Berlin in Trümmern
Ernährungslage und medizinische Versorgung der Bevölkerung Berlins nach dem II. Weltkrieg
Andreas Dinter
Berlin, im Mai 1945: Die Hoffnung der Deutschen, daß mit der Waffenruhe ein Ende von Hunger, Not und Allgegenwart des Todes eintreten würde, hatte sich als Trugschluß erwiesen. Selbst die Kriegsgegner Deutschlands waren vom Zustand der ehemaligen Reichshauptstadt erschüttert: Berlin ist verwüstet – das Transportwesen zusammengebrochen – Telefon zusammengebrochen – Wasserversorgung zusammengebrochen – überall Ruinen – ganze Stadtviertel sind unpassierbar. Die nationalsozialistische Kriegspolitik hatte Deutschland in eine gesundheitliche Katastrophe gestürzt, die sich in ihrem ganzen Ausmaß erst in den frühen Nachkriegsjahren zeigen sollte. Insbesondere die Seuchen, seit jeher Begleit- und Folgeerscheinung des Krieges, bekamen eine seit Jahrzehnten überwunden geglaubte Bedeutung. Infektionskrankheiten, die viele Ärzte nur noch aus der Vorlesung kannten, breiteten sich epidemisch aus.
Das hier vorliegende Buch ist eine Bestandsaufnahme des katastrophalen Zustandes der kommunalen Infrastrukturen der Reichshauptstadt nach dem II. Weltkrieg. Anschaulich und genau recherchiert, wird der schwierige Wiederaufbau des Öffentlichen Gesundheitswesens einer in vier Verwaltungssektoren geteilten Millionenstadt beschrieben. Es macht uns bewußt, wie komplex und ausbalanciert die Infrastrukturen einer Großstadt zusammenwirken müssen, um das für jeden selbstverständliche Zusammenleben von Millionen von Menschen überhaupt ermöglichen zu können. Ein Buch nicht nur für Ärzte – sondern für alle, die sich für das kaum mehr bewußte organisatorische Fundament der modernen Zivilisation interessieren.