Bekenntnisse eines Lemuren
Roman
György Buda, László Garaczi
Ein humaner und absurd-komischer Bericht von den Schrecknissen des Abgerichtetwerdens: László Garaczi führt seinen Erzähler, dem der Eintritt in ein befriedigendes Liebes- und Sexualleben nicht so recht gelingen will, mit der Aufnahme in den Militärdienst tiefer in die goldenen Jahre des ungarischen Sozialismus hinein. Aber dieses Buch ist keine Militärklamotte, es ist keine humoristische Erinnerung an Albernheiten eines ohnehin belachten Systems – und es ist auch keine Anklage gegen die Inhumanität dieses Systems! Unmenschlichkeit und Brutalität hat der Erzähler lange vor dem Militär kennengelernt, schon in der Schule, schon in der Familie (Territorien, die Garaczi schon in seinem zweiteiligen Roman Die wunderbare Busfahrt erkundet hat); Unmenschlichkeit steckt gewissermaßen im Herzen dieser Welt, Erniedrigung und Missbrauch gehören zum täglichen Geschäft der Menschen, das Militär ist nur ein weiterer Schauplatz, an dem diese Fähigkeiten brillant trainiert werden.
Der junge Mann mit dem Spitznamen ›Knochen‹ ist bereit, alles zu tun, um diesem Abrichtungs-system zu entgehen, bevor er gebrochen wird, bricht er sich lieber selbst den Arm. Unbestimmte, undeutliche Wünsche und Sehnsüchte treiben ihn an, die zu formulieren er nicht in der Lage ist; stattdessen sammelt er Wörter, seltsame, komische Ausdrücke, notiert sie in sein Heft und bleibt, vorerst, stumm – eine Ahnung vielleicht, dass nur das Wahrnehmen, das Benennen und am Ende das Aufschreiben aus der Lähmung und aus dem Grauen der Verhältnisse hinausführen können. Paradoxerweise schafft er am Ende, was ihm zu Anfang verwehrt blieb: nun, da er ein ›Mann‹ ist, erhört ihn Kamilla doch noch.
László Garaczi hat sich inzwischen als unbestechlicher Chronist der Erziehung und Anpassung an erniedrigende Bedingungen in die europäische Literaturgeschichte hineingeschrieben.
‚László Garaczi gibt uns mit Witz und Furor Bilder, wie wir sie seit – wann auch immer, vielleicht seit Jean Paul nicht mehr gelesen haben: Große Literatur, deren Tragik – falls das hier überhaupt eine zuständige Kategorie sein kann – darin besteht, dass sie komisch ist.‘ (Guido Graf, Basler Zeitung)
‚Die Komplexität aus Humor, Ironie und herzzerreißender Tragik – auf sprachlicher wie auch auf kompositorischer Ebene – machen diesen Roman zu Garaczis liebenswertesten, wenn nicht bisher besten überhaupt.‘ (Péter Dérczy, Prae)
‚Garaczi gehört zu jenen ungarischen Dichtern, die sich durch amerikanische Vorbilder anregen lassen (abwegig wäre es nicht, in diesem Zusammenhang Woody Allen zu nennen)‘ (Zsuzsanna Gahse, Der kleine Bund)