Balance

„Ich war ein Zwitter, der das Wachs zweier verloschener Kerzen in sich trug, ich war und bin es auch noch, ein Mensch mit zwei Ansichten, zwei Kopfstimmen und noch mehr Moralen“
Daniel Schneiders Erstlingsroman berichtet vom Weg eines Menschen zwischen den Zweifeln seines Lebens, den sich selbst zerworfenen Facetten seines Namens. Anti-Held ist der junge Simon Aktäon Büchel, genannt Simak – früh zur Waise geworden und in der grellen Metropole Egom von den Zinsen seiner Erbschaft lebend. Jäh endet sein Behème-Dasein in den Künstlervierteln, als die geheimnisvolle Margaretha ihn einlädt, fortan ihr einsames Haus am Waldrand zu bewohnen. Bei seiner Ankunft dort ist Margaretha verschwunden.
Mit der alten Haushälterin Donja verlebt Simak drei Jahreszeiten und drei Daseinsformen. Dem Sommer sinnloser Lebenslust in Egom folgen das träge Verdämmern der Zeit eines tatenlosen Herbstes, dann die gefühlslose Kälte eines Winters im „Denkraum“ des Philosophen, schließlich die aufberstende Sinnlichkeit eines schwärmerischen Frühlings an der Seite der schönen Kurtisane Verita. Vergebens: Wofür er sich aufgeben will, entgleitet ihm, um neue Leere zu hinterlassen. Simak muss sich seiner Selbstverzweiflung stellen, Seele und Körper zersplittern lassen und zusammenfügen – sich selbst gänzlich verloren geben, um sich und sein Dasein als „Balance“ zwischen Teilheit, Vielheit und Einheit zu erkennen.