Ausverkauft
Arbeitswelten von Verkäuferinnen in der Bundesrepublik Deutschland 1950-1999
Manuela Rienks
Von Tante Emma zur Schlecker-Frau und schließlich zur Computer-Kasse im menschenleeren Supermarkt des 21. Jahrhunderts – diese Entwicklungen im Einzelhandel seit den 1950er Jahren zeichnet „Ausverkauft“ empirisch dicht, mit hohem Detailgrad und mit neuartigem methodischen Zugriff nach. Durch den praxeologischen Zugang auf raum-zeitliche Phänomene wie Selbstbedienung, Computerisierung der Kassen, Rationalisierung, Teilzeitarbeit und Ladenschluss gelingt es, das komplexe Bild der geschlechtsspezifischen Arbeitszusammenhänge und Hierarchien im Einzelhandel zu erklären. Die Verkäuferinnen spielen in dieser Geschichte die Hauptrolle: Sie dienen als weibliche Arbeitskräfte allen außer sich selbst: ; den Kundinnen und Kunden im Laden unter hohem Zeitdruck, und den Unternehmen, für die sie arbeiten und die sie tagtäglich repräsentieren; und ihren Familien mit ihrem Zuverdienst und ihrer Care-Arbeit. Individuelle Beispiele von jungen Filialleiterinnen und altehrwürdigen Kassiererinnen können die geschlechtsspezifische Diskriminierung im Einzelhandel, und der gesamten Dienstleistungsbranche, nicht aufwiegen. Und so zeigt diese Studie, wie die Arbeitswelt des 20. Jahrhunderts die geschlechtsspezifische Ungleichheit in der Gesellschaft stets aufs Neue hervorbrachte und verfestigte.