Begegnungs-Räume. Begegnung und Beziehung in Inklusionspartnerschaften
Alternative Formen der Gestaltung von Beziehungen in inklusiven Sozialräumen
Christiane Drechsler
Sozialraumentwicklung in Zusammenhang mit der Behindertenrechtskonvention hat gemeinhin zu tun mit der Schaffung von Barrierefreiheit, mithin von Teilhabemöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen im öffentlichen Raum. Somit, zumindest in der Theorie, entstehen Begegnungsmöglichkeiten von Menschen mit und ohne Behinderungen.
Ob tatsächlich durch die reine Nutzung des gemeinsamen Sozialraums quasi automatisch Begegnung entsteht, ist jedoch fraglich: zu lange lebten Menschen mit und ohne Behinderung in Parallelgesellschaften; ein Umstand, den auch die Umstrukturierung der Behindertenhilfe im Zuge von Psychiatriereform und Normalisierungsprinzip nicht ändern konnte.
Die Planung und Durchführung eines Projekts zur Persönlichen Zukunftsplanung im Freizeitbereich von Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung in einem inklusiven Wohnprojekt im Norden von Hamburg verfolgte nun einen völlig neuen Ansatz: Mit Hilfe von Inklusionspartnern ohne Behinderung und einem Unterstützerkreis aus Freunden, Eltern sowie weiteren Personen aus dem sozialen Umfeld konnten die planenden Personen mit Behinderung ihre Interessen und Wünsche (wieder)entdecken. Ein wichtiges Ziel des Projekts war es, Wege aufzuzeigen, wie Menschen mit teils schwersten Behinderungen selbstbestimmt und individuell ihre Freizeit gestalten können.
Damit verbunden war der Ansatz zur Sozialraumentwicklung: Durch den Aufbau von Angeboten zur gemeinsamen Freizeitgestaltung behinderter und nicht behinderter Menschen soll das Quartier Wulfsdorf eine Aufwertung an Wohn- und Freizeitqualität erfahren.
Zentral für die wissenschaftliche Begleitung waren zwei Interviewreihen mit den planenden Personen und den Inklusionspartnern sowie den Mentorinnen. Die Auswertung der Interviews brachte zum Teil erstaunliche Ergebnisse: Nicht immer ging es um ein »Mehr« an Angeboten, genauso wichtig konnte das Ankommen bei sich und am (noch relativ neuen) Wohnort oder der Aufbau einer Freundschaft sein. Ziel und Inhalt des Buches ist es, die Beteiligten zu Wort kommen zu lassen: Vielleicht dient dieses Beispiel als Hilfe für den Start ähnlicher Projekte in anderen Zusammenhängen.