichen „good will“–Erklärungen sehr schnell zu Reibungen, zu Konflikten, die von unseren Konstruktionen des Anderen (Vorurteilen, Klischees), unseren Zuschreibungen herrühren. Austauschpädagogik hat somit sehr viel mit Konfliktpädagogik zu tun, mit einem Aushandeln von Positionen und Sichtweisen, mit einem mühsamen und langsamen Prozess der Konsenssuche, weg von den Differenzen und hin zu den Gemeinsamkeiten.
Der erste Teil beschäftigt sich mit den pädagogischen Grundprinzipien von Begegnung und Austausch, mit begegnungspädagogischen Ansätzen, mit inter-nationalen Städtepartnerschaften und mit den Visionen und Illusionen und schließlich auch mit der Friedenserziehung für welche Begegnungen konstitutive Elemente sind, wie man am Deutsch-Französischen Jugendwerk in exzellenter Weise sehen kann.
Und es werden Erfahrungen präsentiert, unterschiedliche, aus Wien und Ungarn, aus Südtirol, einem immer angenommenen Modelland für interkulturelle Kommunikation, Erfahrungen von einem Austauschprojekt an der Adria, dessen Stärken und Schwächen, von einem Austauschprojekt in einem ehemaligen Grand-Hotel der vorletzten Jahrhundertwende in Toblach in Südtirol. Der Band schließt mit einem Projekt, das nicht realisiert werden durfte und das die politische Dimension von Begegnungen in das Zentrum der Aufmerksamkeit rückt.