E-Books / Autopoiesis und Narration
Wolfgang Isers Schriften über Emergenz. Ein Essay
Helberger Martina
,Wie entsteht etwas?“ Diese Frage hat Wolfgang Iser (1926–2007) als Titel seines posthum veröffentlichten „Emergenz-Fragments“ in Betracht gezogen. Als Zusatz ergänzte er, dass es sich bei seinem Vorhaben um ein ,,Gedankenexperiment“ handle. Der vorliegende Essay befasst sich mit Isers Projekt, in welchem er den ,,Dingen“ in ihrer Wandlungsfähigkeit und der Entstehung von ,,Neuem“ auf den Grund gehen will. In seinem interdisziplinären Vorhaben betrachtet er somit ,,Emergenz“ in der Literatur, in der Natur und im Kosmos als das Erscheinen von Etwas, das es bisher nicht gegeben habe. Dies gelte insbesondere für den gesamten Bereich der Kultur, die dadurch entstehe, dass der Mensch seine ,,Artefacte“ selbst produziere, weil es ihm an jenen für das Tierreich geltenden Festlegungen mangle. Einen großen Stellenwert misst Iser der Bedeutung der Imagination des Lesers bei, die, wie aus seinen Werken hervorgeht, durch das Ungesagte und das Unsagbare in der Literatur ausgelöst wird. Weiters befasst sich der vorliegende Essay damit, Isers kosmologische, ,,kybernetische“ literatur- und naturwissenschaftliche Narrative einer näheren Betrachtung zu unterziehen. In diesem Zusammenhang werden die ,,Modalitäten von Emergenz“ und das kreative Prinzip der Autopoiesis beleuchtet, welches Iser in verschiedenen deutsch- und englischsprachigen Publikationen beschrieben hat.
Martina Helberger (Austria) 29. September 2021